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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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gestern in Ihren Schulen aufgefallen, wieviel Wert auf den eigenen Ausdruck im Zeichnen, Malen und Modellieren gelegt wird. Der Antrieb dazu schien ganz allgemein zu sein, selbst unter denen, die offenbar bestimmt sind, wissenschaftliche Spezialisten zu werden. Wenn also alle Künstler anomal und alle Menschen Künstler sind, so haben wir eine interessante Schlußfolgerung …«
    Alle warteten darauf, daß er den Satz vollende, aber wenn es ihren Zwecken diente, konnten die Overlords untadelig taktvoll sein.
    Der Inspektor überstand das Symphoniekonzert glänzend, was erheblich mehr war, als man von vielen der menschlichen Zuhörer sagen konnte. Das einzige Zugeständnis an den Publikumsgeschmack war Strawinskis »Psalmensymphonie« gewesen; das übrige Programm war aggressiv modernistisch. Wie man auch sonst darüber denken mochte – die Darbietung war hervorragend, denn der Stolz der Kolonie, einige der besten Musiker der Welt zu haben, war nicht unbegründet. Es hatte unter den Komponisten allerhand Streit um die Ehre gegeben, in das Programm aufgenommen zu werden, obwohl einige Zyniker bezweifelten, daß es überhaupt eine Ehre wäre. Da nichts über das Gegenteil bekannt war, schien es nicht ausgeschlossen, daß die Overlords überhaupt kein Ohr für Musik hatten.
    Es wurde jedoch beobachtet, daß Thanthalteresco nach dem Konzert die drei Komponisten aufsuchte, die anwesend gewesen waren, und sie alle zu ihrer »großen Genialität«, wie er es nannte, beglückwünschte. Das veranlaßte sie, sich mit geschmeichelten, aber sehr verdutzten Mienen zurückzuziehen.
    Erst am dritten Tage hatte George Greggson Gelegenheit, dem Inspektor zu begegnen. Das Theater hatte eine Art »gemischte Platte« angerichtet statt eines einzelnen Gerichts: zwei Einakter, einen Sketch von einem weltberühmten Darsteller und ein Ballett. Auch diese Darbietungen wurden hervorragend durchgeführt, und die Prophezeiung eines Kritikers: »Jetzt werden wir wenigstens entdecken, ob die Overlords gähnen können«, erwies sich als falsch. Tatsächlich lachte der Inspektor mehrmals und an den richtigen Stellen.
    Und doch konnte man es nicht bestimmt wissen. Vielleicht spielte er selbst eine glänzende Rolle vor und folgte der Aufführung nur mit der Logik, während seine eigenen seltsamen Empfindungen völlig unberührt blieben, so wie ein Anthropologe an einem primitiven Ritus teilnimmt. Die Tatsache, daß er die angemessenen Töne hervorbrachte und die erwarteten Antworten gab, bewies in Wirklichkeit überhaupt nichts.
    Obwohl George entschlossen gewesen war, mit dem Inspektor zu sprechen, mißlang ihm das völlig. Nach der Aufführung wechselten sie einige Begrüßungsworte, dann wurde der Besucher weggedrängt. Es war völlig unmöglich, ihn von seiner Umgebung abzusondern, und George ging in größter Enttäuschung nach Hause. Er wußte keineswegs genau, was er sagen wollte, selbst wenn er die Gelegenheit gehabt hätte, aber irgendwie war er überzeugt, daß er das Gespräch auf Jeff hätte bringen können. Und jetzt war die Gelegenheit vorbeigegangen.
    Seine schlechte Laune dauerte zwei Tage. Das Flugzeug des Inspektors war inmitten vieler Versicherungen gegenseitiger Freundschaft abgeflogen. Niemand hatte daran gedacht, Jeff zu fragen, und der Junge mußte lange überlegt haben, ehe er sich an George wandte.
    »Paps«, sagte er kurz vor dem Schlafengehen, »du kennst den Overlord, der hier zu Besuch gewesen ist?«
    »Ja«, erwiderte George grimmig.
    »Er war in unserer Schule, und ich hörte ihn mit einigen der Lehrer sprechen. Ich habe nicht richtig verstanden, was er sagte, aber ich glaube, ich habe seine Stimme erkannt. Das ist der, der mir gesagt hat, daß ich weglaufen solle, als die große Flutwelle kam.«
    »Weißt du das ganz bestimmt?«
    Jeff zögerte einen Augenblick. »Nicht ganz. Aber wenn er es nicht war, so war es ein anderer Overlord. Ich überlegte, ob ich ihm danken solle. Aber jetzt ist er weg, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte George, »das fürchte ich. Aber vielleicht haben wir noch einmal eine andere Gelegenheit. Sei jetzt ein guter Junge, geh schlafen, und zerbrich dir den Kopf nicht mehr darüber.«
    Als Jeff glücklich zu Bett gebracht und auch Jennifer versorgt war, kam Jean zurück, setzte sich auf den Teppich neben Georges Stuhl und lehnte sich gegen seine Beine. Das war eine Gewohnheit, die er ärgerlich sentimental fand, aber es lohnte nicht, deswegen Streit anzufangen. Er machte nur seine Knie so knochig wie

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