Die letzte Generation: Roman (German Edition)
antworten.«
»Wirklich?«, sagte Jean etwas beunruhigt. »Ich denke, sie sind ein Haufen von Spinnern.«
»Das lässt sich nur auf eine einzige Art und Weise feststellen. Ich werde sie innerhalb der nächsten vierzehn Tage besuchen. Ich muss sagen, dass die Texte, die sie herausbringen, durchaus vernünftig klingen. Und sie haben ein paar sehr gute Leute.«
»Wenn du erwartest, dass ich in Zukunft auf einem Holzfeuer koche oder mich in Felle hülle, dann musst du ...«
»Sei nicht albern! Diese Geschichten sind völliger Unsinn. Die Kolonie hat alles, was für ein zivilisiertes Leben nötig ist. Sie halten nichts von überflüssigen Kinkerlitzchen, das ist alles. Übrigens ist es Jahre her, seit ich den Pazifik besucht habe. Es wird für uns beide ein netter Ausflug sein.«
»Darin stimme ich dir zu«, sagte Jean, »aber ich werde nicht zulassen, dass unsere Kinder zu polynesischen Wilden werden.«
»Das wird nicht geschehen«, erwiderte George. »Das kann ich dir versprechen.«
Er hatte Recht, wenn auch nicht so, wie er es sich gedacht hatte.
»Wie Sie beim Anflug bemerkt haben werden«, sagte der kleine Mann auf der anderen Seite der Veranda, »besteht die Kolonie aus zwei Inseln, die durch einen Damm verbunden sind. Dies hier ist Athen, die andere Insel haben wir Sparta getauft. Sie ist recht wild und bergig und wundervoll für Sport oder Wanderungen geeignet.« Seine Augen glitten für einen Moment über die Gürtellinie seines Besuchers, und George wand sich unbehaglich auf dem Rohrsessel. »Sparta ist übrigens ein erloschener Vulkan. Wenigstens behaupten die Geologen, dass er erloschen ist, haha!
Aber zurück zu Athen. Die Idee der Kolonie ist, wie Sie vermutlich erraten haben, der Aufbau einer unabhängigen, beständigen kulturellen Gruppe mit eigenen künstlerischen Traditionen. Ich möchte darauf hinweisen, dass beträchtliche Forschungen unternommen wurden, bevor wir dieses Projekt gestartet haben. Es ist wirklich so etwas wie angewandte Sozialwissenschaft, und es beruht auf außerordentlich verwickelten Berechnungen, die zu verstehen ich mir niemals anmaßen würde. Ich weiß nur, dass die mathematischen Soziologen bestimmt haben, wie groß die Kolonie sein sollte, wie viele Typen von Menschen sie einschließen sollte, und vor allem, welche Verfassung sie haben muss, um langfristig bestehen zu können.
Wir werden von einem Rat aus acht Direktoren regiert, die Produktion, Energie, Sozialverwaltung, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Philosophie vertreten. Es gibt keinen ständigen Vorsitzenden oder Präsidenten. Dieses Amt wird von jedem der Direktoren abwechselnd ein Jahr lang ausgeübt.
Unsere derzeitig Bevölkerung beträgt etwas über fünfzigtausend Menschen, also etwas weniger als die gewünschte Optimum. Deshalb sehen wir uns weiterhin nach neuen Rekruten um. Und natürlich gibt es gewisse Verluste. Gerade in Bezug auf spezialisierte Talente sind wir noch nicht ganz autark.
Auf dieser Insel versuchen wir, etwas von der Unabhängigkeit der Menschheit, von ihren künstlerischen Traditionen zu bewahren. Wir empfinden keine Feindschaft gegen die Overlords. Wir wollen nur in Ruhe gelassen werden, damit wir unseren eigenen Weg gehen können. Als sie die alten Nationen und die Lebensweise zerstörten, die der Mensch seit Beginn der Geschichte gekannt hat, haben sie mit den schlechten auch viele gute Dinge beseitigt. Die Welt ist ruhig, eigenschaftslos und in kultureller Hinsicht leblos geworden. Seit der Ankunft der Overlords ist nichts wirklich Neues geschaffen worden. Die Ursache liegt auf der Hand. Es gibt nichts mehr, wofür man kämpfen muss, und es gibt zu viele Ablenkungen und Zerstreuungen. Sind Sie sich darüber im Klaren, dass täglich etwa fünfhundert Stunden Radio und Fernsehen über die verschiedenen Kanäle verbreitet werden? Wenn Sie nicht schlafen und nichts anderes tun würden, könnten Sie nicht einmal ein Zwanzigstel der Unterhaltung verfolgen, die per Knopfdruck verfügbar ist! Kein Wunder, dass die Menschen gleichgültige Schwämme geworden sind, die alles aufnehmen, aber niemals selber etwas erschaffen. Wussten Sie, dass die Menschen jetzt im Durchschnitt drei Stunden täglich fernsehen? Bald werden sie überhaupt kein eigenes Leben mehr haben. Es wird eine Vollbeschäftigung sein, die verschiedenen Familienserien im Fernsehen zu verfolgen!
Hier in Athen nimmt die Unterhaltung ihren angemessenen Platz ein. Außerdem ist sie Leben, nicht Konserve. In einer
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