Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood
hatte die Idee ausgebrütet. Das war ein Club reicher Leute. Schnee von gestern. Jedenfalls haben wir alle irgendwelche
Projekte vorgeschlagen - Möglichkeiten, wie man die Flut vielleicht besiegen könnte - und uns gegenseitig unterstützt, damit wir sie durchführen konnten. Und immer diese verdammte Heimlichtuerei! Ich habe die Arche Drei gebaut , und selbst ich habe nie erfahren, was die anderen Archen sein sollten oder wo sie gebaut wurden. Und dann ist das ganze Programm von der Regierung übernommen worden, und ich hatte eine noch geringere Chance, es herauszufinden. Jetzt ist es genauso, nicht? Sie werden uns nicht erzählen, was dieses Projekt Nimrod ist, stimmt’s, Gordo?«
»Verschlusssache, Sir.«
Lammockson warf Thandie einen Blick zu. »Und wozu sind wir dann hier?«
Thandies Miene gab nichts preis. »Ich weiß mehr über Projekt Nimrod, als ich sollte. Ach, schau mich nicht so an, Gordo. Ich habe jahrelang im Umfeld des Militärs gearbeitet. Man braucht bloß Augen und Ohren offenzuhalten, dann schnappt man eine Menge auf. Tief unten im Herzen des Cheyenne Mountain führen die Reste des amerikanischen Militärs irgendwas im Schilde. Ich werde nicht sagen, was es meiner Meinung nach ist. Aber vielleicht drängt sich euch die Frage auf, weshalb sie ausgerechnet diesen Mann als Berater engagiert haben. Eins ist klar: Es soll Menschen retten. Nicht viele, nur eine kleine Gruppe, ausgewählt nach ihrer genetischen Diversität und der Palette ihrer Fähigkeiten.«
»Retten wovor?«, fauchte Lammockson.
»Vor dem schlimmsten Fall.«
»Und der wäre?«
»Das Aussterben der Menschheit.«
Das bereitete dem Gespräch ein Ende.
Das Aussterben der Menschheit … Es war immer eine Möglichkeit gewesen, dann eine wachsende Wahrscheinlichkeit, als die Flut kein Ende nehmen wollte und die Fähigkeit der Menschheit, mit ihren Auswirkungen fertig zu werden, allmählich zerbröselte. Der Untergang der Zivilisation war schon schlimm genug, aber wenn das Land selbst vom Wasser bedeckt wäre, wenn es keine Steine zum Gegeneinanderschlagen und keine Savanne mehr gäbe, die ein umherstreifender Primat bewohnen konnte, was dann? Es waren Worte, die niemand in den Mund nahm, als hätten sie die Macht, eben jenes Ereignis herbeizuführen. Aber Lily wusste, dass sie im Bewusstsein jedes Menschen auf dem Planeten nisteten, der sich Gedanken über die Zukunft machte.
Lily beobachtete Lammockson. Sie sah, was er dachte. Nach all diesen Jahren kannte sie ihn in- und auswendig. Wenn das Ende der Menschheit drohte, war dieses Projekt Nimrod vielleicht der einzige Kanal, durch den menschliche Gene - insbesondere seine Gene - den Weg in die Zukunft finden konnten. Das war es, was er dachte.
Und das war es, was die Dinge jetzt vorantreiben würde, hoffte Lily: Lammocksons übliche skrupellose Berechnung, die ihn nötigte, neue Pläne zu schmieden. Lily konnte ihre Ziele erreichen, indem sie seine Pläne für sich nutzte.
Gordo Alonzo runzelte die Stirn. »Was ist hier eigentlich los? Miss Jones hat mir gesagt, wir seien hier, um über eine Spende für das Projekt zu sprechen. Von Ihnen, Mr. Lammockson.«
»Das ist mir neu«, erwiderte Lammockson, der Lily und Thandie ansah. »Glauben Sie, diese Ladys haben uns reingelegt,
Gordo? Wie auch immer, was für eine Spende? Ihr werdet doch nicht etwa Geld von mir haben wollen.«
»Nein, kein Geld, Nathan«, sagte Lily sanft. »Etwas viel Kostbareres. Samen. Zygoten. Ihr norwegisches Archiv im Laderaum der Arche Drei.« Ein Schatz, den Lammockson all diese Jahre beschützt hatte, selbst als die Welt um ihn herum zerfallen war und sein Luxusdampfer sich in ein Schlachtschiff verwandelt hatte.
»Und warum sollte ich das hergeben?«, fragte Lammockson. Dann sah Lily, wie ihm ein Licht aufging. »Oh, ich verstehe. Es ist keine Spende, sondern ein Kaufpreis.«
Gordo war nicht so schnell von Begriff. »Ein Kaufpreis wofür?«
»Lily und ich haben das gemeinsam ausgeheckt, Gordo«, erklärte Thandie. »Pass auf, ich sage dir, was ich weiß. Arche Eins braucht, was Nathan hat: den Wurzelstock für den Wiederaufbau der Welt. Die amerikanische Regierung war ausnahmsweise nicht schnell genug, um ihn sich zu sichern. Und ich weiß, du hast Einfluss bei dem Projekt, viel Einfluss. Es gibt eine Kandidatenliste für die Besatzung, nicht wahr? Du kannst Leute streichen lassen, wenn du ein Wort in das richtige Ohr flüsterst. Das ist wahrscheinlich nicht schwer. Aber was noch wichtiger ist, du
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