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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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verschwand im Haus, und die kauernde Frau hielt vor Angst erstarrt die Tür auf.
    Ich brauste mit dem Motorrad die Treppe hinauf und durch die offene Haustür. Ich wollte ihn in Panik versetzen, damit er nicht etwa stehen blieb und einen gezielten Schuss abgab.
    Er hastete die Treppe hinauf, während ich über den Fliesenboden der Lobby fegte. Sein Blick war nach vorn gerichtet, nur aus dem Augenwinkel sah er sich gelegentlich nach mir um.
    Ich bremste mit einem Fuß, riss die Ducati herum und jagte die Maschine die Stufen hoch. Das Motorrad bockte und heulte auf, nicht geschaffen für eine so extreme Belastung, doch ich blieb hart. Das Dröhnen der Maschine ließ Jack weiterlaufen, doch sein Fluchtweg würde irgendwann enden. Ich erreichte den Absatz, wirbelte herum und raste die nächste Treppe hinauf. Bei jeder Stufe zuckte der Schmerz durch meine malträtierte Wirbelsäule.
    Er rannte die letzte Treppe hinauf. Der Motor keuchte protestierend, als ich das letzte Stück in Angriff nahm. Er blickte sich kurz um und drückte ab, doch ich duckte mich so tief auf der Maschine, dass die Kugel hoch über mich hinwegpfiff. Seine Nerven waren sichtlich angespannt.
    Für mein Vorhaben musste er so nervös bleiben.
    Ich erreichte den Treppenabsatz, und Jack rannte in vollem Tempo den Flur entlang, in eine Sackgasse, die mit einer Glasfront endete.
    Die Angst ist schon etwas Seltsames. Sie kann einen erstarren lassen und handlungsunfähig machen, sie kann einem aber auch ungeahnten Mut verleihen.
    Jack Ming nahm jetzt sein Herz in die Hand.

52
    Er wirbelte herum und feuerte, die Schüsse wie grelle Blitze im schwachen Licht des Flurs.
    Ich stürzte rücklings vom Motorrad, und es raste die letzten paar Meter direkt auf ihn zu. Er warf sich aus dem Weg. Die Maschine brauste an ihm vorbei und krachte durch die Glaswand. Sie flog ins helle Tageslicht, und ich hörte, wie sie drei Stockwerke tiefer auf dem Asphalt zerschellte.
    Ich lag am Boden, und für einen Moment schien die Zeit eingefroren zu sein. Jack richtete die Pistole auf mich, das Gesicht vor Entsetzen verzerrt, die Haare vom Wind zerzaust, der durch das zertrümmerte Fenster wehte. Jetzt sah ich sein Gesicht zum ersten Mal ganz deutlich. Er war wirklich fast noch ein Junge. Nervös fingerte er an der Tür, die mit einem roten » Ausgang«-Schild versehen war. Der Türknauf bewegte sich nicht.
    Ich griff nach hinten an meinen Rücken, meine Finger tasteten suchend. » Es tut mir leid«, brachte ich heiser hervor.
    Doch meine Pistole war nicht mehr da.
    Er starrte mich an, während er am Türknauf rüttelte.
    Oh Gott, ich hatte während des wilden Ritts auf dem Motorrad die Waffe verloren.
    Dann feuerte er. Aber nicht auf mich, sondern auf das Schloss der Tür mit der Aufschrift TREPPE . Das Schloss brach. Er öffnete die Tür und rannte.
    Ich hinterher. Er sprang eine kurze Treppe hoch und schlüpfte durch die Tür zum Dach.
    Auf Dächern war ich zu Hause, hier oben hatte Jack Ming keine Chance.
    Ich packte den Türknauf, als er die Tür zuschlagen wollte. Einen Moment lang kämpften wir, da erschien der Lauf seiner Waffe im Türspalt, nah an meinem Kopf.
    Ich duckte mich. Er feuerte. Ich ließ los.
    Er schlug die Tür zu.
    Ich zählte bis zehn. Fünfzehn. Sobald ich die Tür öffnete, konnte er mir eine Kugel in den Kopf jagen.
    Zwanzig. Ich riss die Tür auf, nur einen winzigen Spalt.
    Von draußen hörte ich das an- und abschwellende Geheul einer Polizeisirene. Bald würde es im Haus von Cops wimmeln, und wenn sie mich schnappten, bevor ich an Jack Ming herankam, war mein Sohn tot.
    Ich schlich auf das Dach hinaus. Er war nicht mehr zu sehen. Möglicherweise hatte er sich irgendwo hinter einem Wassertank oder einer Lüftungsanlage versteckt. Er brauchte bloß zu warten, bis die Polizei kam. Vielleicht würde er sich ihnen stellen, und sie übergaben ihn an August oder Special Projects. In Anbetracht der Gefahr, die ihm von mir drohte, würde er sich wohl für die Polizei entscheiden.
    Es war still hier oben. Die Nachbardächer zu beiden Seiten lagen einen halben Stock höher, doch ich glaubte nicht, dass er genug Zeit gehabt hatte, um dort hinaufzuklettern. Da sah ich ihn. Er hatte es tatsächlich auf das Dach nebenan geschafft und duckte sich gleich wieder, doch ich sah seinen Haarschopf. Er hatte einen kurzen Blick riskiert. Ein Fehler.
    Ich rannte los und kletterte ebenfalls auf das Dach des Nachbarhauses– die beiden Gebäude waren nicht durch eine Gasse

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