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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die Kurzfassung für die Entscheidungsträger geht - die ist denn auch das Einzige, was jemand liest.«
    »Erstaunlich, dass da überhaupt etwas durchkommt«, sagte Lily trocken.
    »Das ist der springende Punkt. Der Weltklimarat ist äußerst konservativ. Man kann ihm durchaus vorwerfen, dass er zu langsam auf die Beweise für den Klimawandel reagiert. Aber wenn er spricht, hören die Staatenlenker zu.«
    »Und was glauben Sie - werden die Leute da unten irgendetwas von Thandies Daten und Schlussfolgerungen akzeptieren?«
    »Die Daten vielleicht. Die Schlussfolgerungen weniger. Es wird bestimmt eine Debatte geben. Selbst diejenigen, die den Anstieg des Meeresspiegels als Realität anerkennen, betrachten
ihn als ein Symptom des Klimawandels und können keine Erklärung dafür akzeptieren, die nicht ihren alten Modellen entstammt - sie weigern sich, ihn als etwas völlig Neues anzusehen. Es wird sehr auf Thandies zentrale Vorhersage ankommen, vermute ich. Momentan klammern sie sich an eine Obergrenze von achtzig Metern. Ich meine, das wäre schon katastrophal genug, aber …«
    »Wieso achtzig Meter?«
    »Das wäre das Ergebnis, wenn alle Eiskappen auf Grönland und in der Antarktis schmelzen würden. Und das Abschmelzen des Eises ist die einzige Ursache, die allgemein für den Meeresanstieg akzeptiert wird.«
    Lily nickte. »Dann wird es ihnen also schwerfallen, Thandie Gehör zu schenken, wenn sie ihnen etwas anderes erzählt.«
    »Ganz recht.«
    »Und was, glauben Sie, wird bei der heutigen Sitzung herauskommen?«
    »Kurzfristig gar nichts. Sie werden Monate brauchen, um einen Bericht vorzulegen. Und selbst dann werden die Politiker ihn wahrscheinlich erst zur Kenntnis nehmen, wenn ihnen die Meere um die Füße plätschern. Andere wichtige Leute werden jedoch sehr aufmerksam zuhören.« Lammockson warf einen Blick in den Vortragssaal. »Ich könnte Ihnen fünf dieser Figuren mit den Clownsfrisuren dort unten zeigen, die von LaRei-Mitgliedern abhängig sind.«
    »LaRei?«
    Er grinste. »Ein exklusiver Verein in Manhattan. Noch exklusiver als der Meteorologenzirkel. Man muss mindestens hundert Millionen Dollar schwer sein, um überhaupt
eingelassen zu werden. Die Reichen hören zu, glauben Sie mir.«
    »Und sie werden sich um sich selbst kümmern.«
    Er warf ihr einen abschätzenden Blick zu. »Reiche Arschlöcher wie ich, meinen Sie?«
    Ihr war unbehaglich zumute. Dieser Mann war immerhin ihr Boss. »Nathan …«
    »Ach, keine Sorge. Ich weiß, was Sie von mir halten, obwohl ich Ihnen das Leben gerettet habe. In einer angeblich kapitalistischen Gesellschaft verabscheut jeder die Anhäufung von Reichtum, außer denen, die welchen haben. Hören Sie zu: Verdammt richtig, dass ich etwas zu unternehmen gedenke. Ich werde nicht abwarten, bis die Politiker über ihre kollektive Verleugnung hinwegkommen, wie Doktor Jones es ausdrückt. Verdammt richtig, dass ich vorhabe, mich zu retten, mich und meinen Sohn Hammond, wenn möglich - und meinen Reichtum auch, was immer der in der Welt von morgen bedeuten mag. Wer würde das nicht tun? Aber vergessen Sie nicht: Ich habe Thandies Forschungen finanziert, ich habe die Arschlöcher aus Woods Hole und sonst woher rekrutiert, die sie brauchte. Ich finanziere sogar diese Sitzung heute. Was könnte ich mehr tun?«
    Lily schwieg. Sie glaubte nicht, dass er auf ihre Anerkennung oder gar ihr Lob aus war. Bei Lammockson ging es immer um Dominanz. Aber er war kein Monstrum, nur weil er aus eigener Kraft zu Reichtum gelangt war. Sie sah, mit welcher Weitsicht er vorging, indem er seinen Reichtum stetig in greifbarere Aktiva umwandelte, in Land, Ausrüstung, Menschen. Und wenn Thandies Hochrechnungen über die Geschwindigkeit der Ereignisse in den kommenden Jahren
zutrafen, würde die Welt Leute wie ihn brauchen, die genügend Entschlusskraft und die nötigen finanziellen Mittel besaßen, um dafür zu sorgen, dass schnell etwas geschah.
    Gary Boyle kam mit raschen Schritten herein, einen Laptop unter dem Arm. »Hi«, flüsterte er Lily zu, während er neben ihr Platz nahm. »Ich bin noch nicht zu spät dran, oder?«
    »Genau rechtzeitig. Was macht Aaron?«
    Er öffnete den Laptop und zeigte ihr das Foto einer Kamera auf dem Dach des Gebäudes. Der Himmel wurde von einem riesigen Wolkenwirbel beherrscht. »Die Windgeschwindigkeit nimmt zu, der Druck sinkt. Sie haben ein Team von Hurrikanjägern eingeflogen, die in Schnellbooten und Geländewagen mit Wetterinstrumenten und Laptops herumfahren.

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