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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich vor. »›Spezielle Projekte‹«, brummte er. »Was für Projekte?«
    »Um darüber zu sprechen, sind wir hier, Nathan«, sagte Lily und warf Thandie einen Blick zu.
    Thandie zuckte mit den Achseln. »Es wird sowieso nicht viel länger geheim bleiben. Erzähl’s ihm.«
    »Projekte wie Arche Eins«, sagte Lily.

90
    Cripple Creek, ursprünglich eine armselige Siedlung, war für kurze Zeit reich geworden, als man in den 1890er Jahren auf dem Pikes Peak Gold gefunden hatte. Und als das Gold fort war, wurde der Ort eine Touristenfalle. Das Stadtzentrum bestand aus einer Reihe von Ladenfronten, die wie eine Westernkulisse aussahen, mit ehemaligen Geschenkartikelläden und Eisdielen. Ein verblichenes Schild versprach Touren zur Mollie Kathleen Gold Mine.
    Jetzt, im Zeitalter der Flut, breitete sich eine Hüttensiedlung aus Zelten und Baracken weit über den Kern der alten Stadt hinaus aus, eine riesige Flüchtlingsgemeinschaft, die sich an den Berghang klammerte. Obdachlose kampierten mitten im Herzen der Stadt, auf den Straßen, Parkplätzen und Vorhöfen stillgelegter Tankstellen.
    Thandies Gruppe wurde zu einem beschlagnahmten Restaurant gebracht. An der Tür war ein junger Soldat postiert, und das Fenster war mit Schildern gepflastert, die bekanntgaben, dass der Laden ausschließlich für amerikanisches Militärpersonal und Amtsträger der Regierung bestimmt war. Die nestartigen Unterkünfte der Obdachlosen reichten hier bis vor die Tür. Lily watete zwischen Hügeln aus Segeltuch und Plastik hindurch und bemühte sich, auf niemanden zu treten.

    Im Innern war das Restaurant sauber und zweckdienlich, aber ihm fehlte jeglicher Charakter. Der Mann, der allein an einem Tisch saß und einen Porzellanbecher Kaffee in beiden Händen hielt, war Gordon James Alonzo. Er stand auf, als sie eintraten.
    Lammockson übernahm wie immer das Kommando. Er ging schnurstracks auf Gordo zu und ergriff seine Hand. »Gordo, alter Knabe! Ich habe Sie seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    Gordo umarmte ihn. »Ja, und Sie schulden mir immer noch meinen letzten Gehaltsscheck, Sie Schurke.«
    Der ehemalige Astronaut musste in den Siebzigern sein, rechnete Lily aus, aber er stand so aufrecht und wirkte so fit und einschüchternd wie eh und je; seine blauen Augen blitzten noch immer. Er hatte jetzt keine Haare mehr, und seine blanke Kopfhaut war muskatbraun und glatt poliert, wie ein aus Holz geschnitztes Ei. Er trug eine schneidige Offiziersuniform der US Air Force.
    Sie nahmen an Gordos Tisch Platz, Thandie, Lammockson und Lily, Hammond und Grace. Die Besatzungsmitglieder der New Jersey , die Thandie begleitet hatten, setzten sich in eine Ecke und nahmen ihre Schirmmützen ab. Ein junger Soldat kam an den Tisch und bot ihnen allen Kaffee und Bagels an. Während Lammockson noch mit den Vorstellungen beschäftigt war, probierte Lily den Kaffee. Er erwies sich als aromatisch und frisch, der beste, den sie seit Jahren getrunken hatte.
    »Du kannst dem Kalten Krieg für den Kaffee danken«, sagte Thandie leise.
    »Versteh ich nicht.«

    »Ein Scherz auf meine Kosten«, sagte Gordo. »Ich arbeite in der Cheyenne Mountain Air Force Station, oder genauer: im Cheyenne Mountain Directorate. Frühwarnzentren für Luft- und Raketenangriffe, Raumfahrt-Kontrollzentrum und ein Haufen anderer Funktionen, alles hinter Betonschotts und Stahlwänden in siebenhundert Meter Tiefe unter dem Berg begraben. Als der Kalte Krieg abgeflaut war, wurde die Basis unter NORAD - das ist das Nordamerikanische Luftund Weltraum-Verteidigungskommando - in den Status ›warm standby‹ versetzt.«
    »Ich weiß, was NORAD ist«, entgegnete Lily gereizt. »Ich war ja schließlich selber mal bei der US Air Force, weißt du, Gordo.«
    »Entschuldigung. Jedenfalls, als es mit den Überschwemmungen losging, wurde die Basis reaktiviert, um sich mit Sicherheitsbelangen zu befassen, die sich aus der neuen Lage ergaben. Und schließlich bin ich selbst sozusagen reaktiviert worden - man hat mich aus der Army zur Air Force zurückgeholt und hierher versetzt. Und jetzt arbeiten wir uns durch siebzig Jahre alte Lagerbestände von Kaffee, Bohnen und Schokoriegeln in den Atombunkern.«
    »Und«, sagte Thandie, »Gordo spielt eine wesentliche Rolle bei Arche Eins.«
    Gordo sah sich rasch um. »Wir nennen es nie so. Das Codewort heißt Nimrod.«
    »Dann also bei Nimrod.«
    Lammockson musterte Gordo. »Ich war mit von der Partie, als wir das Archen-Programm entwickelt haben. Jemand von LaRei

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