Die letzte Kolonie
liebst du auch mich. Es stört mich nicht, dass du sie immer noch liebst. Ich hoffe, dass du es tust. Ich hoffe, du wirst es immer tun.«
Ich streckte ihr eine Hand entgegen; sie ergriff sie. So blieben wir eine ganze Weile und standen schweigend am Grab meiner Frau.
»Schau dir die Sterne an«, sagte Jane irgendwann.
»Da ist der Große Wagen«, sagte ich und zeigte darauf.
Jane nickte. »Ich sehe ihn.«
Ich nahm Jane in die Arme. »Ich erinnere mich, wie du auf Huckleberry gesagt hast, dass du dich zu Hause gefühlt hast, als du endlich die Sternbilder erkennen konntest.«
»Daran erinnere ich mich.«
»Stimmt das immer noch?«
»Ja.« Jane drehte sich um und sah mich an. »Ich bin zu Hause. Wir sind zu Hause.«
Ich küsste meine Frau.
»Die Milchstraße«, sagte sie, als sie aufschaute, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
»Ja.« Auch ich blickte hinauf. »Von hier aus kann man sie sehr gut sehen. Das war einer der Gründe, warum ich gerne in einer kleinen Stadt auf dem Land gelebt habe. In den Städten wird alles vom Licht überstrahlt. Aber hier kann man die Milchstraße sehen. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass der Anblick mit deinen Augen viel spektakulärer ist.«
»Es ist wunderbar.«
»Dabei fällt mir etwas ein.« Ich erzählte ihr, was General Szilard dazu gesagt hatte, dass sie die erste völlig menschliche Soldatin der Spezialeinheit war.
»Interessant«, sagte sie.
»Also bist du doch ein richtiger Mensch.«
»Ich weiß. Darauf bin ich bereits von selbst gekommen.«
»Wirklich? Und was hat dich darauf gebracht?«
»Ich bin schwanger«, sagte Jane und lächelte.
Bonusmaterial
Sagans Tagebuch
Vorbemerkung
Dieses Buch enthält sowohl den Roman »Die letzte Kolonie« als auch die Erzählung »Sagans Tagebuch«. Chronologisch finden die Ereignisse in »Sagans Tagebuch« vor denen in »Die letzte Kolonie« statt – genau genommen spielt die Erzählung unmittelbar nach »Geisterbrigaden«, dem vorausgehenden Band der Serie, und bezieht sich auf die darin geschilderten Ereignisse. Es ist nicht notwendig, »Sagans Tagebuch« vor »Die letzte Kolonie« zu lesen, aber die Erzählung bietet einen tieferen Einblick in die Figur der Jane Sagan. Viel Vergnügen!
KOLONIALE VERTEIDIGUNGSARMEE
Internes Sicherheitskommando
Abteilung für Daten-Rekonstruktion und -Interpretation
1. Kompanie
Colonel Michael Blauser, Kommandant
DATUM:
241.12.12 SUSN
(siehe verlinkte Übersicht für lokale Umrechnungen)
DATEINUMMER:
ISK/KVA-ADRI-003-4530/6(C)
DATEINAME:
BrainPal-Tagebuch, Lt. Jane Sagan (VI), KSE
Phoenix-Station, 241.12.07
DATEIBESCHREIBUNG:
Siehe beigefügte Vorbemerkung
AUTOR:
Lt. Jane Sagan (VI), KSE
GEHEIMHALTUNGSSTUFE:
Geheim, Sicherheitsstufe 2.
REDAKTION:
Lake-Williams-Algorithmen zur Verarbeitung emotionaler
Datenspur. EDS als separate Datei ISK/KVA-ADRI-003-4530/
6(c)(a) verfügbar.
AUFGEZEICHNET VON:
Lt. Jane Sagan (VI), KSE
DATEIABLAGE:
Lt. Gretchen Schafer, Sektion Analyse (Psych), KVA-ADRI
CC: Col. Michael Blauser
Vorbemerkung zur Datei ISK/KVA-ADRI-003-4530/6(C), »Sagans Tagebuch«
An Col. Blauser:
Gemäß den Anweisungen in Ihrem Memorandum mit Datum 341.10.07 haben wir damit begonnen, die BrainPal-Gedächtnisspeicher von Angehörigen der Kolonialen Spezialeinheit auszuwerten, deren Dienstzeit beendet ist, sei es durch Tod oder (was eher selten geschieht) durch Entlassung aus dem Dienst. In beiden Fällen wurde die Rekonstruktion der BrainPal-Daten ursprünglich gemäß unseres KVA-BrainPal-Daten-Rekonstruktionsprotokolls durchgeführt, doch nach Inkrafttreten der neuen Direktive mit Datum 341.10.09 haben wir die physische Entnahme von KSE-BrainPals eingestellt und stattdessen die BrainPal-Gedächtnistranskriptionen verarbeitet, die von der ADRI-Abteilung der Spezialeinheit zur Verfügung gestellt wurden.
In diesem Memorandum möchte ich wiederholen, was ich Ihnen gegenüber bereits verbal zum Ausdruck gebracht habe, und zwar, dass die Verarbeitung von KSE-Transkriptionen eine äußerst unbefriedigende Lösung darstellt. Die ersten sieben KSE-Gedächtnisspeicher, die wir verarbeiteten, enthielten große Informationsmengen, die wir von unserer Analysematrix mit faszinierenden Resultaten auswerten ließen, bis uns befohlen wurde, die Daten aus der Matrix sowie sämtliche Analysen dieser Daten zu löschen.
Die Daten aus den KSE-Transkriptionen sind von deutlich geringerer Aussagekraft. Obwohl unsere forensischen Scans keine Hinweise ergaben, dass die
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