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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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technische Hilfe atmen könnte, umso besser!
    Es hatte keinen Sinn, länger zu warten, weil er damit nur seine Nerven strapazieren würde. Er holte die kleine Spritze hervor, die bereits mit der sorgsam vorbereiteten Lösung gefüllt war. Narkosamin war bei der Erforschung des Winterschlafs der Tiere entdeckt worden. Es stimmte nicht ganz, wie vielfach angenommen wurde, dass es das Leben in völlige Starre versetzte. Es bewirkte nur, dass die Lebensvorgänge stark verlangsamt wurden, wobei der Stoffwechsel in vermindertem Maße erhalten blieb. Es war, als hätte jemand das Feuer des Lebens zugeschüttet, sodass es unter der Asche immer noch glimmte. Aber wenn nach Wochen oder Monaten die Wirkung des Mittels nachließ, flammte das Leben wieder auf, und der Schläfer erwachte. Narkosamin war völlig sicher. Die Natur hatte es seit Jahrmillionen benutzt, um viele ihrer Kinder vor dem nahrungslosen Winter zu schützen.
    Jan schlief also. Er spürte nicht den Ruck der Kabel, als das riesige Metallgerüst in den Laderaum des Transportschiffs der Overlords gehievt wurde. Er hörte nicht, wie sich die Schleusentore schlossen, um sich erst nach dreihundert Millionen mal Millionen Kilometern wieder zu öffnen. Er hörte nicht das von den mächtigen Wänden gedämpfte protestierende Kreischen der Erdatmosphäre, als das Schiff rasch zu seinem natürlichen Element emporstieg.
    Und er spürte nicht, wie der Sternenantrieb einsetzte.

14
    D er Konferenzraum war bei den wöchentlichen Versammlungen immer gut gefüllt, aber heute war es so eng, dass die Reporter kaum Platz zum Schreiben hatten. Zum hundertsten Mal beklagten sie sich untereinander über Karellens konservative Art und seinen Mangel an Rücksicht. Überall in der Welt hätten sie Fernsehkameras, Tonbandgeräte und all die anderen Werkzeuge ihres hochtechnisierten Berufs mitbringen können, aber hier mussten sie sich mit so vorzeitlichen Hilfsmitteln wie Papier und Bleistift begnügen – und sich handschriftliche Notizen machen!
    Es hatte natürlich mehrere Versuche gegeben, Rekorder hineinzuschmuggeln. Sie waren genauso erfolgreich wieder nach draußen geschmuggelt worden, doch ein Blick auf ihr verkohltes Innenleben hatte die Sinnlosigkeit dieses Experiments bewiesen. Nun wussten alle, warum sie immer wieder gewarnt worden waren, in ihrem eigenen Interesse keine Armbanduhren oder andere Metallgegenstände mit in den Konferenzraum zu nehmen.
    Um die Ungerechtigkeit auf die Spitze zu treiben, nahm Karellen die gesamte Veranstaltung auf Tonband auf. Reporter, die sich der Nachlässigkeit oder gar einer falschen Wiedergabe schuldig gemacht hatten – obwohl dies sehr selten vorkam –, waren zu kurzen und unangenehmen Besprechungen mit Karellens Untergebenen geladen und ersucht worden, aufmerksam der Wiedergabe dessen zuzuhören, was der Verwalter wirklich gesagt hatte. Diese Lektion musste nie wiederholt werden.
    Es war seltsam, wie sich die Gerüchte verbreiteten. Es gab keine vorherige Ankündigung, und doch war das Haus stets voll, wenn Karellen eine wichtige Mitteilung zu machen hatte, was durchschnittlich zwei- oder dreimal im Jahr vorkam.
    Stille senkte sich über die murmelnde Menge, als die große Tür aufging und Karellen die Bühne betrat. Die Beleuchtung war matt – offensichtlich, um dem Licht der weit entfernten Sonne der Overlords zu entsprechen –, sodass der Verwalter die dunkle Brille abgelegt hatte, die er normalerweise im Freien trug.
    Er beantwortete den Chor der Begrüßung mit einem höflichen »Guten Morgen, allerseits«, dann wandte er sich der schlanken, vornehmen Gestalt in der ersten Reihe zu. Auf Golde, den Doyen des Presseklubs, hätte die zum geflügelten Wort gewordene Ankündigung des Butlers gepasst: »Zwei Reporter und ein Gentleman von der Times, Mylord«. Er kleidete und benahm sich wie ein Diplomat der alten Schule. Niemand würde je zögern, sich ihm anzuvertrauen, und niemand hatte es je bereut.
    »Reichlich voll heute, Herr Golde. Wahrscheinlich mangelt es an Neuigkeiten.«
    Der Gentleman von der Times lächelte und räusperte sich. »Ich hoffe, Sie können dem abhelfen, Herr Verwalter.«
    Er beobachtete Karellen gespannt, während dieser seine Antwort überlegte. Es erschien unfair, dass die maskenhaften Gesichter der Overlords keine emotionale Regung verrieten. Die großen, weit geöffneten Augen, deren Pupillen selbst in diesem matten Licht zusammengezogen waren, starrten unergründlich in die unverkennbar neugierigen

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