Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
hatte, gab es ansonsten keine Gelegenheit mehr dazu. Aber dies war ein überfülltes, schmutziges Meer.
    »Ich weiß nicht recht, Manco. Hat Mum wirklich gesagt, es sei okay?«
    Er schob die Unterlippe vor; er hatte die Sturheit seines Vaters und seiner Großmutter geerbt. »Ich würde dich doch nicht anlügen . Mum sagt, wenn du mitkommst, ist es in Ordnung.«
    Lily seufzte. »So, sagt sie das?« Das war typisch für Kristie, die nicht darüber erhaben war, Manco auf diese Weise zu benutzen, um einen weiteren billigen Sieg über ihre Tante zu erringen. Jetzt hatte Lily die Wahl, entweder ihren Großneffen zu enttäuschen oder Stunden in einem Gummianzug zu verbringen und in einem dreckverkrusteten Meer herumzupaddeln.
    Piers zog belustigt eine Augenbraue hoch. »Ach, euch passiert schon nichts, Lily. Sieh nur, die Taucher reinigen gerade das Wasser.«
    Lily blickte nach unten. Ein Tauchertrupp der Arche war ins Wasser gesprungen, schob eine von orangefarbenen Schwimmern getragene Seilabgrenzung vor sich her und befreite einen zylindrischen Bereich der Meeresoberfläche vom Abfall. Weitere mit Harpunen bewaffnete Taucher stürzten sich in die Tiefe, um alle räuberischen Lebewesen - menschlich oder nichtmenschlich - fernzuhalten.

    »Ich ziehe meinen Gummianzug an«, versprach Manco. »Und meine Nasenfilter! Oh, bitte, Lily. Mum sagt, ich darf nicht rein, wenn du nicht mitkommst.«
    »Hier.« Piers warf Lily ein Satellitentelefon hin. »Wir bleiben in Verbindung.«
    »Danke.« Sie seufzte. »Ach, was soll’s. Komm.«
    Manco flitzte über das Deck in Richtung der Treppe, die zum Umkleideraum hinunterführte. Lily folgte ihm, bemüht, Piers die Genugtuung zu versagen und sich ihre Unlust nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

83
    Lily schlüpfte in einen Standardgummianzug, steckte Manco ebenfalls in einen und verbrachte trotz seiner Proteste lange Minuten damit, die Anzüge zu überprüfen; die Kälteschutzanzüge gehörten zu den Dingen, die sich schnell abnutzten, und Sorgfalt zahlte sich aus. Und sie befahl Manco, einen orangefarbenen Schwimmgürtel umzulegen, obwohl er hartnäckig behauptete, die seien was für »Babys«.
    Dann gingen sie wieder hinaus und kletterten eine Strickleiter hinab, die vom Deck neben dem Fockmast ins Wasser baumelte. Fröhlich sprang Manco das letzte halbe Dutzend Sprossen hinunter und planschte dann mit den anderen Kindern, die bereits im Wasser waren, unter lautem Gekreisch herum.
    Lily kletterte vorsichtiger hinunter und stieg in das kleine Schlauchboot, das ein Taucher für sie festhielt. Es trieb im Müll unmittelbar außerhalb des Schwimmerkordons. Sobald sie im Schlauchboot war, warf sie den Elektromotor an, um ein paar Meter vom Kordon wegzufahren. Der Bug des kleinen Bootes stieß Getränkeflaschen, Plastiktüten und Frischhaltefolie beiseite. Nichts von diesem Unrat konnte viel jünger als zwanzig Jahre sein, aber das meiste sah so frisch aus, als wäre es gestern erst aus der Fabrik gekommen. Jetzt, wo sie unten in dem riesigen Schmutzfilm war, stellte
Lily fest, dass er nur noch nach dem salzigen Seetang roch, der sich darin verfangen hatte.
    Sie ließ das Boot treiben. Das rhythmische Steigen und Fallen der Dünung, das Plätschern des Wassers waren beinahe tröstlich. Sie sah den Kindern zu, die am Fuß der riesigen grauen Mauer des Schiffes spielten. Einige von ihnen hatten einen Ball und warfen ihn mit lautem Geschrei hin und her, wobei sie sich über irgendwelche Spielregeln stritten. Andere, darunter Manco, schwammen einfach nur herum oder tauchten ein wenig - und ohne den Auftrieb der Schwimmgürtel wären sie gewiss viel länger unter Wasser geblieben. Es war häufig zu beobachten, dass die neue Generation der Kinder - die jüngsten unter ihnen hatten noch nie einen Fuß auf trockenes Land gesetzt - sich zum Meer hingezogen fühlte, zu den unendlichen Mysterien der Tiefen, die sie ständig umgaben. Lammockson machte sich Sorgen wegen der Arbeitsmoral dieser verträumten Ozeankinder, die eines Tages vielleicht die Geschicke der Arche in ihre Hände nehmen mussten, wenn die gegenwärtige Besatzung zu alt war, um weiter ihren Dienst zu versehen.
    Lily blickte am Rumpf der Arche entlang. Es kam ihr so vor, als triebe sie neben einer senkrechten Klippe. Überall auf der ganzen Länge des Schiffs waren Luken geöffnet, Strickleitern herabgelassen und Boote an kleinen Kränen zu Wasser gelassen worden, während die Müllsammler vorsichtig näher kamen, um Geschäfte zu

Weitere Kostenlose Bücher