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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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lässt Neues zurück. Leonie trug ein gelbes Strandkleid und einen großen Schlapphut.
    » Du hast gesehen, dass Mila da ist?«, fragte sie, als ich zu ihr trat.
    » Ja, wir haben ein bisschen geplaudert.«
    » Sie mag mich nicht.«
    » Sie mag überhaupt nur wenige Leute. Daniel ist eine Ausnahme.«
    » Das macht einiges wett.«
    » Ich behalte die Bars«, sagte ich.
    » Oh. Dann nimmst du Daniel wohl auf deine Reisen mit, nehme ich an.«
    » Ich weiß nicht, ob ich ihm meine eigene Vagabundenkindheit wünschen soll.«
    Sie blickte hinaus auf die Boote, die übers Wasser glitten, und wandte sich wieder mir zu. » Was heißt das?«
    » Es heißt, ich reise viel und komme auch wieder nach Hause. Dorthin, wo Daniel ist. Und da werde ich Unterstützung brauchen.«
    » Bietest du mir etwa einen Job an?« Ihre Stimme klang kühl.
    » Einen Job? Nein. Du bist die einzige Mutter, die er kennt, Leonie. Ich kann ihn dir nicht wegnehmen, und ihm kann ich dich nicht wegnehmen.«
    Sie kniff die Lippen zusammen. » Falls du das irgendwann vorhast, Sam, tu’s lieber gleich. Jetzt ist es noch leichter.«
    » Nein. Ich weiß, dass du ihn liebst.«
    » Und was bin ich jetzt für Daniel?«, fragte sie im Flüsterton, als wagte sie es kaum, die Frage zu stellen.
    » Im Moment bist du einfach für ihn da, nicht mehr. Das ist ein Testlauf, Leonie. Wir werden sehen.« Ich verschwieg lieber, dass sie nicht auf die Idee kommen solle, mit Daniel wegzulaufen, weil sie nicht weit kommen würde.
    Sie kratzte sich nachdenklich an der Lippe.
    Wir schwiegen einige Augenblicke und beobachteten, wie das Wasser die sandige Tafel blankwischte.
    » Danke«, sagte sie schließlich. » Ich nehme an.«
    » Vielleicht bin ich viel zu Hause, vielleicht auch oft unterwegs. Ich hab jedenfalls vor, ein weniger turbulentes Leben zu führen als in der letzten Zeit.«
    » Der Mensch plant, und Gott lacht darüber.« Sie verschränkte die Arme. » Weißt du, ich hab nicht mit dir geschlafen, weil… Ich hab’s getan, weil ich dich wollte.«
    » Ich weiß. Ich wollte dich auch.«
    » Aber.«
    » Aber. Wir waren beide in einer extremen seelischen Verfassung. Für mich ist es noch zu früh, nach Lucy. Tut mir leid.«
    Sie legte die Finger vor dem Gesicht aneinander und musterte mich. » Und die Zukunft?«
    » Keine Ahnung. Ich verspreche nichts, was ich vielleicht nicht halten kann. Das ist mir schon zu oft passiert.«
    » Okay. Und welche Stadt? Las Vegas oder New York?«
    » Möchtest du mit dem Kunststudium weitermachen?«
    Sie schaute mich überrascht an.
    » Also wenn, dann such dir eine gute Universität aus. Ich bezahle es. Oder ich miete dir ein Atelier, falls du nicht mehr studieren willst. Mir wär’s jedenfalls lieber, du würdest dich wieder mit Kunst beschäftigen als mit Fälscherei.«
    Ihr Gesicht begann zu strahlen. Die Kunsthochschule und Daniel: Mehr konnte sie sich nicht wünschen. » Welche Stadt wäre dir denn am liebsten?«
    Ich zuckte die Schultern. » Meine Eltern leben in New Orleans, aber ich hab praktisch keinen Kontakt zu ihnen. Doch jetzt, mit Daniel, sollte ich wieder auf sie zugehen. Ich kann dem Jungen kaum beibringen, wie wichtig Familie ist, wenn ich mit meiner eigenen nichts zu tun habe.«
    » Ja, besuch deine Eltern mit deinem Sohn und einer Frau, die nicht deine Freundin ist und auch nicht Daniels Kindermädchen und sich trotzdem um ihn kümmert. Das würde ihnen bestimmt gefallen. Was käme noch in Frage?«
    Ich biss mir auf die Lippe. Der Wandervogel sucht sich ein Zuhause. » Ich mag Austin. Ich mag Savannah. Ich mag auch Boston und Nashville. Und London, Paris oder Dublin.«
    » Klingt alles gut«, meinte sie.
    » Dann entscheide du.« Ich meinte es ernst. Es war mir egal, wo wir lebten. Ich würde neu anfangen. Leonie ebenfalls, und natürlich Daniel. Sogar Mila. Ich hatte so lange nach einem bestimmten Schema gelebt und war bereit für ein bisschen Spontaneität.
    » Okay, ich entscheide«, sagte Leonie, und wir gingen zum Haus zurück.
    Doch am Ende war es Daniel, der an diesem Abend ein Urteil fällte. Leonie hatte verschiedene Städte auf kleine Zettel geschrieben und sie in eine bunte Strickmütze geworfen, die sie unten am Strand gekauft hatte. Sie konnte sich nicht entscheiden und wollte mich eine Stadt aus der Mütze ziehen lassen.
    Daniel hielt sich am Couchtisch fest und zog sich hoch. Er drehte die Mütze um, schüttelte sie und sah zu seinem größten Vergnügen, wie sich die Zettel auf dem Tisch

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