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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Land zu Land verbreitet, befiel die Verwandlung die ganze menschliche Rasse. Sie betraf praktisch keinen, der über zehn Jahre alt war, aber von denen, die jünger waren als zehn Jahre, entkam keiner.
    Es war das Ende der Zivilisation, das Ende alles dessen, wofür Menschen seit Beginn der Zeit gekämpft hatten. Im Verlauf von wenigen Tagen hatte die Menschheit ihre Zukunft verloren, denn das Herz jeder Rasse wird zerstört, und ihr Wille, weiterzuleben, wird gebrochen, wenn ihr die Kinder genommen werden.
    Es gab keine Panik, wie es noch vor einem Jahrhundert der Fall gewesen wäre. Die Welt war erstarrt, die großen Städte still und schweigsam geworden. Nur die lebenswichtigen Industrien arbeiteten weiter. Es war, als habe der Planet Trauer angelegt und klage um alles, was jetzt nie mehr sein konnte.
    Und dann sprach Karellen, wie er es vor jetzt vergessenen Zeiten getan hatte, zum letztenmal zu der Menschheit.
6
    »Mein Werk hier ist fast beendet«, sagte Karellens Stimme aus Millionen Radios. »Endlich, nach hundert Jahren, kann ich euch sagen, worin es bestand.
    Viele Dinge mußten wir vor euch verbergen, wie wir uns selbst während unseres halben Aufenthalts auf der Erde verborgen haben. Einigen von euch – das weiß ich – erschien diese Geheimhaltung unnötig. Ihr seid an unsere Anwesenheit gewöhnt; ihr könnt euch nicht mehr vorstellen, wie eure Vorfahren sich bei unserm Anblick verhalten hätten. Aber wenigstens sollt ihr den Zweck der Geheimhaltung verstehen und erfahren, daß wir einen Grund für unser Tun hatten.
    Das höchste Geheimnis, das wir euch vorenthielten, war der Zweck unseres Kommens, dieser Zweck, über den ihr so endlos gegrübelt habt. Wir konnten es euch nicht früher sagen, denn es war nicht unser eigenes Geheimnis.
    Vor hundert Jahren kamen wir zu eurer Welt und retteten euch vor der Selbstzerstörung. Ich glaube nicht, daß irgend jemand diese Tatsache leugnen wird, aber worin diese Selbstzerstörung bestand, habt ihr nie erraten.
    Da wir die Atomwaffen und alle anderen tödlichen Spielsachen verboten, die ihr in euren Arsenalen aufhäuftet, war die Gefahr der körperlichen Vernichtung beseitigt. Ihr hieltet das für die einzige Gefahr. Wir wollten euch in diesem Glauben erhalten, aber es war nie die Wahrheit. Die größte Gefahr, die euch drohte, war ganz anderer Art, und sie betraf nicht eure Rasse allein.
    Viele Welten sind an den Scheideweg der Atomkraft gekommen, haben die Katastrophe vermieden, haben friedliche und glückliche Zivilisationen aufgebaut und sind dann durch Kräfte völlig zerstört worden, von denen sie nichts wußten. Im zwanzigsten Jahrhundert begannt ihr euch zuerst ernsthaft mit diesen Kräften zu befassen. Deshalb mußten wir handeln.
    Das ganze Jahrhundert hindurch hat sich die menschliche Rasse dem Abgrund immer mehr genähert, ohne sein Vorhandensein auch nur zu ahnen. Über diesen Abgrund führt nur eine Brücke. Wenige Rassen haben sie ohne Hilfe je gefunden. Einige sind umgekehrt, solange es noch Zeit war, und haben sowohl die Gefahr als auch die Vollendung vermieden. Ihre Welten sind elyseische Inseln müheloser Zufriedenheit geworden, die in der Geschichte des Universums keine Rolle mehr spielen. Das wäre nie euer Schicksal oder euer Glück gewesen. Dazu war eure Rasse zu lebenskräftig. Sie wäre ins Verderben gestürzt und hätte andere mitgerissen, denn ihr hättet die Brücke nie gefunden.
    Ich fürchte, daß fast alles, was ich euch jetzt zu sagen habe, in solchen Gleichnissen ausgedrückt werden muß. Ihr habt für viele der Dinge, die ich euch jetzt sagen möchte, keine Worte, keine Begriffe, und unser eigenes Wissen von ihnen ist auch bedauerlich unvollkommen.
    Um zu verstehen, müßt ihr in die Vergangenheit zurückgehen und vieles von dem, was euren Vorfahren vertraut gewesen wäre, was ihr aber vergessen habt, und was wir euch absichtlich vergessen ließen, hervorholen. Denn unser ganzer Aufenthalt hier beruhte auf einer ungeheuren Täuschung, einer Geheimhaltung von Wahrheiten, denen ihr noch nicht ins Gesicht sehen konntet.
    In den Jahrhunderten vor unserm Kommen entdeckten eure Gelehrten die Geheimnisse der physikalischen Welt und führten euch von der Dampfkraft zur Atomkraft. Ihr hattet den Aberglauben hinter euch gelassen; die Wissenschaft war die einzige wirkliche Religion der Menschheit. Sie war die Gabe der westlichen Minderheit an die übrige Menschheit, und sie hatte alle anderen Glaubensbekenntnisse zerstört. Die bei unserm

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