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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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einen Moment zum Schweigen. »Ich meine, hat er noch andere Interessen, von denen wir nichts ahnen?«, fragte er schließlich.
    »Das bezweifle ich«, sagte Jane. »Die Leute von der Spezialeinheit sind ziemlich geradeheraus. Wir können uns verstellen,
wenn die Notwendigkeit besteht, aber wenn es ernst wird, sagen wir Ihnen problemlos die Wahrheit ins Gesicht.«
    »Womit er der Erste wäre«, sagte ich. »Die Koloniale Union war die ganze Zeit nie völlig ehrlich zu uns.«
    »Man hatte keine andere Wahl«, sagte Lee Chen.
    »Kommen Sie mir nicht damit«, sagte ich. »Wir stecken schon viel zu tief drin, um noch daran glauben zu können. Ja, die KU hat ein doppeltes Spiel mit dem Konklave getrieben, und wir als Figuren auf dem Brett mussten nicht wissen, wie das Spiel geht. Aber jetzt zieht die KU ein neues Spiel durch, und diesmal geht es darum, uns restlos vom Brett zu fegen.«
    »Das können wir nicht mit Sicherheit sagen«, warf Marta Piro ein.
    »Wir wissen, dass wir uns nicht verteidigen können«, sagte Trujillo. »Und wir wissen, welche Stelle wir auf der Liste der Prioritäten einnehmen. Auch wenn ich seinen Gründen nicht zustimme, hat John recht. Wir stehen ganz allein da.«
    »Trotzdem möchte ich wissen, wie Sie damit leben können, dass Sie ihre Tochter zu Verhandlungen mit General Gau geschickt haben«, sagte Marie Black.
    »Es ist ein vernünftiger Plan«, sagte Jane.
    »Ich wüsste nicht, inwiefern«, sagte Black.
    »Zoë reist mit den Obin«, erklärte Jane. »Die Obin stehen dem Konklave nicht aktiv feindselig gegenüber. General Gau wird die Obin empfangen. Dasselbe könnte er mit einer Abordnung der Kolonialen Union nicht tun.«
    »Auch nicht, wenn wir irgendwie an ein Schiff der KU kommen würden, was uns aber nicht möglich ist«, gab ich zu bedenken.
    »Weder John noch ich können die Kolonie verlassen, ohne dass unsere Abwesenheit von der KU oder den Siedlern bemerkt
würde«, sagte Jane. »Zoë hingegen hat eine besondere Beziehung zu den Obin. Dass sie auf Beharren der Obin den Planeten verlässt, ist etwas, mit dem die Koloniale Union rechnen würde.«
    »Es gibt noch einen anderen Vorteil«, sagte ich, und alle Köpfe wandten sich in meine Richtung. »Selbst wenn ich oder Jane diese Reise unternehmen könnten, gäbe es keinen Grund für Gau, unsere Information als zuverlässig oder ernst gemeint zu betrachten. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Kolonialverwalter für ihre Welt opfern. Aber mit Zoë übermitteln wir Gau mehr als nur Informationen.«
    »Sie geben ihm eine Geisel«, sagte Trujillo.
    »Ja«, sagte ich.
    »Sie haben sich da auf ein riskantes Spiel eingelassen«, sagte Trujillo.
    » Das ist kein Spiel mehr«, sagte ich. »Wir müssen gewährleisten, dass man uns zuhört. Außerdem ist es ein kalkuliertes Risiko. Die Obin passen auf Zoë auf, und ich glaube kaum, dass sie tatenlos zusehen werden, wenn Gau auf dumme Gedanken kommen sollte.«
    »Trotzdem bringen Sie Zoës Leben in Gefahr«, sagte Black. »Dabei ist sie noch ein Kind.«
    »Wenn sie hiergeblieben wäre, würde sie mit allen anderen Kolonisten sterben«, sagte Jane. »Da draußen hat sie eine viel höhere Überlebenschance, und gleichzeitig verbessert sie unsere Überlebenschance. Wir haben das Richtige getan.«
    Marie Black wollte zu einer Antwort ansetzen.
    »Sie sollten sich sehr genau überlegen«, wurde sie von Jane unterbrochen, »was Sie als Nächstes über meine Tochter sagen.«
    Black schloss den Mund mit einem hörbaren Klacken.

    »Sie haben diese Entscheidung ohne uns getroffen«, sagte Lol Gerber. »Aber jetzt teilen Sie uns mit, was Sie getan haben. Ich würde gern den Grund dafür wissen.«
    »Wir haben Zoë zu Gau geschickt, weil wir es für notwendig halten«, sagte ich. »Diese Entscheidung konnten nur wir treffen, und wir haben sie getroffen. Aber Marie hat recht. Sie werden mit den Konsequenzen unserer Entscheidung leben müssen. Deshalb mussten wir Sie informieren. Wenn man nach Marie gehen kann, haben einige von Ihnen das Vertrauen in uns verloren. Aber gerade jetzt brauchen Sie eine Führung, der Sie vertrauen können. Wir haben Ihnen gesagt, was wir getan haben und warum. Eine Konsequenz Ihrer Entscheidung ist nun, dass Sie darüber abstimmen müssen, ob Sie weiterhin möchten, dass wir die Kolonie leiten.«
    »Die Koloniale Union würde keinen neuen Leiter akzeptieren«, sagte Marta Piro.
    »Ich glaube, das hängt davon ab, wie Sie es begründen. Wenn Sie sagen, wir hätten gemeinsame

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