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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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inne, dann blickte er verschmitzt auf die hochaufragende Gestalt seines Begleiters. Der Inspektor war völlig in ein die Sonnenstrahlen zurückwerfendes, silberiges Gewand gehüllt, so daß nicht ein Zentimeter seines Körpers dem starken Sonnenlicht ausgesetzt war. Dr. Sen bemerkte, daß die großen Augen hinter der großen Brille ihn gefühllos beobachteten oder vielleicht auch mit Gefühlen, die er nicht verstehen konnte.
    »Unser Problem bei der Erziehung dieser Kinder muß, nehme ich an, sehr ähnlich sein wie das Ihre, wenn Sie mit der menschlichen Rasse zu tun haben. Meinen Sie nicht auch?«
    »Gewissermaßen«, gab der Overlord ernst zu. »Aber man kann vielleicht einen noch besseren Vergleich in der Geschichte Ihrer Kolonialmächte finden. Das Römische und das Britische Reich sind uns aus diesem Grunde immer sehr interessant gewesen. Der Fall Indien ist besonders lehrreich. Der Hauptunterschied zwischen uns und den Briten in Indien war, daß sie keine wirklichen Beweggründe hatten, dorthin zu gehen – keine bewußten Ziele, das heißt, abgesehen von so alltäglichen und vorübergehenden wie Handel oder Feindschaft gegen andere europäische Mächte. Sie fanden sich als Besitzer eines Reiches, ehe sie wußten, was sie damit anfangen sollten, und waren nie wirklich glücklich, bis sie es wieder losgeworden waren.«
    »Und möchten Sie«, fragte Dr. Sen, nicht imstande, dieser Gelegenheit zu widerstehen, »Ihr Reich loswerden, wenn die Zeit kommt?«
    »Ohne jedes Zögern«, erwiderte der Inspektor.
    Dr. Sen ging nicht weiter auf die Sache ein. Die Unumwundenheit der Antwort war nicht schmeichelhaft; außerdem waren sie jetzt bei der Akademie angekommen, wo die versammelten Pädagogen warteten, um ihre geistigen Fähigkeiten an einem wirklichen, lebenden Overlord zu schärfen.
     
    »Wie unser hervorragender Kollege Ihnen gesagt haben wird«, bemerkte Professor Chance, Dekan an der Universität von Neu-Athen, »ist es unsere Hauptaufgabe, den Geist unserer Menschen wachzuhalten und sie zu befähigen, alle ihre Möglichkeiten zu erkennen. Außerhalb dieser Insel« – seine Handbewegung umschrieb die übrige Erdkugel – »hat die menschliche Rasse, fürchte ich, ihre Initiative verloren. Sie hat Frieden, sie hat Überfluß, aber sie hat keinen Horizont.«
    »Aber hier, natürlich …?« unterbrach ihn der Overlord sanft.
    Professor Chance, der keinen Sinn für Humor hatte und sich dessen irgendwie bewußt war, sah seinen Besucher argwöhnisch an. »Hier«, fuhr er fort, »leiden wir nicht an der alten Anfechtung, daß Muße etwas Böses ist. Aber wir sind nicht der Meinung, daß es genügt, passive Empfänger von Unterhaltung zu sein.
    Jeder einzelne auf dieser Insel hat seinen Ehrgeiz, der sich sehr einfach in Worte fassen läßt. Er besteht darin, irgend etwas, so klein es auch sein mag, besser zu machen als irgendein anderer. Natürlich ist das ein Ideal, das wir nicht alle erreichen. Aber in dieser modernen Welt ist die Hauptsache, ein Ideal zu haben. Es zu erreichen ist erheblich weniger wichtig.«
    Der Inspektor schien nicht geneigt, hierzu etwas zu bemerken. Er hatte die Schutzbekleidung abgelegt, trug aber noch immer die dunkle Brille, selbst in dem gedämpften Licht des Versammlungsraums. Der Dekan fragte sich, ob sie notwendig oder bloße Tarnung wäre. Tatsächlich machte sie die ohnehin schwierige Aufgabe, die Gedanken des Overlords zu lesen, völlig unmöglich. Der Overlord schien jedoch keine Einwendungen gegen die etwas herausfordernden Erklärungen zu haben, die ihm vorgetragen worden waren, oder gegen die in ihnen enthaltene Kritik an der Politik seiner Rasse hinsichtlich der Erde.
    Der Dekan war im Begriff, den Angriff fortzusetzen, als Professor Sperling, der Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung, beschloß, sich als Dritter in den Kampf einzumischen. »Wie Sie zweifellos wissen, mein Herr, war eines der großen Probleme unserer Kultur die Spaltung zwischen Kunst und Wissenschaft. Ich möchte sehr gerne Ihre Ansicht über diese Frage hören. Sind Sie der Meinung, daß alle Künstler anomal sind? Daß ihre Arbeit, oder auf jeden Fall der Antrieb dazu, das Ergebnis eines tiefwurzelnden seelischen Unbefriedigtseins ist?«
    Professor Chance räusperte sich nachdrücklich, aber der Inspektor kam ihm zuvor. »Man hat mir gesagt, daß alle Menschen in gewissem Maße Künstler sind, so daß jeder fähig ist, irgend etwas zu schaffen, wenn auch nur in einem primitiven Stadium. Zum Beispiel ist mir

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