Die letzte Generation
möglich.
»Was denkst du jetzt darüber?« fragte Jean mit müder, bedrückter Stimme. »Glaubst du, daß es wirklich geschehen ist?«
»Es ist geschehen’’, erwiderte George, »aber vielleicht ist es töricht, daß wir uns darüber Gedanken machen. Schließlich würden die meisten Eltern dankbar sein, und ich bin natürlich dankbar. Die Erklärung kann ganz einfach sein. Wir wissen, daß die Overlords sich für die Kolonie interessieren; deshalb haben sie sie zweifellos mit ihren Instrumenten beobachtet, ungeachtet des Versprechens, das sie gegeben haben. Vielleicht hat gerade einer an ihrem Fernsehgerät gedreht und hat die Flut kommen sehen. Es wäre ganz natürlich, jemanden zu warnen, der in Gefahr ist.«
»Aber er kannte Jeffs Namen, vergiß das nicht. Nein, wir werden beobachtet. Es ist irgend etwas Sonderbares an uns, etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregt. Das habe ich seit Ruperts Gesellschaft gespürt. Es ist merkwürdig, wie das unser Leben verändert hat.«
George blickte mit Sympathie, aber mit keinem anderen Gefühl auf sie nieder. Es war sonderbar, wie sehr man sich in so kurzer Zeit verändern konnte. Er hatte sie gern. Sie hatte seine Kinder geboren und war ein Teil seines Lebens. Aber wieviel war von der Liebe, die eine nicht deutlich in Erinnerung gebliebene Person namens George Greggson einstmals für einen entschwindenden Traum namens Jean Morrel empfunden hatte, übriggeblieben? Seine Liebe war jetzt zwischen Jeff und Jennifer einerseits und Carolle andererseits geteilt. Er glaubte nicht, daß Jean von Carolle wußte, und er hatte die Absicht, mit ihr darüber zu sprechen, ehe jemand anders es tat. Aber irgendwie hatte er sich nie dazu entschließen können.
»Also gut, Jeff wird beobachtet, beschützt sollte man eher sagen. Meinst du nicht, das sollte uns stolz machen? Vielleicht haben die Overlords für ihn eine große Zukunft geplant. Ich frage mich, was das wohl sein mag.«
Er war sich bewußt, daß er so redete, um Jean zu beruhigen. Er war selbst nicht sehr besorgt, sondern nur verwundert und erstaunt, und ganz plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke, der ihm eigentlich schon früher hätte einfallen müssen. Seine Augen wanderten automatisch zum Kinderzimmer. »Ich möchte wissen, ob es nur Jeff betrifft«, sagte er.
Zu gegebener Zeit legte der Inspektor seinen Bericht vor. Die Inselbewohner hätten viel darum gegeben, ihn zu sehen. Alle Statistiken und Berichte wanderten in die unersättlichen Gedächtnisse der großen Rechenmaschinen, die einige der unsichtbaren Kräfte hinter Karellen, aber längst nicht alle, darstellten. Noch bevor diese unpersönlichen elektrischen Gehirne jedoch zu ihren Schlußfolgerungen gekommen waren, hatte der Inspektor seine eigenen Ratschläge gegeben. In den Gedanken und der Sprache der menschlichen Rasse ausgedrückt, hätten sie etwa folgendermaßen gelautet:
»Wir brauchen keine Schritte hinsichtlich der Kolonie zu unternehmen. Es ist ein interessantes Experiment, kann aber in keiner Weise die Zukunft berühren. Ihre künstlerischen Bemühungen gehen uns nichts an, und es gibt keinen Beweis dafür, daß irgendwelche wissenschaftlichen Forschungen gefährliche Bahnen einschlagen.
Wie geplant, konnte ich die Schulberichte über den Untertan Zero sehen, ohne Aufsehen zu erregen. Die darauf bezüglichen Statistiken sind hier angefügt, und man wird sehen, daß bisher noch keine Anzeichen einer ungewöhnlichen Entwicklung zu bemerken sind. Aber wie wir wissen, kündigt sich ein Durchbruch selten vorher an.
Ich bin auch dem Vater des Untertans begegnet und hatte den Eindruck, daß er mit mir zu sprechen wünschte. Glücklicherweise vermochte ich das zu vermeiden. Ohne Zweifel argwöhnt er irgend etwas, obwohl er natürlich niemals die Wahrheit erraten oder den Verlauf irgendwie beeinflussen kann.
Ich bekomme immer mehr Mitleid mit diesen Menschen.«
George Greggson hätte dem Urteil des Inspektors zugestimmt, daß Jeff nichts Ungewöhnliches an sich hatte. Da war nur dieser verblüffende Vorfall, so erstaunlich wie ein vereinzelter Donnerschlag an einem langen, ruhigen Tag. Und danach – nichts mehr.
Jeff besaß die ganze Energie und Wißbegierde, die alle andern Siebenjährigen haben. Er war intelligent, wenn er es sein wollte, war aber nicht in Gefahr, ein Genie zu werden. Bisweilen dachte Jean etwas müde, daß er vollkommen der klassischen Definition eines kleinen Jungen entspräche: Lärm, von Schmutz umgeben, wobei es gar nicht so
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