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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Aber in den Niederlanden planen sie für Zehntausend-Jahres-Ereignisse. Wenn Sie sich vor einer Überschwemmung schützen möchten, mein Freund, engagieren Sie einen Holländer.«
    »Und dafür geben Sie also Ihr Geld aus«, sagte Gary mit gerötetem Gesicht. »Für dieses Floß.«
    Lammockson starrte ihn an. »Der Champagner schmeckt Ihnen, was?«
    »Wir sind alle keinen Alkohol gewohnt«, warf Lily hastig ein.
    Lammockson lachte. »Schon gut, Sie haben’s sich verdient - trinken Sie, so viel Sie wollen, sagen Sie, was Sie wollen. Mal ehrlich, wofür sollte ich mein Geld ausgeben? Hammond, mein Sohn, besucht die beste Privatschule in London. Alles, was ich tue, tue ich für ihn.« Er zeigte auf
einen pummeligen, missmutig dreinschauenden Jungen von ungefähr zehn Jahren, der einen Smoking trug und sich in der Nähe eines Kellners mit einem Weintablett herumdrückte. »Irgendwann ist er der Vater meiner Enkel. Aber auch für ein Kind kann man nur eine begrenzte Menge Geld ausgeben. Und sonst? Ich bin in Regenwäldern geklettert und habe in einer russischen Sojus den Mond umkreist. Schauen Sie sich meine Armbanduhr an.« Er wedelte Gary mit dem Arm vor dem Gesicht herum und zog seinen Ärmel hoch, um ein schweres Schmuckstück freizulegen. »Wissen Sie, was das ist? Eine Richard Mille RM004-V 7. Hat mich eine coole Viertelmillion gekostet. Und ich habe nicht nur eine Armbanduhr. Ich habe eine Uhren- Garderobe .«
    Gary grinste. »Ist ja toll.«
    »Aber ich kann immer nur eine Uhr zur selben Zeit tragen, oder?« Lammockson ließ den Blick über die Menge schweifen, die seinen Champagner trank. »Wissen Sie, die meisten dieser Burschen kapieren’s nicht. Selbst diejenigen, die viel mehr Geld gemacht haben als ich, sie kapieren’s einfach nicht. Aber ich habe das Gefühl, ihr versteht es. Ihr, die ihr die andere Seite des Lebens gesehen habt.«
    »Wir verstehen was?«, fragte Lily.
    »Dass all das … unsere bisherige Lebensweise … die Art, wie wir unser Geld verdient haben, bedroht ist. Alles verändert sich.«
    »Der Klimawandel«, vermutete Gary.
    »Ja. Insbesondere diese neue, beschleunigte Variante, der Anstieg des Meeresspiegels, Klimawandel im Schnellgang. Aber das soll nicht heißen, dass man nicht immer noch Geld
verdienen kann. Eine Zeit des Wandels ist eine Zeit der Chancen. Als Rom unterging, wurden manche Leute reicher als je zuvor. Und dabei gehörte ihnen schon halb Europa. Man muss bloß wissen, wann und wie man das Feld räumen sollte. Man muss Realist sein.«
    »Und Sie sind Realist, nicht wahr, Mr. Lammockson?«, sagte Lily.
    »Ich gebe mir Mühe. Nennen Sie mich Nathan. Wissen Sie, die alte Denkweise, der Hyperkapitalismus hinter dem Private-Equity-Spiel, das war schon immer eine Blase, und die platzt, sobald es ungemütlich wird. Der Wohnimmobilienmarkt in London zum Beispiel geht vor die Hunde. Alle kaufen das hochgelegene Gelände auf, Hampstead und die Chilterns, und das beeinträchtigt die gesamte Wirtschaft des Vereinigten Königreichs. Aber ich bin schon längst aus diesem Markt ausgestiegen. Jetzt mache ich ein Vermögen mit Disaster-Recovery-Projekten. Wissen Sie, was das ist? Wenn die Computer im Keller irgendeiner Bank wegen der Überschwemmungen den Geist aufgeben, sorge ich dafür, dass eine Backup-Suite in Aberdeen sofort für sie einspringt. Die Versicherungsbranche ist momentan ein weiteres offenes Ziel, die traditionellen Unternehmen brechen unter einer neuen Flut von Ansprüchen zusammen.«
    »Und die ›langlebigen Gebrauchsartikel von AxysCorp‹«, warf Lily ein. »Ich habe die Plakate gesehen.«
    »Richtig«, erwiderte Lammockson energisch. »Die Menschen spüren, dass wir das Wegwerfzeitalter hinter uns lassen. Deshalb legen sie jetzt verstärkt Wert auf Kleidung, die ein Jahrzehnt lang hält, auf Waschmaschinen und Autos, die
ohne Wartung ewig laufen, und solche Sachen. Und genau in diese neue Nische zielt mein Angebot.«
    »Während die Welt vor die Hunde geht, werden Sie also immer reicher«, konstatierte Gary.
    »Sie haben’s erfasst. Aber ich will nicht nur Geld verdienen. Ich finde, es ist an der Zeit, dass jemand Führungskraft beweist und zeigt, dass wir mit dieser unserer übel zugerichteten Welt zurechtkommen können.«
    »Jemand wie Sie.«
    Lammockson grinste. »Ihre Ironie entgeht mir nicht, mein betrunkener Freund. Aber Sie haben recht. Deshalb trete ich mehr und mehr an die Öffentlichkeit. Es ist eine bewusste Entscheidung und eine konzertierte Strategie.

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