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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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durch das Dach des Studios fiel, und bewegten sich so leise wie die Schatten, die sie warfen, bis sie ins verlassene Kinderzimmer kamen.
    Nichts war verändert worden. Die Fluoreszenzmuster, die George so sorgfältig gemalt hatte, schimmerten noch immer an den Wänden. Und die Rassel, die einst Jennifer Anne gehört hatte, lag noch immer da, wo sie sie hingeworfen hatte, als ihr Geist sich der unerforschlichen Ferne zuwandte, in der er jetzt weilte.
    Sie hat alle ihre Spielsachen zurückgelassen, dachte George, aber unsere gehen mit uns dahin. Er dachte an die königlichen Kinder der Pharaos, deren Puppen und Murmeln vor fünftausend Jahren mit ihnen begraben worden waren.
    So würde es wieder sein. Kein anderer, sagte er sich, wird jemals unsere Schätze lieben. Wir werden sie mit uns nehmen und uns nicht von ihnen trennen.
    Langsam drehte sich Jean zu ihm um und lehnte den Kopf an seine Schulter. Er nahm sie in die Arme, und die Liebe, die er früher einmal empfunden hatte, kehrte zu ihm zurück, schwach, aber deutlich, wie ein Echo von fernen Berghängen. Jetzt war es zu spät, alles zu sagen, was er ihr schuldig geblieben war, und die Reue, die er empfand, galt weniger dem Bewusstsein, sie betrogen zu haben, als seiner früheren Gleichgültigkeit.
    Dann sagte Jean leise: »Leb wohl, mein Liebling.« Und sie schloss ihre Arme fester um ihn. George hatte keine Zeit mehr, ihr zu antworten, denn selbst in diesem letzten Augenblick empfand er ein kurzes Erstaunen bei dem Gedanken, wie sie wissen konnte, dass der entscheidende Moment gekommen war.
    Tief unten in den Felsen stürzten die Uranschichten ineinander, suchten die Vereinigung, die sie niemals erreichen konnten.
    Und die Insel hob sich empor, der Morgendämmerung entgegen.

22
    D as Schiff der Overlords glitt vor seinem leuchtenden Meteorschweif langsam durch das Herz des Sternbildes Carina. Es hatte im Bereich der äußeren Planeten mit der enormen Verzögerung begonnen, aber selbst als es den Mars passierte, raste es immer noch mit einem beträchtlichen Teil der Lichtgeschwindigkeit dahin. Langsam nahmen die gewaltigen Felder, die die Sonne umgaben, sein Bewegungsmoment auf, während eine Million Kilometer hinter ihm die Energien des Sternenantriebs den Himmel entflammten.
    Jan Rodricks kehrte, sechs Monate älter geworden, in die Welt heim, die er vor achtzig Jahren verlassen hatte.
    Diesmal war er kein blinder, in einer geheimen Kammer versteckter Passagier mehr. Er stand hinter den drei Piloten  – er fragte sich, warum sie so viele brauchten – und beobachtete die Muster, die auf dem großen Bildschirm, der den Kontrollraum beherrschte, kamen und gingen. Die Farben und Formen waren für ihn bedeutungslos. Er vermutete, dass sie Informationen vermittelten, die in einem von Menschen entworfenen Raumschiff von Zeigern oder als Zahlen dargestellt worden wären. Aber manchmal zeigte der Bildschirm die umliegenden Sterne, und bald, so hoffte er, würde die Erde zu sehen sein.
    Er freute sich auf die Heimkehr, obwohl er so viel Mühe aufgewendet hatte, um fortzukommen. In diesen wenigen Monaten war er erwachsen geworden. Er hatte so viel gesehen, war so weit gereist und hatte nun Sehnsucht nach seiner vertrauten Welt. Er verstand jetzt, warum die Overlords die Erde von den Sternen ferngehalten hatten. Die Menschheit hatte noch einen weiten Weg zu gehen, bis sie eine Rolle in der Zivilisation spielen konnte, von der er sich einen flüchtigen Eindruck verschafft hatte.
    Es konnte sein – auch wenn er sich weigerte, das zu glauben –, dass die Menschheit nie mehr als eine untergeordnete Spezies sein würde, die mit den Overlords als Wärtern in einem abgelegenen Zoo erhalten wurde. Vielleicht hatte Vindarten das gemeint, als er Jan kurz vor der Abreise eine mehrdeutige Warnung mit auf den Weg gegeben hatte: »Vieles kann in der Zwischenzeit auf Ihrem Planeten geschehen sein. Sie werden Ihre Welt vielleicht nicht wiedererkennen, wenn Sie zurückkehren.«
    Das mochte sein, dachte Jan. Achtzig Jahre waren eine lange Zeit, und obwohl er jung und anpassungsfähig war, würde es ihm vielleicht schwer fallen, all die Veränderungen zu verstehen. Aber von einem war er fest überzeugt: dass die Menschen begierig darauf waren, seine Geschichte zu hören und zu erfahren, was er von der Zivilisation der Overlords gesehen hatte.
    Sie hatten ihn gut behandelt, wie er erwartet hatte. Von der Hinreise hatte er nichts bemerkt. Als die Spritze ihre Wirkung verloren hatte

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