Die letzte Generation
waren. Jean war nicht übermäßig beunruhigt, solange sie ihre Schiffe nicht hinter sich verbrannten. Die Kolonie schien ein interessanter Ort zu sein und bestimmt nicht so närrisch, wie sie gefürchtet hatte. Und den Kindern würde es hier gefallen. Und schließlich kam es darauf in der Hauptsache an.
Sechs Wochen später zogen sie ein. Das einstöckige Haus war klein, aber völlig ausreichend für eine Familie, die nicht die Absicht hatte, sich über ihre vier Mitglieder hinaus zu vergrößern. Alle wichtigen arbeitssparenden Apparate waren vorhanden. Wenigstens gab Jean zu, daß keine Gefahr bestand, in die dunklen Zeitalter der häuslichen Plackerei zurückversetzt zu werden. Es war jedoch etwas störend, zu entdecken, daß eine Küche vorhanden war. In einer Gesellschaft von dieser Größe hätte man unter normalen Umständen erwarten müssen, daß man die Ernährungszentrale anriefe, fünf Minuten wartete und dann das Essen bekäme, das man bestellt hatte. Individualismus war ja sehr schön, aber dies könne doch die Dinge allzu weit treiben, fürchtete Jean. Sie überlegte mit düsteren Gefühlen, ob man wohl von ihr erwartete, daß sie die Bekleidung der Familie anfertigte, so wie sie die Mahlzeiten bereiten mußte. Aber es stand kein Spinnrad zwischen der selbsttätigen Abwaschmaschine und dem Radargerät, also ganz so schlimm war es wohl nicht.
Natürlich sah das Haus noch sehr kahl und nüchtern aus. Sie waren die ersten Bewohner, und es würde einige Zeit dauern, bis diese keimfreie Neuheit in ein warmes, menschliches Heim verwandelt war. Die Kinder würden zweifellos diesen Vorgang sehr wirksam beschleunigen.
Jean trat an das noch nicht mit Vorhängen versehene Fenster und blickte über die Kolonie hin. Es war ein schöner Ort, daran gab es keinen Zweifel. Das Haus stand am Westhang des niedrigen Hügels, der, in Ermangelung irgendwelcher Rivalen, die Insel Athen beherrschte. Zwei Kilometer weiter nördlich konnte sie den Damm sehen, eine schmale Messerschneide, die das Wasser teilte und nach Sparta führte. Jene felsige Insel mit ihrem brütenden Vulkankegel bildete einen solchen Gegensatz zu diesem friedlichen Fleck, daß es sie bisweilen erschreckte. Sie fragte sich, wie die Gelehrten so sicher sein konnten, daß der Vulkan niemals wieder erwachen und sie alle vernichten würde.
Eine schwankende Gestalt, die den Hang heraufkam und sich sorgsam im Schatten der Palmen hielt, erregte ihre Aufmerksamkeit. George kehrte von seiner ersten Konferenz zurück. Es war Zeit, mit den Träumereien aufzuhören und sich um das Hauswesen zu kümmern.
Ein metallisches Gerassel verkündete die Ankunft von Georges Fahrrad. Jean fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie beide fahren gelernt hatten. Dies war noch eine andere unerwartete Seite des Lebens auf der Insel. Privatautos waren nicht erlaubt und ja auch unnötig, da die größte Entfernung, die man in gerader Linie zurücklegen konnte, weniger als fünfzehn Kilometer betrug. Es gab verschiedene Fahrzeuge, die der Gemeinde gehörten: Lastautos, Krankenwagen und Feuerspritzen, die alle, außer in wirklichen Notfällen, nur fünfzig Stundenkilometer fahren durften. Infolgedessen hatten die Bewohner von Athen viel Bewegungsfreiheit, keine verstopften Straßen – und keine Verkehrsunfälle.
George gab seiner Frau einen flüchtigen Kuß und sank mit einem Seufzer der Erleichterung auf den nächsten Stuhl. „Puh!“ sagte er und wischte sich die Stirn. „Alle haben mich auf dem Weg bergauf überholt; wahrscheinlich gewöhnen sich die Leute also wirklich daran. Ich glaube, ich habe schon zehn Kilo verloren.“
„Wie ist es dir ergangen?“ fragte Jean pflichtschuldig. Sie hoffte, George würde nicht zu erschöpft sein, um beim Auspacken zu helfen.
„Sehr anregend. Natürlich kann ich mich nicht mehr auf die Hälfte der Leute besinnen, die ich getroffen habe, aber sie schienen sehr angenehm zu sein. Und das Theater ist genauso gut, wie ich gehofft habe. Wir beginnen die Arbeit nächste Woche mit Shaws ‚Zurück zu Methusalem’. Man hat mir die ganze Ausstattung und die Entwürfe übertragen. Das ist etwas anderes, als wenn ständig ein Dutzend Leute mir sagen will, was ich nicht tun soll. Ja, ich glaube, es wird uns hier gefallen.“
„Trotz der Fahrräder?“
George brachte eine Art Lächeln zustande. „Ja“, sagte er, „in einigen Wochen werde ich unsern kleinen Hügel nicht einmal bemerken.“
Das glaubte er in Wirklichkeit nicht, aber
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