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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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weiß es, und sie beweist es mir, indem sie mir dich zeigt und indem sie mir dich ohne mich zeigt.
    Davor habe ich Angst. Und ich gestehe, dass ein Teil von mir dich deshalb ein wenig hasst, weil du mein Leben so sehr mit deinem verwoben hast, dass ich mich nicht mehr losreißen kann, ohne mich zu verlieren – ich, die ich immer nur ganz ich war, aber die jetzt weiß, was sie verlieren könnte, wenn sie dich verliert.
    Es ist nicht dein Tod, vor dem ich Angst habe. Auch nicht die Trennung von dir. Wir haben Krieg geführt, solange wir uns kennen. Der Tod folgt uns beiden, und die Trennung war das, was wir die meiste Zeit miteinander hatten. Unsere gemeinsame Zeit war gleichzeitig winzig kurz und kostbar im Vergleich zu unserer Zeit der Abwesenheit. Der Tod und die Trennung würden nichts an dem ändern, was zwischen uns ist. Das, wovor ich Angst habe, ich die Verringerung und die subtile Veränderung, und der Moment, in dem das Leben ohne dich zu einer erträglichen Vorstellung wird.
    Das erscheint mir so klein, verglichen mit all den anderen Dingen, vor denen man Angst haben könnte. Es hätte nicht
einmal Endgültigkeit; du und ich würden unser Leben fortsetzen, ohne dass der Tod oder die Ferne uns trennen würden. Nur das Desinteresse und die Feststellung, dass das, was wir haben, zu etwas wird, das wir einst hatten, dass es zur Erinnerung und Geschichte wird. Was ist, wird von dem getrennt sein, was war, und von dem, was sein wird.
    Etwas von geringer Bedeutung, etwas, das man überleben kann. Und dieser Gedanke stürzt wie ein Trümmerstück auf mich herab und bohrt sich in mich, um mit brutaler Gewalt in mir zu brennen. Ich blicke zum anderen Stuhl und sehe, dass die Angst verschwunden ist, nicht weil sie fort ist, sondern weil sie das gefunden hat, worin sie in mir weiterleben wird. Ich habe Angst vor einem Leben ohne dich und vor dir ohne mich.

    Ich habe entschieden, dir diese Angst nicht anzuvertrauen. Du hast es nicht verdient, dass ich dich damit belaste. Es gab nie eine Zeit, in der du mich nicht in die Arme schließen wolltest, selbst wenn ich dich zurückgestoßen habe (zum Beispiel wie ich dich, als wir einander offiziell vorgestellt wurden, über einen Tisch geworfen habe). Du hast mich nie dazu gebracht, dass ich dich um Verzeihung bitte, weil ich sie bin, und du hast mich nie nur deshalb geliebt, weil ich der letzte Rest von ihr bin, der dir noch geblieben ist. Du hast immer mich gesehen, und du hast mich immer mit dir gesehen.
    Ich schäme mich für diese Angst, die keine reale Grundlage hat, die nur durch meine eigene Irrationalität hervorgerufen wird. Ich habe so vieles, womit ich sie entschuldigen könnte, angefangen mit meiner Jugend und meiner Unerfahrenheit, mein Leben mit dem eines anderen Menschen zu verweben.
Aber ich werde diese Angst nicht rationalisieren. Sie ist, was sie ist, die Schlange an meinem Ohr, die flüsternd den Sündenfall verspricht.
    Ich bin ein Mensch. Die Angst lebt in mir und bemüht sich, mein Herz zu verbittern. Aber ich weiß etwas über die Angst. Die Angst ist ein Raubtier, das sich von der Zukunft ernährt, von dem, was sein könnte und was möglich ist, entlang der ganzen Linie unseres Lebens. Die Angst lebt in mir, und daran kann ich nichts ändern. Aber ich will die Angst aushungern. Ich habe mich entschieden, hier und jetzt mit dir zu leben.
    Vielleicht wird sich unsere Liebe in der Zukunft verringern, und vielleicht werden wir uns trennen, und dann bleibt uns nur noch die Erinnerung. Ich akzeptiere diese Möglichkeit, und damit lege ich sie zu den Akten. Was mir bleibt, ist dieser Augenblick, bist du an meiner Seite. Ich habe mich entschieden, in diesem Augenblick bei dir zu sein, dich in der Gegenwart und im Präsens zu lieben. Das ist die einzige Zeit, die wir haben, die wir jemals hatten, die wir jemals haben werden. Unser ganzes Leben findet hier und jetzt statt, ganz gleich, wo und wann das Hier und das Jetzt sein mag.
    Ich liebe dich jetzt und werde es nicht bereuen, dich geliebt zu haben, und ich werde keine Angst davor haben, dich weiter zu lieben. Ich bin jetzt hier, und ich bin bei dir. Das genügt mir, solange es so ist.
    Mit diesem Gedanken akzeptiere ich, was ich von der Angst akzeptieren muss, und gehe auf dich zu. Die Verhandlung ist abgeschlossen, und jetzt bleiben nur noch du und ich.

8
Enden
    Es wird Zeit, zum Ende und zum Anfang zu kommen.
    Ich stehe in einem Zimmer, in dem sich zwei von mir befinden. Die eine bin ich, wie ich immer

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