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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Koloniale Union hat uns ein Zielkreuz mitten auf die Brust gemalt, und nun muss sie uns dabei helfen, uns vor Treffern zu schützen.«
    »Ich bezweifle, dass ein Brief mit deutlicheren Worten etwas bewirken wird«, gab Jane zu bedenken.
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Die San Joaquin wird in ein paar Tagen eintreffen, um Vorräte zu liefern. Einer von uns sollte an Bord des Schiffes sein, wenn es zur Phonenix-Station zurückfliegt. Man kann uns nicht so leicht ignorieren, wenn wir persönlich das Büro von jemandem betreten.«
    »Da scheinst du zuversichtlicher zu sein als ich«, sagte Jane.
    »Selbst wenn wir dort nichts erreichen, stehen uns vielleicht noch andere Möglichkeiten offen.« Ich blickte mich zu Hickory um. Ich wollte noch mehr sagen, doch dann sah ich, das Savitri und Zoë auf uns zukamen. Ich ging ihnen entgegen, Janes Wunsch im Sinn, Zoë nicht zu nahe an den Bunker heranzulassen.
    Savitri streckte mir den PDA hin. »Sie haben eine Nachricht bekommen«, sagte sie.

    »Mein Gott, Savitri! Jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt. Leiten Sie sie an Jann weiter.« Seit Roanoke offiziell wiederentdeckt worden war, hatten Jane und ich Anfragen von allen möglichen Medien bekommen, die der Menschheit bekannt waren, mit freundlichen, schmeichlerischen oder drastischen Bitten oder Forderungen, ihnen Interviews zu geben. Fünfhundert Nachrichten dieser Art waren mit dem Datenpaket der ersten offiziellen Skip-Drohne eingetroffen. Weder Jane noch ich hatten die Zeit oder die Lust, uns damit auseinanderzusetzen, aber wir kannten jemanden, der beides hatte. So war Jann Kanjic zum offiziellen Pressesprecher von Roanoke geworden.
    »Ich würde Sie nie wegen einer Interviewanfrage belästigen«, sagte Savitri. »Die Nachricht stammt vom Ministerium für Kolonisation. Sie trägt den Vermerk ›vertraulich und sehr wichtig‹.«
    »Worum geht es?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Sie lässt sich von mir nicht öffnen.« Sie reichte mir den PDA, um mir zu zeigen, dass ihr der Zugang verwehrt wurde. Ich trug sie als Benutzerin aus und meldete mich an. Nachdem ich ein Jahr lang ohne PDA ausgekommen war, hatte ich erkannt, wie abhängig ich von diesen Dingern gewesen war, sodass ich nicht die Neigung verspürte, wieder davon abhängig zu werden. Ich hatte immer noch keinen eigenen PDA, sondern verließ mich darauf, dass Savitri mich auf dem Laufenden hielt.
    Der PDA akzeptierte meine biometrischen Daten und mein Passwort und öffnete die Nachricht.
    »Das ist ja wunderbar !«, sagte ich eine Minute später.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Savitri.
    »Natürlich nicht. Sie müssen zu Jane gehen und ihr sagen,
dass sie die Arbeiten hier so schnell wie möglich abschließt und sich mit mir im Verwaltungsgebäude trifft, sobald sie fertig ist. Dann müssen Sie Manfred Trujillo und Jann Kranjic ausfindig machen und ihnen sagen, dass sie sich ebenfalls dort einfinden sollen.«
    »Gut«, sagte Savitri. »Was ist passiert? Können Sie es mir verraten?«
    Ich gab ihr den PDA zurück. »Ich wurde von meinem Posten als Kolonialverwalter entbunden und zur Phoenix-Station bestellt.«

    »Sie sind ja nur vorübergehend von Ihrem Posten entbunden worden, was etwas Positives ist«, sagte Manfred Trujillo und gab den PDA mit der Nachricht an Jann Kranjic weiter. Die beiden sowie Jane, Savitri und Beata, die Kranjic begleitet hatte, drängten sich in meinem Büro und strapazierten das Fassungsvermögen des Raumes bis zum Äußersten. »Die zeitliche Befristung bedeutet, dass man noch nicht entschieden hat, Sie zu lynchen. Zuerst will man mit Ihnen reden, bevor man eine solche Entscheidung trifft.«
    »Es sieht ganz danach aus, als ob Sie meinen Job nun doch noch bekämen, Manfred«, erwiderte ich.
    Trujillo warf Jane einen Blick zu, die neben dem Schreibtisch stand, während ich dahinter Platz genommen hatte. »Ich glaube, dazu müsste ich mich zunächst mit ihr einigen, und ich bin mir nicht sicher, wie ich das anstellen soll.«
    »Ohne John werde ich diesen Job nicht weitermachen«, sagte Jane.
    »Sie sind mehr als fähig, diese Arbeit zu tun«, sagte Trujillo. »Und niemand würde sich Ihnen widersetzen.«

    »Ich habe nicht meine Kompetenz infrage gestellt«, gab Jane zurück. »Ich wollte nur deutlich machen, dass ich den Posten nicht behalten würde.«
    Trujillo nickte. »Auf jeden Fall gibt es keine klare Absicht, Ihnen unwiderruflich zu kündigen.« Er zeigte auf den PDA, der sich inzwischen in Beatas Händen befand.

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