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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Buch Mose, Kapitel zehn, Vers acht bis zehn: ›Kusch aber zeugte den Nimrod, der war der erste Gewaltherrscher auf Erden. … Und der Anfang seines Reiches war Babel, Erech, Akkad und …‹«
    »Babel?«
    »Die Sintflut lag erst ein paar Generationen zurück. Kapitel elf, Vers vier: ›Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis in den Himmel reicht.‹«
    »Aber Gott hat sie in alle Welt zerstreut, als sie den Turm bauten.«

    »Ja. Aber warum? Elf, sechs: ›Nunmehr wird ihnen nichts unmöglich sein, was immer sie sich vornehmen.‹ Das hat Gott über die Menschheit gesagt. Er hat uns gefürchtet, und darum hat er uns zerstreut. Wir haben diesen Vers auf großen Bannern an der Wand hängen, um die Arbeitskräfte zu motivieren. ›Nichts wird ihnen unmöglich sein, was immer sie sich vornehmen.‹«
    »Wow«, sagte Thandie. »Ihr fordert Gott heraus?«
    »Warum denn nicht, zum Teufel?«
    Lammocksons Funktelefon klingelte. Dann das von Lily, dann das von Hammond.
    Es war Piers, der von der Arche Drei aus anrief. Das Schiff wurde angegriffen.

91
    Gordo und Thandie trieben einen Hubschrauber auf, der sie alle zur Küste zurückbringen würde. Als die Maschine in Cripple Creek herunterkam, zerlegte sie einige der weniger stabilen Hütten, die sich in den engen Straßen drängten. Die Bevölkerung schien jedoch nicht allzu viel Angst zu haben. Lily nahm an, dass die Umgebung von NORAD zu den wenigen Gebieten auf dem Planeten gehörte, wo Hubschrauber noch alltäglich waren.
    Sie stiegen eilig an Bord. Grace jedoch blieb mit Gordo Alonzo zurück, um zum Projekt Nimrod gebracht zu werden, auf die Arche Eins, was immer das heißen mochte. Und Lily wusste, sie würde Grace niemals wiedersehen. Grace weinte. Sie hatten nicht einmal Zeit, um sich voneinander zu verabschieden, und der Lärm der Maschine hätte sowieso jedes Wort übertönt. »Vergib mir«, formte Lily mit dem Mund. Dann zog Thandie sie in den Chopper, Gordo hielt Grace fest, und der Boden fiel unter ihnen weg, bis Graces nach oben gewandtes Gesicht nur noch ein kleiner Punkt war.
    Kurz darauf verdrängte der Flug jeden anderen Gedanken. Lily konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal geflogen war - es brachte einen Schwall von Erinnerungen zurück, den Geruch von Leder, Segeltuch und Öl, die Vibration der rotierenden Flügel.

    Aus der Luft sah Lily, dass die Arche Drei Schlagseite hatte. Rauch quoll aus dem Maschinenraum, Öl ergoss sich auf die Meeresoberfläche. Die Brücke lag in Trümmern, und auf dem Sportdeck wütete ein Feuer. Soeben wurden die Rettungsboote zu Wasser gelassen; die orangefarbenen Fahrzeuge schwangen an ihren Davits.
    Und Flöße und Boote versammelten sich wie Haie um einen verwundeten Wal. Weitere waren unterwegs, eine Flotte primitiver Wasserfahrzeuge, die auf das havarierte Schiff zuhielten. Das Ausmaß des Angriffs war so gewaltig, dass man ihn sogar aus etlichen Kilometern Entfernung erkennen konnte.
    »Sieht aus, als wäre sie von einem Torpedo getroffen worden.« Lammockson wandte sich an Thandie. »Warum hat Ihr verdammtes U-Boot nichts unternommen?«
    »Es unternimmt doch gerade etwas.« Thandie zeigte auf einen schlanken Rumpf. »Die New Jersey wird zumindest Ihren Samenspeicher bergen, Nathan.«
    »Wir werden so viele Ihrer Leute retten wie möglich, Sir, dessen können Sie sicher sein«, sagte ein U-Boot-Offizier zu Lammockson.
    Als der Hubschrauber hinabsank, sah Lily, wie die ersten Enterer es mit der Crew auf den Strickleitern und dem Promenadendeck aufnahmen. Sie dachte an Piers, an Kristie und Manco und all die anderen dort unten, an denen ihr etwas lag, die einzige Welt, die sie seit vielen Jahren kannte. Und ich, fragte sie sich, wo werde ich von nun an leben? In einer Hütte an irgendeinem Berghang? Auf einem Floß?
    »Bringen Sie uns runter, verdammt.« Lammockson hing in der offenen Luke, eine Pistole in der Hand.

Fünfter Teil
    2041 - 2052 Anstieg des Meeresspiegels: 1800-8800 Meter

92
    AUGUST 2041
    Nathan und Hammond Lammockson trugen Piers eigenhändig aus dem Wrack der Arche. Er hing schlaff in ihren Armen, hochgewachsen, gebrechlich, die langen Beine angezogen wie eine Grille; ein Stück knochiger Unterarm ragte aus jedem Ärmel. Die Lammocksons mussten über einen wachsenden Archipel aus Rettungsbooten und Flößen klettern, teils Schlauchboote der Arche, teils provisorisch aus Trümmerteilen zusammengebaute Gefährte. Die voll besetzten Boote tanzten

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