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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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genau wir besprochen haben. Nur dass wir miteinander geredet haben.«
    »Das muss frustrierend sein.«
    »Nein, eigentlich nicht. Es gefällt mir, dass wir einfach nur reden. Ich mag es, die Verbindung zu ihr zu spüren. Sie ist ein Teil von mir. Gleichzeitig Mutter, Schwester und ich selbst. Alles zusammen. Es gefällt mir, dass sie mich besucht. Ich weiß, dass es nur ein Traum ist. Trotzdem ist es nett.«
    »Das glaube ich«, sagte ich und erinnerte mich an Kathy, die eine große Ähnlichkeit mit Jane hatte, auch wenn sie eine eigenständige Persönlichkeit war.
    »Ich würde sie eines Tages gern besuchen«, sagte Jane.
    »Das wird schwierig. Sie lebt schon sehr lange nicht mehr.«
    »Das meine ich nicht. Ich würde sie gern besuchen, wo sie jetzt ist. Wo sie begraben ist.«
    »Auch das dürfte schwierig werden. Es ist uns nicht erlaubt, zur Erde zurückzukehren, wenn wir sie einmal verlassen haben.«
    »Ich habe die Erde nie verlassen«, sagte Jane und blickte auf Babar, der zufrieden einen entspannten Rhythmus mit dem Schwanz klopfte. »Nur meine DNS.«
    »Ich glaube kaum, dass die Koloniale Union auf diesen feinen
Unterschied eingehen wird.« Ich lächelte über einen von Janes seltenen Scherzen.
    »Das weiß ich«, sagte sie mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme. »Die Erde ist viel zu wertvoll als Menschenfabrik, um die Gefahr einzugehen, dass sie durch den Rest des Universums infiziert wird.« Sie blickte zu mir auf. »Möchtest du die Erde nie wiedersehen? Du hast den größten Teil deines Lebens dort verbracht.«
    »Richtig«, sagte ich. »Aber ich bin gegangen, weil mich dort nichts mehr gehalten hat. Meine Frau war gestorben und mein Kind erwachsen. Es war nicht allzu schwer, sich zu verabschieden. Und jetzt befindet sich alles, was mir etwas bedeutet, hier. Dies ist jetzt meine Heimatwelt.«
    »Wirklich?« Jane schaute zu den Sternen auf. »Ich erinnere mich, wie ich auf Huckleberry auf der Straße stand und mich fragte, ob ich eine andere Welt zu meiner Heimat machen könnte. Ob diese Welt meine Heimat werden könnte.«
    »Und?«
    »Noch nicht«, sagte Jane. »Alles an dieser Welt ändert sich ständig. Alles, wovon wir dachten, es wäre der Grund für unser Hiersein, hat sich als Halbwahrheit herausgestellt. Roanoke bedeutet mir sehr viel. Die Menschen, die hier leben, bedeuten mir sehr viel. Ich werde für sie kämpfen und Roanoke verteidigen, so gut ich kann. Aber es ist nicht meine Welt. Ich vertraue ihr nicht. Tust du es?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich mache mir Sorgen, dass ich sie durch diesen Untersuchungsausschuss verlieren könnte.«
    »Meinst du nicht, dass es den Leuten hier inzwischen egal ist, wen die Koloniale Union als Leiter dieser Kolonie einsetzt?«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber es wäre trotzdem schmerzhaft.«

    »Hmm«, machte Jane und dachte eine Weile nach. »Trotzdem möchte ich eines Tages Kathy besuchen«, sagte sie schließlich.
    »Ich werde mal sehen, was sich machen lässt.«
    »Sag so etwas nur, wenn du es wirklich ernst meinst.«
    »Ich meine es ernst«, sagte ich und war ein wenig überrascht, dass es tatsächlich so war. »Auch ich möchte, dass du sie besuchst. Schade, dass ihr euch nicht früher kennenlernen konntet.«
    »Mir geht es genauso.«
    »Also hätten wir alles geklärt«, sagte ich. »Jetzt müssen wir nur noch eine Möglichkeit finden, zur Erde zu gelangen, ohne dass die KU uns das Schiff unter dem Hintern wegschießt. Daran muss ich noch arbeiten.«
    »Tu das«, sagte Jane. »Aber später.« Sie stand auf und streckte mir die Hand entgegen. Ich nahm sie an. Dann gingen wir ins Haus.

12

    »Wir möchten uns für die Verzögerungen entschuldigen, Verwalter Perry«, sagte Justine Butcher, die stellvertretende Assistenzsekretärin für Koloniale Rechtsangelegenheiten des Ministeriums für Kolonisation. »Wie Ihnen vielleicht bewusst ist, geht es hier seit Kurzem äußerst hektisch zu.«
    Es war mir bewusst. Als Trujillo, Kranjic, Beata und ich aus dem Shuttle stiegen, das uns vom Transportschiff zur Phoenix-Station gebracht hatte, schien sich das übliche geschäftige Treiben an Bord der Station um ein Vielfaches gesteigert zu haben. Keiner von uns konnte sich erinnern, dass sich hier jemals so viele KVA-Soldaten und KU-Funktionäre gedrängt hatten. Was auch immer vor sich ging, es war etwas Großes. Wir warfen uns gegenseitig unbehagliche Blicke zu, denn was auch immer es war, es hatte zweifellos auf irgendeine Weise mit uns und Roanoke zu tun.

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