Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Gemeinschaft dieser Größe ist es möglich, eine fast vollständige Publikumsbeteiligung zu erreichen, mit allem, was das für die Veranstalter und Künstler bedeutet. Übrigens haben wir ein sehr gutes Symphonieorchester – wahrscheinlich zählt es zu den fünf oder sechs besten der Welt.
Aber ich möchte nicht, dass Sie sich in all diesen Dingen auf mein Wort verlassen. Es läuft meistens so ab, dass Anwärter einige Tage hier bleiben, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Wenn sie bereit sind, sich uns anzuschließen, müssen sie all die psychologischen Prüfungen über sich ergehen lassen, die unsere Hauptverteidigung darstellen. Etwa ein Drittel der Bewerber wird abgelehnt, gewöhnlich aus Gründen, die kein schlechtes Licht auf sie werfen und außerhalb der Kolonie keine Rolle spielen. Diejenigen, die alle Prüfungen bestehen, begeben sich nach Hause, um ihre Angelegenheiten zu regeln, und kehren schließlich zu uns zurück. Manchmal ändern sie in dieser Zeit ihren Entschluss, aber das kommt sehr selten vor und ist immer auf persönliche Gründe zurückzuführen, auf die sie keinen Einfluss haben. Unsere Prüfungen sind mittlerweile hundertprozentig verlässlich. Die Menschen, die sie bestehen, wollen wirklich zu uns kommen.«
»Und wenn nun jemand später seine Meinung ändert?«, fragte Jean besorgt.
»Dann könnte er wieder gehen. Kein Problem. Es ist ein-oder zweimal vorgekommen.«
Es folgte ein längeres Schweigen. Jean sah George an, der sich nachdenklich die Bartkoteletten rieb, die derzeit in Künstlerkreisen beliebt waren. Jean war nicht übermäßig beunruhigt, solange sie ihre Schiffe nicht hinter sich verbrannten. Die Kolonie schien ein interessanter Ort zu sein und war bestimmt nicht so verrückt, wie sie befürchtet hatte. Und den Kindern würde es hier gefallen. Und in letzter Konsequenz kam es schließlich nur darauf an.
Sechs Wochen später zogen sie ein. Das einstöckige Haus war klein, aber völlig ausreichend für eine Familie, die nicht die Absicht hatte, sich über ihre vier Mitglieder hinaus zu vergrößern. Alle wichtigen arbeitssparenden Geräte waren vorhanden. Wenigstens gab Jean zu, dass keine Gefahr bestand, ins dunkle Zeitalter der häuslichen Plackerei zurückversetzt zu werden. Es war jedoch etwas beunruhigend, dass eine Küche vorhanden war. In einer Gesellschaft von dieser Größe wäre zu erwarten, dass man die Essenszentrale anrief und fünf Minuten später seine bestellte Mahlzeit erhielt. Individualismus war schön und gut, aber man konnte es auch übertreiben, Jean fragte sich besorgt, ob man von ihr erwartete, dass sie die Bekleidung der Familie anfertigte und das Essen zubereitete. Aber es stand glücklicherweise kein Spinnrad zwischen der automatischen Geschirrspülmaschine und dem Radargerät, also war es wohl nicht ganz so schlimm ...
Natürlich sah das Haus noch sehr kahl und nüchtern aus. Sie waren die ersten Bewohner, und es würde einige Zeit dauern, bis diese keimfreie Neuheit in ein warmes, menschliches Heim verwandelt war. Die Kinder würden diesen Vorgang zweifellos sehr wirksam beschleunigen. Im Bad gab es bereits – obwohl Jean es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste – ein erstes bedauernswertes Opfer, da Jeffrey noch keine Ahnung vom grundlegenden Unterschied zwischen Süß- und Salzwasser hatte.
Jean trat an das noch nicht mit Vorhängen versehene Fenster und blickte über die Kolonie. Es war ein schöner Ort, daran gab es keinen Zweifel. Das Haus stand am Westhang des niedrigen Hügels, der in Ermangelung jedweder Rivalen die Insel Athen beherrschte. Zwei Kilometer weiter nördlich konnte sie den Damm sehen, der das Wasser teilte und nach Sparta führte. Die felsige Insel mit ihrem brütenden Vulkankegel bildete einen solchen Gegensatz zu diesem friedlichen Flecken, dass es sie bisweilen erschreckte. Sie fragte sich, wie sich die Wissenschaftler so sicher sein konnten, dass der Vulkan nie wieder erwachen und sie alle vernichten würde.
Eine schwankende Gestalt, die den Hang heraufkam und die durchaus vorhandene Straße verschmähte, um im Schatten der Palmen zu bleiben, erregte ihre Aufmerksamkeit. George kehrte von seiner ersten Konferenz zurück. Es wurde Zeit, mit den Träumereien aufzuhören und sich um das Haus zu kümmern.
Ein metallisches Krachen verkündete die Ankunft von Georges Fahrrad. Jean fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie beide Radfahren gelernt hatten. Das war eine weitere unerwartete Seite des
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