Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Einmischung ihren natürlichen Gang nehmen. Wenn seine Eltern an uns herantreten, können wir ihn vielleicht fragen.«
»Sie werden wohl nie zu uns kommen, und wenn sie es tun, kann es schon zu spät sein.«
»Ich fürchte, dagegen können wir nichts machen. Wir sollten nie vergessen, dass unsere Wissbegier in diesen Dingen ohne Bedeutung ist. Sie ist nicht einmal wichtiger als das Glück der Menschheit.« Er streckte die Hand aus, um die Verbindung zu trennen. »Sie setzen natürlich die Überwachung fort und berichten mir alles. Aber mischen Sie sich in keiner Weise ein.«
Nachdem Jeff aufgewacht war, schien er wie immer zu sein. Wenigstens dafür sollten sie dankbar sein, dachte George. Aber in seinem Herzen wurde die Furcht immer größer.
Für Jeff war es nur ein Spiel. Es hatte ihm noch keine Angst gemacht. Ein Traum war nur ein Traum, so sonderbar er sein mochte. Er war nicht mehr einsam in den Welten, die der Schlaf ihm erschloss. Nur in der ersten Nacht hatte sein Geist über unbekannte Abgründe hinweg nach Jean gerufen. Nun wagte er sich allein und furchtlos in das Universum hinein, das sich ihm aufgetan hatte.
Jeden Morgen fragten sie ihn danach, und dann erzählte er, woran er sich erinnern konnte. Manchmal stammelte er und fand keine Worte, wenn er Landschaften zu beschreiben versuchte, die offenbar nicht nur jenseits seiner Erfahrungen lagen, sondern weit über die menschliche Einbildungskraft hinausgingen. Dann halfen sie ihm mit neuen Wörtern und zeigten ihm Bilder und Farben, um sein Gedächtnis aufzufrischen, bis sie einen Sinn in seinen Antworten erkannt hatten. Häufig konnten sie mit den Ergebnissen nichts anfangen, obwohl Jeff die Traumwelten klar und deutlich zu sehen schien. Er war einfach nur unfähig, sie seinen Eltern zu beschreiben. Doch manches war unmissverständlich...
Der Weltraum ... kein Planet, keine Landschaft ringsum, keine Welt unter den Füßen. Nur die Sterne in der samtenen Nacht und davor eine große rote Sonne, die wie ein Herz schlug. Eben noch riesig und flüchtig, schrumpfte sie im nächsten Augenblick langsam zusammen und wurde gleichzeitig heller, als würde ihrem inneren Feuer neuer Brennstoff zugeführt. Sie wanderte das Spektrum hinauf und verweilte am Rande des gelben Bereichs, und dann kehrte sich der Kreislauf um, die Sonne expandierte, kühlte sich ab und wurde wieder zu einer zackigen, flammend roten Wolke ...
»Das typische Pulsieren eines veränderlichen Sterns«, sagte Rashaverak aufgeregt. »Und wieder in beträchtlichem Zeitraffer gesehen. Ich kann ihn nicht genau bestimmen, aber der nächste Stern, auf den diese Beschreibung passt, ist Rhamsandron 9. Es könnte aber auch Pharanidon 12 sein.«
»Welcher es auch sein mag«, erwiderte Karellen, »das Kind entfernt sich immer weiter von zu Hause.«
»Viel weiter«, sagte Rashaverak.
Es hätte fast die Erde sein können. Eine weiße Sonne hing an einem blauen, mit Wolken betupften Himmel, die vor einem Sturm dahinrasten. Ein Berg fiel sanft zu einem Ozean ab, der vom tosenden Orkan zu Gischt zersprüht wurde. Dennoch bewegte sich nichts. Das Bild war erstarrt, wie im Aufzucken eines Blitzes gesehen. Und fern am Horizont war etwas, das nicht irdisch war – eine Reihe von nebligen Säulen, die leise schwankten, als sie aus dem Meer emporstiegen und sich zwischen den Wolken verloren. Sie zogen sich in völlig gleichmäßigen Abständen um den Planeten und waren zu riesig, um künstlich, aber zu regelmäßig, um natürlich sein zu können.
»Sideneus 4 und die Pfeiler der Dämmerung«, sagte Rashaverak mit Ehrfurcht in der Stimme. »Er hat das Zentrum des Universums erreicht.«
»Und er hat seine Reise gerade erst begonnen«, erwiderte Karellen.
Der Planet war völlig flach. Seine ungeheure Schwerkraft hatte längst die Berge seiner feurigen Jugend – Berge, deren mächtigste Gipfel nie mehr als wenige Meter hoch gewesen waren – zu einer gleichförmigen Ebene zerdrückt. Dennoch gab es hier Leben, denn die Oberfläche war mit Myriaden geometrischer Muster bedeckt, die umherkrochen, sich bewegten und ihre Farbe änderten. Es war eine zweidimensionale Welt, von Wesen bewohnt, die nicht mehr als Bruchteile eines Zentimeters dick sein konnten.
Und am Himmel stand eine Sonne, wie sie kein Opiumesser sich in seinen wildesten Träumen hätte vorstellen können. Zu heiß, um weiß zu sein, war sie ein glühender Geist an den Grenzen des Ultravioletts und verbrannte ihre Planeten mit
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