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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Und sie haben ein Flugzeug hochgeschickt, das in seinem Auge eine meteorologische Sonde abwerfen soll. Aber sie glauben immer noch nicht, dass Aaron über die Küstenlinie hinwegziehen wird.«
    »Das glauben sie nicht, hm?«, sagte Lammockson grimmig. Er sprach leise in ein Handy und gab Anweisung, einen Hubschrauber auf dem Helipad des Freedom Tower bereitzuhalten.
    Im Vortragssaal trat Thandie neben die halb durchsichtige dreidimensionale Erde und ergriff das Wort.

34
    Sie begann mit den Grundlagen, einem Überblick über die Daten zum globalen Anstieg des Meeresspiegels. Mittlerweile wurde der Anstieg ausführlich protokolliert, weil die alarmierten Ozeanografen ein dichtes Netz von Wasserstandspegeln über den Planeten gespannt hatten und spezialisierte Satelliten den Ozean mit Laser- und Radarhöhenmessern sondierten.
    Lily sah fasziniert zu, wie Thandie den Anstieg der Meeresoberflächen auf dem ganzen Planeten demonstrierte. Ein geisterhafter pinkfarbener Meniskus stieg empor, hob sich mit der Zeit sogar immer schneller - der vertikale Maßstab war überhöht -, pulsierte und kräuselte sich, offenbar ein Zeichen dafür, dass viele Quellen zu dem globalen Anstieg beitrugen. Schrifteinblendungen stützten das plastische Bild - Daten und Gleichungen, die Details ergänzten -, und Texte wurden auf Bildschirme heruntergeladen, die vor den Delegierten standen.
    Thandie sprach über die Veränderungen in der Beschaffenheit des Ozeans. Zusätzlich zum globalen Anstieg beobachteten die Wissenschaftler ein Sinken des Salzgehalts, eine zunehmende Erwärmung des Meerwassers und eine Veränderung in der Verteilung dieser Wärme. Die Meerestemperaturen hätten Auswirkungen auf das Klima, sagte Thandie,
und darum wandle dieses sich ebenfalls. Sie skizzierte neue Klimamodelle des Goddard-Instituts der NASA, des Hadley Centre in England, des Labors für geophysikalische Flüssigkeitsdynamik und anderer Gruppen in Russland, Japan, Deutschland und weiteren Ländern. Dann zeigte sie auf, dass bestimmte Ereignisse - zum Beispiel der frühe Monsun des letzten Jahres in ganz Asien - mit der anomalen Erwärmung in Verbindung gebracht werden konnten.
    »Ja«, sagte Gary leise zu Lily. »Die Wärme der Meeresoberfläche erschafft jetzt gerade diesen großen Sturm da draußen. Die Meereswärme ist der Treibstoff für Hurrikane.«
    Thandie umriss die Folgen für die Biosphäre. Manche Arten von Meereslebewesen waren aufgeblüht, andere ausgestorben. So wurden beispielsweise die empfindlichen Korallenriffe von den Temperaturänderungen und dem Meeresspiegelanstieg besonders stark getroffen, da sie nur bis zu einer bestimmten Wassertiefe überleben konnten.
    All das war durchaus unverfänglich. Erst als Thandie zu den grundlegenden Ursachen der Flut und ihren Vorhersagen für die Zukunft überging, begannen die IPCC-Delegierten zu murren.
     
    Die Meere stiegen. Eine Komplikation bestand darin, dass sich das Wasser mit der Erwärmung der Ozeane ausdehnte, was wiederum zum Anstieg beitrug. Aber die brutale Wahrheit war: Um die Ozeane zu füllen, bis sie überliefen wie eine randvolle Badewanne, benötigte man einen laufenden Wasserhahn.
    Thandie brauchte nicht lange, um die Konsenstheorie zu entkräften, derzufolge abschmelzende Eiskappen die Quelle
des Hochwassers sein könnten. Die Kappen im Norden und Süden wurden so genau überwacht wie nur irgendein Aspekt des planetaren Klimasystems, und ja, sie schmolzen - tatsächlich beschleunigte der globale Meeresanstieg die Schmelze in der Antarktis und in Grönland, weil er Eisplatten von dem Gestein abhob, auf dem sie lagen. Aber der gemessene Masseverlust der Eiskappen konnte auf gar keinen Fall für die weltweite Ausdehnung der Meere verantwortlich sein; die Zahlen passten einfach nicht zusammen.
    Also sprach Thandie von anderen Quellen - von Wasser, das im Erdinneren gespeichert war und jetzt freigesetzt wurde. Sie zeigte von der Trieste und anderen Sonden aufgezeichnete Bilder gewaltiger, turbulenter Unterwasserfontänen, Bilder von Stellen, wo allem Anschein nach warmes, mineralienreiches Wasser aus der Gesteinsschicht unter dem Meeresboden hervorbrach.
    Und dann legte sie ihr eindrucksvollstes Schaubild vor: Eine Karte der unterirdischen Meere, die sie und andere anhand der Indizien seismischer Wellen und durch Tiefsee-Erkundungen vor Ort »entdeckt« hatten. Thandie zufolge gab es langgestreckte Speicher unter all den großen Mittelozeanischen Rücken, unter dem Atlantik und um

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