Die letzte Kolonie
ihre komplette Reporterausrüstung angelegt hatten. Beata nickte, Jann Kranjic zeigte mir den hochgereckten Daumen.
Ich wandte mich wieder an Jane. »Sag ihnen, dass wir die Nachricht bestätigen und das Feuer einstellen. Und dass wir uns schon auf ihr Eintreffen freuen, um über die Kapitulationsbedingungen zu reden.«
»Erledigt«, sagte Jane wenige Augenblicke später.
Ich wandte mich an Savitri, die neben Beata stand. »Ihr Auftritt«, sagte ich.
»Großartig«, sagte Savitri, doch ihr Tonfall drückte genau das Gegenteil aus.
»Sie werden es schon schaffen.«
»Ich habe das Gefühl, als müsste ich mich gleich übergeben«, sagte sie.
»Ich fürchte, ich habe den Papierkorb im Büro stehen lassen.«
»Dann kotze ich Ihnen eben auf die Stiefel.«
»Jetzt mal im Ernst. Sind Sie bereit, die Sache durchzuziehen, Savitri?«
Sie nickte. »Ich bin bereit. Legen wir los.«
Jeder von uns ging auf seine Position.
Etwas später löste sich ein Lichtpunkt am Himmel in zwei Truppentransporter auf. Die Schiffe schwebten eine Zeit lang über Croatoan, bevor sie einen Kilometer entfernt auf einem unbestellten Feld landeten. Ursprünglich war das Feld bestellt gewesen, aber wir hatten die gerade gekeimten Sämlinge untergepflügt. Wir hatten mit Truppentransportern gerechnet
und gehofft, sie überzeugen zu können, an einer bestimmten Stelle zu landen, indem wir diese Stelle attraktiver machten als andere. Es hatte funktioniert. Ich stellte mir vor, wie Jane grimmig lächelte. Sie hätte sich nicht ohne Weiteres dazu hinreißen lassen, auf dem einzigen Acker zu landen, auf dem keine Nutzpflanzen wuchsen, aber genau das war einer der Gründe, warum wir es so gemacht hatten. Auch ich wäre vorsichtig gewesen, wenn ich eine Landestelle für meine Truppen gesucht hätte. Grundlegende militärische Regeln spielten hier eine große Rolle, und dies war unser erster Fingerzeig, welche Art von Kampf uns bevorstand.
Ich nahm das Fernglas und blickte hindurch. Die Luken der Transporter hatten sich geöffnet, und Soldaten liefen nach draußen. Sie waren gedrungen gebaut und hatten gescheckte, dicke Haut. Allesamt Arrisianer, genauso wie ihr Anführer. Das war ein weiterer Punkt, in dem sich diese Invasionsarmee von der unterschied, mit der General Gau gekommen war. Gau hatte die Verantwortung für seine Aktionen über das gesamte Konklave verteilt. Eser behielt den Ruhm allein seinem Volk vor.
Die Soldaten formierten sich zu Trupps, insgesamt drei, jeweils zu dreißig oder fünfunddreißig Soldaten. Alles in allem etwa hundert. Eser führte sich großspurig auf. Andererseits waren die hundert Soldaten am Boden eine Illusion. Zweifellos hatte Eser noch ein paar hundert weitere an Bord seines Schiffes, ganz zu schweigen von den Waffen dieses Schiffes, die die Kolonie zweifellos aus dem Orbit in Trümmer legen konnten. Ob auf dem Boden oder im Weltraum, Eser verfügte über mehr als genug Feuerkraft, um uns mehrfach zu töten. Die meisten arrisianischen Soldaten hatten das Standardgewehr ihres Volkes geschultert, eine Projektilwaffe, die für ihre
Geschwindigkeit, Genauigkeit und hohe Feuerkraft bekannt war. Zwei Soldaten in jedem Trupp trugen Raketenwerfer auf den Schultern. In Anbetracht der Umstände machten sie den Eindruck, als hätte man sie nur zu Showzwecken mitgenommen. Keine Strahlenwaffen oder Flammenwerfer, soweit ich erkennen konnte.
Nun kam Eser, flankiert von einer Ehrenwache. Er trug eine arrisianische Militäruniform, was ebenfalls ein wenig Show war, weil er selbst nie gedient hatte. Aber wenn man die Rolle des Generals bei einer militärischen Aktion spielte, sollte man sich entsprechend verkleiden. Esers Gliedmaßen waren dicker, und die Fasernbüschel um seine Augenstiele waren dunkler als bei seinen Soldaten. Er war älter und körperlich nicht mehr so fit wie die Leute, die unter ihm dienten. Doch soweit ich die Mimik seines fremdartigen Kopfes deuten konnte, wirkte er äußerst zufrieden mit sich selbst. Er baute sich vor seinen Soldaten auf und gestikulierte. Es sah aus, als würde er eine Ansprache halten.
Arschloch. Er war nur einen Kilometer entfernt und stand auf einem freien Feld. Wenn Jane oder ich mit dem richtigen Gewehr ausgestattet gewesen wären, hätten wir ihm einfach den Kopf wegpusten können. Danach wären wir ebenfalls tot, weil seine Soldaten und das Schiff anschließend die Kolonie dem Erdboden gleichgemacht hätten. Aber zumindest für eine Weile wäre es ein Riesenspaß gewesen.
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