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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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und betont jede Silbe peinlich genau. »Daniel arbeitet sehr hart. Ihn fünf Tage am Stück hierzuhaben, ist eine seltene Freude.«
    Das kann ich mir vorstellen, denkt O’Hara. »Ihr Mann hat behauptet, Sie hätten Verwandtschaft zu Besuch gehabt – Ihre Eltern, Ihre Schwestern sowie deren Ehemänner und Kinder.«
    »Detective, ich möchte Sie jetzt bitten zu gehen.«
    Von lügenden Frauen aus Küchen geworfen zu werden, wird ihr allmählich langweilig. Um Zeit zu gewinnen, schlürft O’Hara ihren Kaffee und greift nach einem weiteren geschmacklosen Keks. Delfinger, der sich vom pausbäckigen Teenager auf einem Spielplatz in Coney Island zum patriarchalen Trottel entwickelt hat, lächelt ihr mit seinen drei Töchtern im Arm von einem Foto auf einem der Kühlschränke entgegen. Nur die sehr Armen und die sehr Reichen setzen noch derart hemmungslos Kinder in die Welt, denkt O’Hara. Die Älteste sieht aus wie vier, höchstens, die Jüngste ist ungefähr ein Jahr alt. So warm eingepackt wie alle sind, muss das Bild wohl erst kürzlich aufgenommen worden sein. O’Hara betrachtet die Kleinste noch einmal und schätzt sie zwischen acht und zehn Monaten. Sie musste wohl ungefähr um die Zeit auf die Welt gekommen sein, als Delfinger Pena traf.
    »Ihre Kleinste sieht ja toll aus. Ich tippe mal auf Widder.«
    »Gut geraten, Detective«, sagt Delfinger. »Glaubt man den Leuten, die sich mit Astrologie auskennen, dann ist Tovah ein ganz klassischer Widder – durch und durch.«
    Naomi Delfinger lächelt unwillkürlich.
    »Mrs. Delfinger, möchten Sie wissen, wann Ihr Mann das Rendezvous mit Pena hatte?«
    »Ich möchte, dass Sie gehen. Ich habe Sie bereits einmal höflich dazu aufgefordert. Ich tue es hiermit erneut. Bitte.«
    »Am 11. April«, sagt O’Hara. Delfingers Gesicht erstarrt, als habe sie gerade der Schlag getroffen. O’Hara redet weiter. Alles ist ihr recht, um sich noch ein bisschen länger im Raum aufhalten zu können. »Als ich meinen Sohn bekam, wusste ich noch gar nicht, was ich wollte. Ich war gerade sechzehn. Ich flog von der Highschool und wurde als Idiotin und Schlampe abgestempelt, eine perfekte Kombination. Das war damals ein kleiner Skandal, sogar in Brooklyn.«
    »Es gibt keinen Grund, weshalb Sie sich daran erinnern müssten«, sagt Delfinger, »aber der 11. April war ein wunderbarer Frühlingstag. Wir hatten das schönste Zimmer im New York Hospital, das ich je gesehen habe. Mit Blick über den East River. Und Tovah war so unkompliziert, kein Vergleich zu den beiden anderen. Dr. Shwab sagte ›pressen‹ und schon war sie da, als hätte sie es keine Sekunde mehr abwarten können. Meine Güte, was für ein wunderbares kleines Mädchen. Daniel war so glücklich und stolz. Aber natürlich musste er nochmal ins Büro. Jedenfalls hat er das behauptet. Am nächsten Tag schenkte er mir einen Ring von Tiffany’s. Pena muss wohl sein Geschenk für sich selbst gewesen sein.«
    »Ich habe 36 Stunden gebraucht, bis Axl endlich auf der Welt war. Ich habe seitdem nie wieder so schwer ackern müssen und habe auch nicht vor, das nochmal zu tun. Mich schwängern zu lassen, war nicht das einzig Bescheuerte, das ich angestellt habe. Ich habe das Kind auch noch Axl genannt, nach dem Sänger der Guns N’Roses, der sich als kompletter Schwachkopf entpuppt hat. Wenn ich ihm schon keinen vernünftigen Namen wie Matt oder Joe geben wollte, hätte ich mich wenigstens an Slash halten können. Man hat mir geraten, ihn zur Adoption freizugeben. Ich habe durchaus eingesehen, dass das kein völlig abwegiger Rat war. Ich war sechzehn und völlig durchgedreht, ging aus und dröhnte mich jeden Abend zu. In den neun Monaten seit Ausbleiben meiner Periode hatte ich kaum einen Gedanken an den Freak in meinem Bauch verschwendet. Ich trug weite Blusen und hab’s verdrängt. Hab einfach so getan, als wäre nichts. Doch als es so weit war, merkte ich, dass ich mein Kind niemals hätte weggeben können. Was mich mindestens so sehr überrascht hat, wie alle anderen.«
    Delfinger schüttelt den Kopf, als wisse sie, worauf O’Hara hinauswill, aber abzustreiten versuche, dass sie dies etwas anginge. O’Hara redet einfach weiter.
    »Ich sage nicht, dass ich eine Heldin bin. Um ganz ehrlich zu sein, Axl wuchs hauptsächlich bei meiner Mutter auf. Ich will sagen, dass man manchmal denkt, man steht’s nicht durch. Doch dann stellt sich heraus, dass man es sehr wohl kann. Dass es sogar möglicherweise ein Segen ist.«
    Naomi schüttelt

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