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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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wollte. Was hatte es mit diesen zuckenden Lichtern und sich verändernden Formen auf sich, die sich so schnell durch die Luft bewegten, dass er sich nie sicher sein konnte, ob sie wirklich vorhanden waren? Vielleicht war es etwas Großartiges und Ehrfurchtgebietendes – oder nur eine beeindruckende, aber alltägliche Erscheinung wie die Neonlichter auf dem Broadway in alten Zeiten.
    Jan spürte auch, dass die Welt der Overlords voll von Tönen war, die er nicht hören konnte. Gelegentlich nahm er rhythmische Muster wahr, die durch das hörbare Spektrum liefen, um an der oberen oder unteren Hörgrenze zu verschwinden. Vindarten schien nicht zu begreifen, was Jan unter Musik verstand, also konnte er dieses Problem nie zu seiner Zufriedenheit lösen.
    Die Stadt war nicht sehr groß. Sie war zweifellos viel kleiner, als London oder New York es in ihrer Blütezeit gewesen waren. Nach Vindartens Aussage waren mehrere tausend solcher Städte über den Planeten verstreut, von denen jede einem bestimmten Zweck diente. Nach irdischen Maßstäben wäre diese Stadt am ehesten mit einer Universitätsstadt zu vergleichen, nur dass der Grad der Spezialisierung viel weiter ging. Diese Stadt war, wie Jan bald feststellte, ausschließlich dem Studium fremder Kulturen gewidmet.
    Bei einem der ersten Ausflüge, die Jan aus der kahlen Zelle führten, in der er lebte, hatte Vindarten ihn zum Museum mitgenommen. Es hatte Jan einen dringend benötigten seelischen Auftrieb verschafft, sich an einem Ort aufzuhalten, dessen Zweck er gänzlich verstehen konnte. Abgesehen von den Ausmaßen hätte sich das Museum genauso gut auf der Erde befinden können. Die Fahrt dorthin hatte sehr lange gedauert. Sie hatten auf einer großen Plattform gestanden, die sich stetig nach unten bewegt hatte, wie ein Kolben in einem senkrechten Zylinder von unbekannter Länge. Es gab keine sichtbaren Kontrollen, aber die Beschleunigung am Anfang und Ende des Abstiegs war durchaus spürbar gewesen. Wahrscheinlich verschwendeten die Overlords ihre Kompensationsfelder nicht für den Hausgebrauch. Jan fragte sich, ob das Innere dieser Welt von zahllosen Höhlen durchzogen war und warum sie die Größe der Stadt dadurch beschränkt hatten, dass sie unter statt über der Oberfläche weitergebaut worden war. Das war ein weiteres der Rätsel, die er nie lösen konnte.
    Man hätte ein ganzes Leben damit zubringen können, diese ungeheuren Räume zu erkunden. Hier waren die Leistungen von mehr Zivilisationen versammelt, als Jan ahnen konnte. Aber es blieb kaum Zeit, sich allzu viel anzusehen. Vindarten hob ihn vorsichtig auf einen Streifen am Boden, der auf den ersten Blick wie ein Ornament wirkte. Dann erinnerte sich Jan, dass es hier keine Verzierungen gab. Gleichzeitig wurde er von etwas Unsichtbarem sanft ergriffen und vorwärts geschoben. Er glitt an den großen Ausstellungsvitrinen vorbei, an Bildern von unvorstellbaren Welten, mit einer Geschwindigkeit von zwanzig oder dreißig Stundenkilometern.
    Die Overlords hatten die Anstrengung einer Museumsbesichtigung beseitigt. Niemand musste mehr zu Fuß gehen.
    Sie schienen mehrere Kilometer zurückgelegt zu haben, als Jans Führer ihn wieder ergriff und mit einem Schlag seiner großen Flügel von der Kraft forttrug, die sie befördert hatte. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige, halb leere Halle, die von einem vertrauten Licht erfüllt wurde, das Jan seit Verlassen der Erde nicht mehr gesehen hatte. Es war schwach, um die empfindlichen Augen der Overlords nicht zu verletzen, aber es war unverkennbar Sonnenlicht. Jan hatte nie geglaubt, dass etwas so Einfaches oder Alltägliches eine solche Sehnsucht in seinem Herzen wecken konnte.
    Dies also war der Ausstellungsraum »Erde«. Sie gingen einige Meter, vorbei an einem schönen Modell von Paris, an Kunstschätzen aus vielen Jahrhunderten, die wahllos zusammengestellt waren, vorbei an modernen Rechenmaschinen und Steinzeitäxten, an Fernsehempfängern und der Dampfturbine des Heron von Alexandria. Ein großes Tor öffnete sich vor ihnen, und sie betraten das Büro des Kurators für die Erde.
    Jan fragte sich, ob dieser Overlord vielleicht zum ersten Mal ein menschliches Wesen sah. Hatte er je die Erde besucht, oder war sie einfach nur einer von vielen Planeten, die seiner Obhut anvertraut waren und deren genaue Position er gar nicht kannte? Auf jeden Fall konnte er Englisch weder sprechen noch verstehen, sodass Vindarten als Dolmetscher fungieren musste.
    Dort verbrachte Jan

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