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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Einbildung; so weit vom Land entfernt hatte nur unzerstörbarer, biologisch nutzloser Kunststoff die hungrigen Mäuler des Meeres überlebt.
    Sanft in der Dünung des Ozeans schaukelnd, erstreckte sich der Abfall bis zum Horizont, wo eine kleine, unorganisierte Flotte von Booten umherstreifte. Und dahinter zeichnete sich ein unheildrohendes Band dunkler Wolken ab.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, das Meer war warm. Die Arche befand sich im Pazifik, zwischen Hawaii und Kalifornien.
Dies war das Zentrum des nordpazifischen Subtropenwirbels, eines riesigen Strudels von Meeresströmungen in solcher Tiefe, dass ihnen nicht einmal das Versinken des Landes viel ausgemacht hatte. Und es war der Ort, wo aller Abfall, der durch alle Kanalisationen in alle Flüsse und dann in alle Meere gespült wurde, schließlich landete.
    »Der Mülleimer der Welt, mit einem Durchmesser von zweitausend Kilometern«, sagte Lily.
    »Ja.« Piers blickte aufs Meer hinaus. Seine markante Nase schälte sich vom Sonnenbrand, sein häufig geflickter AxysCorp-Overall war schäbig und ausgeblichen. »Wir sehen hier aber nicht die Gesamtmenge des Mülls, nicht mal einen Bruchteil davon. Kunststoff ist an sich unzerstörbar, aber eine Plastiktüte kann zerkleinert, zerfetzt, zerkaut, erodiert und in Stücke gerissen werden. Am Ende ist sie dann nur noch eine Teilchenwolke im Wasser, so gut wie unsichtbar. Sie wandert durch die Mägen von Fischen und wird wieder ausgeschieden, aber nie reduziert oder absorbiert. Fast der gesamte Kunststoff der Welt, der seit den 1950er Jahren produziert worden ist, eine Milliarde Tonnen, existiert noch irgendwo auf der Welt.«
    »Erstaunlich. Er hat die Zivilisation überdauert, die ihn hervorgebracht hat.«
    »Oh, mit Leichtigkeit. Er wird zweifellos auch die Menschheit überdauern. Eine Million Jahre vielleicht, bis irgendein Bakterium die Fähigkeit entwickelt, ihn zu fressen. Was für ein Beitrag zur Biosphäre!«
    »Und wir fahren mitten hinein.«
    »Es muss sein, meine Liebe. Es muss sein.«
    Lily blickte sich um. Die Arche wurde von anderen Wasserfahrzeugen
begleitet, einer kleinen Flottille von Segelschiffen, Booten mit Solarantrieb und Flößen, die aus Abfällen - alten Reifen und Wellblechstücken - zusammengestoppelt waren und unter Segeln aus zerrissenen Decken und Laken fuhren. Einige dieser Wasserfahrzeuge waren so klapprig, dass sie kaum von dem Müll zu unterscheiden waren, den sie durchquerten, als wären sie aus ihm zusammengewachsen. »Wir könnten ohne unsere Eskorte auskommen. Sie folgen uns wie Seemöwen einem Wal. Irgendwie peinlich.«
    »Sie folgen nicht uns, sondern dem Taifun.« Piers zeigte auf den schwarzen Klecks am Horizont.
    Er hatte recht. Wenn das Wasser sich erwärmte, wurde das Meer unproduktiver, der Ertrag an Fischen und Plankton verringerte sich, und im Oberflächenwasser gab es kein Leben mehr. Aber ein Taifun rührte das Wasser auf, über das er hinwegzog, und holte nährstoffreiche kältere Schichten von unten herauf, so dass es in seinem Gefolge eine kurze Blüte des Lebens geben konnte. Darum mussten Boote, Flöße und Schiffe, selbst die mächtige Arche, den Stürmen wegen der von ihnen angelockten Fischschwärme auf den Fersen bleiben.
    Doch es war eine riskante Angelegenheit. Das wärmere Meer nährte machtvolle Stürme, und der Verlust von so viel Landfläche gab den Taifunen mehr Spielraum. Ein Taifun war ein zorniger und unzuverlässiger Ernährer.
    Piers nahm Lilys Fernglas und suchte den Horizont ab.
    »Wonach hältst du Ausschau?«, fragte sie. »Nach einer Barbiepuppe, zur Vervollständigung deiner Sammlung?«
    »Nach der New Jersey , wenn du’s unbedingt wissen willst.« Es handelte sich um eines der Atom-U-Boote, die von der
US-amerikanischen Rumpfregierung in Denver betrieben wurden und noch immer im Weltmeer patrouillierten. »Wir haben vorhin ein Ortungssignal empfangen. Daraufhin haben wir versucht, per Sonar Kontakt aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Bei all der Aktivität hier im Wirbel wäre ja eigentlich zu erwarten, dass die Regierung Notiz davon nimmt.«
    »Sie werden uns wahrscheinlich Steuern für den Abfall abknöpfen, den wir einsammeln«, sagte Lily.
    »Da hätte Nathan aber vielleicht noch ein Wörtchen mitzureden«, murmelte Piers, das Fernglas an die Augen gedrückt.
     
    Die Arche näherte sich der kleinen Gruppe von Wasserfahrzeugen im Inneren des Abfallkontinents. Die tiefe Vibration des Decks ließ nach, als die Turbinen gedrosselt wurden. Lily

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