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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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war, solange ich mich an meine Existenz erinnere. Die andere ist die, die ich sein werde, jemand, in die ich übergehen werde, um die zu werden, die ich sein muss, wenn wir unser gemeinsames Leben beginnen.
    Ich kann nicht damit aufhören, sie anzustarren. Ich sehe mich selbst in der Wölbung ihrer Wange und in der Linie ihrer Nase und in der Länge ihrer Gliedmaßen. Durch sie werde ich viele Dinge gewinnen, die ich gar nicht haben möchte.
    Ich werde einen Ehemann gewinnen und eine Tochter und eine neue Welt, die ich nicht mit gezückter Waffe betreten und deren Bewohner ich nicht verteidigen oder töten muss. Ich werde sehr viel Frieden gewinnen und eine Identität, die meine eigene ist – nicht die eines Soldaten oder eines Offiziers oder eines Killers, sondern einfach nur Jane Sagan, wer auch immer das sein mag.
    Sie bietet mir so viele Dinge, sie, die ich noch nicht bin. Und um sie zu werden, muss ich nur mich selbst aufgeben.
    Ich gebe viel an Kraft und Geschwindigkeit auf. Mein neuer Körper hat nur das, was die Natur und die Evolution ihm zur Verfügung stellten, so schwache Gliedmaßen, dass das Gehirn gezwungen ist, sie zu verbessern, mit Speer und Schwert und Bogen, mit Gewehren, Getrieben und Motoren, mit jenen wunderbaren Schöpfungen von Menschen, um die Schwächen
eines Körpers auszugleichen, der kaum in der Lage ist, das eigene Gehirn im Kopf herumzutragen.
    Ich gebe viel an Geist auf, verzichte auf den fließenden Übergang von Maschine zu grauer Hirnsubstanz, durch den ich mich in andere erweitere. Ich kopple meine Gedanken von ihnen ab und sie ihre von meinen, ich zerschneide die Verbindungen, die mich aufrechterhalten haben. Ich schließe mich in meinem Kopf ein. Ich lebe ganz allein mit meinen Gedanken, deren Echo in der Enge gedämpft wird.
    Ich gebe viel an Identität auf, als Soldat, als Offizier und als Killer, als Freundin und Kollegin und als jemand, dessen Hand dafür sorgte, dass die Menschheit ihren Platz im Universum behält.
    Kein Zweifel, durch das, was ich aufgebe, werde ich schwächer sein. Kein Zweifel, ich werde wieder lernen müssen, wie ich mich in einer Welt zurechtfinde, die nicht mehr so funktioniert, wie sie sollte. Kein Zweifel, das werde ich allein durch Willenskraft schaffen müssen, und meine Verzweiflung und Wut darüber, weniger zu sein, als ich war, werde ich nicht an dir auslassen. Selbst in meinem geschwächten Zustand bin ich immer noch gefährlich und könnte zornig werden über das, was ich mir selbst genommen habe, indem ich diese neue Identität annehme.
    Die Frau, die die Augen im Körper öffnet, den ich vor mir sehe, kann nicht dieselbe sein wie die, die die Augen im Körper schließt, den ich jetzt noch habe. Zu viel ändert sich, als dass es intakt bleiben könnte, zu viel, das ich zurücklassen muss und nicht mitnehmen kann. Ich werde mein Bild von mir bei mir behalten, aber es wird nur noch ein Teil von mir sein, der dazu passt.

    Wenn du von all diesen Gedanken wüsstest, würdest du mich bitten, mir diesen Schritt noch einmal zu überlegen, mich zu fragen, ob ich überzeugt bin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Du würdest dich lieber einem Leben ohne mich stellen, als mich zu zwingen, ein Leben zu führen, für das ich mich nicht aus eigenem Antrieb entschieden hätte. Ich weiß, dass du genau dies sagen und tun würdest, ich weiß es genauso, wie ich mich kenne.
    Und deshalb sage ich dir voller Zuneigung, dass du manchmal ein ziemlicher Dummkopf sein kannst. Es würde mich nicht stören, dass die Vorstellung, mich nicht haben zu können, dich wütend macht und nicht schwermütig und schicksalsergeben. Es gibt Dinge, die du noch über mich lernen musst, und das ist eins davon. Ich will nicht sagen, dass du zu rücksichtsvoll bist, aber es würde mich nicht stören, wenn du mir sagst, was du willst, und es an die erste und nicht an die letzte Stelle setzt.
    Es würde mich nicht stören, weil ich jetzt genau dasselbe mache. Du solltest nicht denken, ich würde das alles nur für dich tun, dass es selbstlose Hingabe wäre oder der Ausdruck sklavischer Ergebenheit, das Opfer der Meerjungfrau oder aus dummer Liebe über glühende Kohlen zu gehen. Dazu bin ich zu egoistisch. Ich möchte, dass du weißt, dass ich nicht deinetwegen, sondern meinetwegen hier bin. Ich will dich für mich haben. Ich will unser gemeinsames Leben für mich haben. Ich will die Stille des Friedens und der Erlösung von der Existenz als jene, die dem Tod immer zehn

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