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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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»Man will sie vor einen Untersuchungsausschuss schleifen. Als ehemaliger Politiker kann ich Ihnen sagen, dass der Sinn einer solchen Untersuchung meistens darin besteht, jemandem zu einer weißen Weste zu verhelfen. Es geht nicht darum, tatsächlich etwas zu untersuchen oder aufzudecken. Und als ehemaliger Politiker ist mir auch bewusst, dass das Ministerium für Kolonisation jede Menge zu vertuschen hat.«
    »Aber man würde Sie nur dann weitermachen lassen, wenn man Ihnen keine Fehler nachweisen kann«, sagte Kranjic.
    »Sehr nett von dir, Jann«, sagte Beata. »Wir können uns jederzeit auf deine Unterstützung verlassen.«
    »Ich sage doch gar nicht, dass er Fehler gemacht hat, Beata«, gab Kranjic zurück. Er hatte Beata wieder als Assistentin eingestellt, nachdem er zum Pressesprecher der Kolonie geworden war. Trotzdem war klar, dass sich ihre persönliche Beziehung seit der Scheidung nicht erheblich verbessert hatte. »Ich sage nur, dass er etwas getan hat, was man als Vorwand benutzen könnte, um ihm etwas anzuhängen, was vor einem Untersuchungssausschuss zur Sprache kommen könnte.«
    »Das haben Sie wirklich getan, nicht wahr?«, sagte Trujillo zu mir. »Als Sie mit General Gau sprachen, haben Sie ihm die Möglichkeit zum Rückzug angeboten. Sie haben ihm gesagt, dass er seine Flotte nicht rufen soll. Das hätten Sie eigentlich nicht tun dürfen.«
    »Nein, dazu war ich eigentlich nicht befugt«, gestand ich.

    »Ich finde das ebenfalls etwas verwirrend«, sagte Trujillo.
    »Für mein Gewissen war es wichtig, ihm sagen zu können, dass ich ihm diesen Ausweg angeboten habe.«
    »Lassen wir den moralischen Aspekt mal außer Acht«, sagte Trujillo. »Wenn jemand deswegen einen Aufstand machen will, könnte man Sie des Verrats anklagen. Damit der Plan der Kolonialen Union gelingen konnte, musste die Konklaveflotte hier erscheinen. Sie haben diese Strategie absichtlich in Gefahr gebracht.«
    Ich wandte mich an Kranjic. »Sie sprechen regelmäßig mit anderen Journalisten. Haben Sie von ihnen irgendetwas gehört, das in diese Richtung geht?«
    »Dass man Sie als Verräter brandmarken will? Nein. Es gibt immer noch sehr viele Journalisten, die mit Ihnen oder mit Jane reden wollen, aber sie interessieren sich nur für die Nacht, in der die Konklaveflotte unterging, oder wie wir es geschafft haben, hier zu überleben. Ich habe viele dieser Journalisten an Manfred und die anderen Ratsmitglieder verwiesen. Vielleicht wissen die anderen mehr darüber.«
    Ich sah wieder Trujillo an. »Nun?«, fragte ich.
    »Mir ist nichts dergleichen zu Ohren gekommen«, sagte er. »Aber Sie wissen genauso wie alle anderen, dass die Planungen und Überlegungen der Kolonialen Union niemals außerhalb ihrer eigenen heiligen Hallen diskutiert werden.«
    »Also will man Sie als Verräter abstempeln, weil Sie nicht vor Freude Luftsprünge gemacht haben, dass ein paar tausend Intelligenzwesen umgebracht werden sollen«, sagte Savitri. »Plötzlich wird mir wieder klar, warum ich die Machtstrukturen der Kolonialen Union verachte.«
    »Vielleicht ist es nicht nur das«, sagte Jane. »Möglicherweise will man John zum Sündenbock machen, aber damit stellt
sich die Frage, wofür er der Sündenbock sein soll. Oder wenn sein Verhalten gegenüber Gau untersucht werden soll, möchte die KU vielleicht wissen, wie dieses Verhalten die Ereignisse beeinflusst hat.«
    »Du glaubst, dass irgendetwas nicht nach Plan verlaufen ist?«, sagte ich zu Jane.
    »Ich glaube, dass man nicht nach einem Sündenbock sucht, wenn der Plan reibungslos funktioniert hat. Wenn das Konklave hinter dem heutigen Angriff steht, würde das bedeuten, dass sie sich schneller umorganisiert hat, als die KU erwartet hat.«
    Ich sah wieder zu Kranjic hinüber, der die Bedeutung meines Blicks offenbar sofort verstanden hatte.
    »In den Medienberichten, die ich gesehen habe, gibt es nichts über das Konklave, weder positiv noch negativ«, sagte er.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte ich. General Rybicki hatte mir anvertraut, dass der Plan unter anderem vorsah, die Kolonien im Augenblick ihrer größten Niederlage mit dem Konklave bekannt zu machen. Die Niederlage war eingetreten, und eigentlich sollte jetzt in allen Medien darüber berichtet werden. »Das Konklave wird überhaupt nicht erwähnt?«
    »Zumindest nicht namentlich«, sagte Kranjic. »In den Berichten, die ich kenne, heißt es, dass die Koloniale Union festgestellt hat, dass die Kolonie von einer Flotte aus mehreren

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