Die letzte Generation: Roman (German Edition)
und er zum Bewusstsein gekommen war, befand sich das Schiff bereits im Anflug auf das Sonnensystem der Overlords. Er war aus seinem fantastischen Versteck gestiegen und hatte zu seiner Erleichterung festgestellt, dass der Sauerstoffapparat nicht erforderlich war. Die Luft war dick und schwer, aber er konnte sie ohne Schwierigkeiten atmen. Er hatte sich im riesigen, rot beleuchteten Laderaum des Schiffs befunden, zwischen zahllosen Kisten und all dem Gepäck, das man in einem Raum-oder Ozeanschiff erwarten konnte. Er hatte fast eine Stunde gebraucht, um den Kontrollraum zu finden und sich der Besatzung vorzustellen.
Es hatte ihn verwirrt, dass sie überhaupt nicht überrascht waren. Er wusste, dass die Overlords selten Gefühle zeigten, aber er hatte zumindest irgendeine Reaktion erwartet. Stattdessen setzten sie einfach ihre Arbeit fort, beobachteten den großen Bildschirm und betätigten die zahllosen Schalter ihrer Konsolen. Dann wurde ihm klar, dass sie kurz vor der Landung standen, denn von Zeit zu Zeit blitzte das Bild eines Planeten über den Schirm und wurde jedes Mal ein wenig größer. Dennoch war nicht die geringste Bewegung oder Bremsverzögerung zu spüren, nur eine völlig gleich bleibende Gravitation, die er auf etwa ein Fünftel der Erdschwerkraft schätzte. Die ungeheuren Kräfte, die das Schiff antrieben, wurden offensichtlich mit hervorragender Genauigkeit kompensiert.
Und als sich die drei Overlords gleichzeitig von ihren Sitzen erhoben, wusste er, dass die Reise vorbei war. Sie sprachen weder mit ihrem Passagier noch miteinander, und als einer ihm winkte, ihm zu folgen, wurde Jan etwas bewusst, woran er früher hätte denken müssen. Vielleicht gab es hier, am anderen Ende der unvorstellbar langen Nachschublinie Karellens, niemanden, der ein Wort Englisch sprach.
Sie beobachteten ihn ernst, während sich die großen Türen vor seinen begierigen Augen öffneten. Dies war der größte Augenblick seines Lebens; er würde der erste Mensch sein, der jemals eine von einer anderen Sonne erleuchtete Welt erblickte. Das rötliche Licht von NGS 549672 strömte ins Schiff, und vor ihm lag der Planet der Overlords.
Was hatte er erwartet? Er wusste es nicht genau. Riesige Gebäude, Städte, deren Türme sich in den Wolken verloren, unbegreifliche Maschinen, das alles hätte ihn nicht überrascht. Aber was er sah, war eine fast glatte Ebene, die sich bis zu einem unnatürlich nahen Horizont erstreckte und nur von drei weiteren Overlord-Schiffen, wenige Kilometer entfernt, unterbrochen wurde.
Im ersten Augenblick verspürte Jan Enttäuschung. Dann zuckte er mit den Schultern und sagte sich, dass es durchaus sinnvoll erschien, einen Raumschiffhafen in einer entlegenen und unbewohnten Region wie dieser anzulegen.
Es war kalt, aber nicht unangenehm kalt. Das Licht der großen roten Sonne, die tief am Horizont stand, war für menschliche Augen ausreichend, aber Jan fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er sich nach grünem und blauem Licht sehnte. Dann sah er die riesige, hauchdünne Sichel, die wie ein gewaltiger Bogen neben der Sonne am Himmel aufragte. Er starrte sie lange Zeit an, bis er begriff, dass seine Reise noch nicht ganz beendet war. Das war die Welt der Overlords! Und dies hier musste ihr Satellit sein, lediglich der Stützpunkt, von dem aus ihre Schiffe verkehrten.
Sie hatten ihn in ein Schiff gebracht, das nicht größer war als ein irdisches Verkehrsflugzeug. Er kam sich wie ein Zwerg vor, als er auf einen der großen Sitze kletterte, um zu versuchen, durch die Fenster etwas vom näher kommenden Planeten zu sehen.
Die Reise verlief so schnell, dass er nur sehr wenige Einzelheiten auf dem Globus erkennen konnte, der sich unter ihm ausdehnte. Selbst in unmittelbarer Nähe ihrer Heimat schienen die Overlords eine Variante ihres Sternenantriebs zu benutzen, denn schon nach wenigen Minuten fielen sie in eine tiefe, mit Wolken durchsetzte Atmosphäre. Als sich die Türen öffneten, traten sie in eine gewölbte Kammer mit einem Dach, das sich schnell hinter ihnen geschlossen haben musste, denn es war keine Spur einer Öffnung zu sehen.
Erst nach zwei Tagen verließ Jan dieses Gebäude. Er stellte eine unerwartete Lieferung dar, und niemand wusste, wo man ihn unterbringen sollte. Obendrein sprach keiner der Overlords Englisch. Eine Verständigung war praktisch unmöglich, und Jan sah voller Bitterkeit ein, dass es nicht so leicht war, wie es oft in Romanen geschildert wurde, mit
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