Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)
ist Daniel Delfinger. Gute Freunde nennen ihn ›Danny‹ oder auch ›Danny Boy‹ oder einfach nur DB. Und Daniel, die Frau zu Ihrer Rechten ist Tida Entonces. Falls Ihnen der Familiename bekannt vorkommt, dann deshalb, weil sie die Mutter Ihrer beiden Freundinnen, Consuela und Moreal, ist.«
Delfinger sieht O’Hara entsetzt an, aber mehr als ein gurgelndes Geräusch dringt nicht aus seiner Kehle. Was aber auch gar keine Rolle spielt, denn Entonces stürzt sich bereits wie ein wild gewordener Straßenkater auf ihn. Sie spuckt, beißt und zerkratzt ihm das Gesicht mit den Handschellen. »Wieso können sich die Menschen nicht vertragen?«, fragt Krekorian. »Keine Ahnung, K.« Als Krekorian endlich rechts ranfährt, ist Delfingers Brille kaputt und sein Gesicht ein Schlachtfeld. Krekorian hält an und setzt sich zwischen die beiden auf den Rücksitz. O’Hara fährt das letzte Stück, rauf auf den FDR, wieder runter und schließlich in die Pitt Street. Autos und Funkwagen von einem halben Dutzend örtlicher Fernsehsender stehen in zweiter Reihe den gesamten Hang hoch. Vor dem Reviergebäude lungern mindestens zwanzig Reporter von kleineren Zeitungen und Radiosendern herum, denen der Mut fehlt, hineinzugehen.
»K., hast du telefoniert, als ich Delfinger abgeholt habe?«
»Ich war das nicht.«
Als sich O’Hara einen Weg die Straße entlang bahnt, kommt ihnen exakt dieselbe Schrottlaube von einem Impala aus der entgegengesetzten Richtung entgegen und auf die Pitt Street 19 ½ zugefahren. Als Patrick Lowry, Detective bei der Mordkommission, aussteigt, umlagern die ausgesperrten Reporter seinen Wagen und überhäufen ihn mit Fragen.
»Ist McLain Ihr Mann? Haben Sie ein Geständnis von ihm? Oder hat er ein Alibi?« O’Hara und Krekorian kapieren, dass der Medienauflauf gar nicht ihnen gilt.
Dank Lowry, dem 160 Kilo schweren Ablenkungsmanöver für die Pressemeute, schlüpfen O’Hara und Krekorian unbemerkt mit Entonces und Delfinger durch die Hintertür. Auch drinnen ist das Reviergebäude voller Reporter. O’Hara und Krekorian gelingt es, ihre beiden Verdächtigen in den Raum zu schleusen, in dem ihnen Fingerabdrücke abgenommen werden, ohne dass es außer Kenny Aarons, dem Sergeant an der Anmeldung, jemandem auffällt.
»Was zum Teufel machst du hier, Darlene?«, fragt Aarons. »Ich dachte, du wärst suspendiert. Wir vermissen dich übrigens.«
»Ich helfe nur meinem alten Partner.«
»Wer um Himmels willen sind die beiden?«, fragt Aarons. Er mustert die Festgenommenen, von denen einer heftig blutet.
»Gib uns ein paar Minuten, Kenny«, sagt Krekorian. »Wir können jetzt nicht reden.«
Das neue computerisierte Fingerabdruckgerät funktioniert nur minimal schlechter als die alte Maschine. Trotzdem sich Delfinger immer wieder zu Boden sacken lässt und Entonces ständig versucht, ihn zu attackieren, gelingt es schließlich, von beiden Abdrücke zu nehmen. Während sie warten, dass das Gerät die Abzüge ausspuckt, spaziert Krekorian den Gang entlang und steckt den Kopf in den Versammlungssaal. Ganz vorne ist ein Podium aufgebaut. Lowry thront dahinter und blickt auf die dicht gedrängte Menschenmenge.
»Wie ist es Ihnen gelungen, den Transporter zu finden?«, ruft ein Reporter von hinten im Saal.
»Wir haben einen Hinweis bekommen«, sagt Lowry. »Von einem Bürger, der die Augen offen hielt und seine Pflicht tat.«
»Steht McLain bereits unter Anklage?«
»Nein. Wir hoffen aber, dass dies bis heute Abend der Fall sein wird.«
»Wieso hat er es getan, Detective?«
»Warum tut man so etwas?«
»Dewey, ich meine Lowry, hält seine Siegesrede«, raunt Krekorian bei seiner Rückkehr O’Hara zu. Inzwischen haben sich noch ein paar Dutzend weitere Schmierenreporter heimlich einen Weg ins Gebäude erschlichen. Diejenigen, denen es nicht gelungen ist, sich in den Versammlungssaal zu Lowrys Pressekonferenz zu drängeln, stehen sich gegenseitig im Gang die Füße platt. Die Schlange reicht so nah an den Raum für Fingerabdrücke heran, dass ihnen Delfinger praktisch die billigen Anzüge vollblutet.
Während sich O’Hara und Krekorian noch überlegen, wo sie in dem ganzen Durcheinander ihre Verdächtigen parken, schiebt sich ihnen durch den verstopften Gang die vertraute Gestalt von Sergeant Callahan entgegen. Anders als Aarons freut sich Callahan ganz und gar nicht, O’Hara zu sehen.
»Sie haben sich einen verdammt guten Tag ausgesucht, um hier aufzutauchen und noch einmal Detective zu spielen«, sagt
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