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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unter ihren Füßen auf und ab, und es war ein Wunder, dass sie nicht im Wasser landeten, sie beide und der Mann, den sie trugen. Aber sie gingen weiter.
    Lily, Kristie und Manco hatten ein häufig geflicktes, aber funktionsfähiges Rettungsfloß für sich allein. Manco und Kristie kauerten im Schatten der zeltartigen Abdeckung des Floßes. Kristies ramponierter pinkfarbener Rucksack, der zu ihren Füßen lag, folgte ihr wieder einmal in eine neue Phase ihres Lebens. Der zehnjährige Manco schaute mit großen Augen um sich; er war nackt bis auf eine Badehose, die unförmige Schwimmweste und seine kostbare rote Baseballkappe mit der Aufschrift New Jersey . Kristie drückte ihn an sich, und wenn das Knallen der Gewehre oder die Schreie zu laut wurden, hielt sie ihm die Ohren zu und barg sein Gesicht an ihrer Brust.

    Die Lammocksons erreichten Lilys Floß. Sanft legten sie Piers in die Bilge. »Haben ihn auf dem Prom-Deck gefunden«, sagte Nathan schwer atmend. Er schwitzte stark. »Bewusstlos. Haben ihm seine Weste angezogen und ihn hergebracht.«
    Hammond stand nur da und massierte sich den Arm, das Gesicht zu einer finsteren Grimasse verzogen. Er sah aus, als hätte er selbst eine Verletzung erlitten. Hin und wieder blickte er zum Ufer hinüber, dorthin, wo sie Grace mit seinem ungeborenen Kind zurückgelassen hatten.
    »Ihr habt das Richtige getan«, sagte Lily. Sie warf Lammockson eine Wasserflasche aus dem kleinen Notvorrat des Floßes zu. Er trank einen kräftigen Schluck und goss sich noch etwas über den Kopf, bevor er Hammond die Flasche gab. Lily zuckte angesichts der Verschwendung ein wenig zusammen, doch es war nicht der richtige Moment, deswegen ein großes Tamtam zu machen.
    Sie sah auf Piers hinab. Der Boden des Floßes war nass, aber sie konnten ihn nirgendwo anders hinlegen. Sie rutschte nach vorn und bettete seinen Kopf auf ihren Schoß.
    Kristie saß da und starrte in Piers’ blasses, regloses Gesicht. »Vielleicht sollte man ihn lieber nicht bewegen.«
    Hammond grunzte. »Werft mal einen Blick unter seine Schwimmweste.«
    Lily beugte sich vor und zog den Reißverschluss der Weste auf. Es sah schlimm aus. Piers’ Overall und sein zerfetztes Fleisch vermischten sich in einer Lache klebrigen Blutes. »O Gott!«
    »Ich glaube, er hat einen Schuss in den Rücken bekommen«, sagte Hammond nüchtern. »Das sieht für mich wie eine Austrittswunde aus.«

    »Er ist im Kampf gefallen«, murmelte Lammockson. »Ich hab’s immer gewusst, dass es so kommen würde.«
    »Gibt es hier irgendwo einen Arzt?«, fragte Lily. »Doktor Porter oder Doc Schmidt - ist irgendjemand in der Nähe?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lammockson. »Und ich sehe momentan auch keine Möglichkeit, es rauszufinden. Tut mir leid - ihr seid auf euch selbst gestellt.« Auf einmal schien ihm die Puste auszugehen. »Herr im Himmel!« Er klappte zusammen, setzte sich auf den aufgeblasenen Boden des Floßes und wischte sich mit dem Handrücken die Stirn ab. »Wir müssen noch mal zurück, da sind immer noch Leute, die von dem Wrack runterzukommen versuchen. Aber ich bin völlig erledigt. Lass mich kurz verschnaufen, mein Sohn.«
    Hammond zuckte mit den Achseln. Wie immer in Nathans Schatten stehend, hatte er nicht vor, ohne seinen Vater irgendwohin zu gehen.
    Lily warf ihrer Nichte einen Blick zu. »Auf diesem Floß gibt es einen Verbandskasten, Kris. Schau, der Reißverschluss hinter dir. Kannst du ihn mir rübergeben?«
    Kristie saß eine lange Sekunde reglos da, ihren Sohn in den Armen. Dann verdrehte sie sich, um den Kasten zu holen. »Geh sparsam damit um. Wir wissen nicht, wie lange die Sachen da drin vorhalten müssen.«
    Sie hatte natürlich recht. Jetzt, wo die Arche starb, wo man die Besatzung wahrscheinlich nicht nach Colorado hineinlassen würde und wo sogar die New Jersey Abstand hielt, konnten sie nirgendwohin fahren, nirgendwo landen - sie würden nie wieder von diesem Floß herunterkommen. Aber Lily schob den Gedanken beiseite. Was blieb ihr anderes übrig?

    Kristie reichte ihr den Kasten. Lily öffnete ihn.
    »Nein.« Sie spürte eine Berührung an ihrem Handgelenk, kalt und feucht. Es war Piers. Seine Augen waren offen, und er sah zu ihr herauf, das Gesicht aus ihrer Perspektive verkehrt herum, der Mund vor Schmerz verzerrt. Es schien, als wäre ein Toter zum Leben erwacht.
    »Piers …«
    »Kristie hat recht.« Seine Stimme war undeutlich, ein Gurgeln; allein schon das Atmen schien ihm Schmerzen zu bereiten. »Du weißt es,

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