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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Sache mit dem Feind gemacht, wäre man in der KU vermutlich mit einem Wechsel einverstanden.«
    »Also fordern Sie uns auf, zu entscheiden, ob wir Sie an die Koloniale Union ausliefern sollen oder nicht«, sagte Trujillo.
    »Wir fordern Sie auf, das zu tun, was Sie für notwendig halten«, sagte ich. »Genauso wie wir es getan haben.« Ich stand auf, und Jane folgte mir. Wir verließen unser Büro und traten in den sonnigen Roanoke-Tag hinaus.
    »Was glaubst du, wie lange es dauern wird?«, fragte ich Jane.
    »Nicht lange«, sagte Jane. »Dafür wird Marie Black schon sorgen.«
    »Ich wollte mich noch bei dir bedanken, dass du sie nicht
massakriert hast. Dadurch wäre dieses Vertrauensvotum etwas problematischer für uns geworden.«
    »Ich hätte sie wirklich gern umgebracht, aber nicht, weil sie Unrecht hat«, sagte Jane. »Ich muss ihr sogar zustimmen. Wir bringen Zoës Leben in Gefahr. Und sie ist noch ein Kind.«
    Ich ging zu meiner Frau hinüber. »Vergiss nicht, dass sie fast so alt ist wie du«, sagte ich und drückte ihren Arm.
    Jane entzog sich meinem Griff. »Das ist nicht dasselbe, und das weißt du ganz genau.«
    »Richtig, aber Zoë ist alt genug, um zu verstehen, was sie tut. Sie hat Menschen verloren, die ihr etwas bedeuteten, genauso wie du. Genauso wie ich. Und sie weiß, dass es nun wieder geschehen könnte. Sie hat sich entschieden, diese Reise anzutreten. Wir haben ihr die freie Wahl gelassen.«
    »Aber es war die falsche Wahl«, sagte Jane. »Wir standen vor ihr und haben sie vor die Entscheidung gestellt, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen oder das von allen anderen Menschen, die sie kennt, einschließlich uns beiden. Du kannst nicht behaupten, dass auf dieser Basis eine freie Entscheidung möglich ist.«
    »Das stimmt. Aber das waren die Möglichkeiten, die wir ihr bieten mussten.«
    »Ich hasse dieses beschissene Universum«, sagte Jane und wandte den Blick ab. »Ich hasse die Koloniale Union. Ich hasse das Konklave. Ich hasse diese Kolonie. Ich hasse alles.«
    »Und was empfindest du für mich?«
    »Jetzt ist nicht unbedingt der ideale Zeitpunkt, mich danach zu fragen«, sagte Jane.
    Wir setzten uns und warteten.
    Eine halbe Stunde später kam Savitri aus dem Verwaltungsbüro. Ihre Augen waren gerötet. »Also«, sagte sie. »Es gibt gute
und schlechte Neuigkeiten. Die gute ist, dass sie Ihnen noch zehn Tage geben, bevor sie der KU erzählen werden, dass Sie mit General Gau reden. Dafür können Sie sich bei Trujillo bedanken.«
    »Das ist doch schon etwas«, sagte ich.
    »Aber die schlechte Neuigkeit ist«, fuhr Savitri fort, »dass Sie beide draußen sind. Einstimmiges Ergebnis. Ich bin nur die Assistentin. Ich konnte nicht mitstimmen. Tut mir leid.«
    »Wer hat den Posten jetzt?«, fragte Jane
    »Trujillo natürlich«, sagte Savitri. »Der Mistkerl hat sich darum gerissen, bevor Sie beide die Tür hinter sich schließen konnten.«
    »Eigentlich ist er gar nicht so schlecht für diesen Job«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte Savitri und wischte sich die Augen trocken. »Ich versuche Ihnen nur das Gefühl zu vermitteln, dass ich Sie vermissen werde.«
    Ich lächelte. »Vielen Dank.« Dann umarmte ich sie. Savitri erwiderte die Umarmung.
    »Und was jetzt?«, fragte sie, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
    »Wir haben zehn Tage«, sagte ich. »Jetzt warten wir.«

    Das Schiff kannte die Verteidigungsanlagen von Roanoke beziehungsweise den Mangel derselben, was der Grund war, warum es auf der anderen Seite des Planeten am Himmel erschien, wo der einzige Satellit der Kolonie es nicht sehen konnte. Das Schiff tauchte behutsam in die Atmosphäre ein, um die dramatische Hitzeentwicklung des Eintritts zu vermeiden, und flog langsam Längengrad um Längengrad weiter,
halb um den Globus herum zur Kolonie. Bevor das Schiff den Wahrnehmungshorizont des Verteidigungssatelliten überquerte und es sich durch die Wärmestrahlung des Triebwerks verraten konnte, wurde es abgeschaltet, worauf das Schiff in einen langen Gleitflug in Richtung Kolonie überging. Die kleine Masse wurde von hauchdünnen, elektrisch generierten Flügeln getragen. Das Schiff fiel lautlos auf sein Ziel – uns – zu.
    Wir sahen es erst, als es den Gleitflug abschloss und die Flügel einzog. Es aktivierte die Manövrierdüsen und Schwebefelder. Der plötzliche Ausbruch von Wärmeenergie wurde vom Satelliten bemerkt, der unverzüglich eine Warnung schickte – aber zu spät, wie sich herausstellte, denn als das Signal

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