Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott

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vor einem hupenden Taxi. Ich sprang nach vorne, und der Sand stoppte den Wagen direkt vor meinen Schuhen.
    Ich versuchte, mich aufzurappeln.
    Jack jagte den Laster durch den Verkehr und ließ eine breite Sandspur zurück. Er raste bei Rot über eine Kreuzung, bog ab und war weg. Ich befreite mich aus dem Sandhaufen. In dem Taxi, das mich fast überfahren hätte, saß nur der Fahrer, und so trat ich den Sand rasch etwas zur Seite.
    Immer mehr Polizei versammelte sich bei dem Haus, von dem wir gestürzt waren. Gleich würde jemand auf mich zeigen und die Cops rufen. Ich konnte jetzt nicht auch noch eine Diskussion mit der Polizei gebrauchen. Also stieg ich ins Taxi ein.
    » Hi«, sagte ich zum Fahrer. » Können Sie mich mitnehmen?«
    Er drehte sich um und starrte mich an: Ich war von oben bis unten voll Sand. Mein feiner Burberry-Anzug war ruiniert, ich war blutverschmiert und hatte außerdem noch mein blaues Auge.
    Ich las den Namen auf seiner Taxizulassung. Wassili Antonow. Also sagte ich zu Wassili auf Russisch: » Können Sie mich mitnehmen?«
    Dass ich Russisch sprach, machte mich wohl einigermaßen vertrauenswürdig. Die Autos hinter ihm hupten, und er setzte seinen Wagen in Bewegung und fuhr langsam durch den Sand. Die Cops stürmten an uns vorbei, auf die Kreuzung zu, an der Jack mit dem Laster abgebogen war. » Wohin wollen Sie?«, fragte er auf Russisch.
    Wir kamen ebenfalls zu der Kreuzung. » Erst mal rechts rum, bitte.« Immer noch auf Russisch.
    » Soll ich dem Sandlaster folgen?«, fragte er.
    » Das wär toll.«
    » Hat Ihnen der Typ den Laster gestohlen?«
    » Ja.« Klang nach einem wirklich guten Grund.
    » Sie sehen aus, als hätten Sie hart um Ihren Laster gekämpft.«
    » Hab’s versucht«, antwortete ich.
    Sechs Blocks weiter stand der Truck am Straßenrand. Die Tür stand offen, das Führerhaus war leer.
    Jack Ming hatte sich aus dem Staub gemacht. Mein Arm war höchstwahrscheinlich gebrochen. Er kannte jetzt mein Gesicht. Er wusste, dass ich hinter ihm her war und ihn töten wollte. Und es wimmelte nur so von Cops. Ich musste mich zurückziehen. Daniel, es tut mir leid. Dad tut es so leid, Baby, wo immer du bist.
    Ich nannte Wassili die Adresse der Last Minute Bar, in der Hoffnung, dass es Leonie ebenfalls dorthin geschafft hatte.
    » Nette Bar, hab schon öfters jemanden hingebracht oder abgeholt.« Er schaute mich an. » Woher in Russland kommen Sie?« Ich hatte wohl keinen Akzent, den er zuordnen konnte.
    » Ich hab früher mal in Moskau gelebt.« Es war einfacher zu lügen, als ihm meine Kindheit als Globetrotter zu erklären.
    » Ah, ich hab nicht gewusst, dass der Inhaber der Bar Russisch spricht. Ich werd sie den Touristen empfehlen.«
    » Und Sie sind jederzeit auf einen Drink eingeladen, wenn Sie freihaben.«
    » Ah, danke.«
    » Ich danke Ihnen, Sir«, sagte ich und lehnte mich auf dem Sitz zurück. Der Fahrer legte ein Band mit russischer Popmusik ein, es klang nach Tatjana Bulanowa. Wirklich passend, dachte ich. Musik, zu der man gut tanzen konnte.
    Ich bemühte mich, nicht in Ohnmacht zu fallen.

54
    Brooklyn
    Du musst ganz normal aussehen. Jack klopfte sich den Sand aus den Kleidern und dem Haar, während er zur Subway-Station Marcy Avenue hinunterlief. Das Glück, das ihn gerettet hatte, war ihm noch einmal hold: Ein Zug fuhr in die Station ein, gerade als er den Bahnsteig erreichte. Es war ihm egal, wohin die U-Bahn fuhr, er stieg ein und tauchte im Gewühl unter.
    Er ließ sich auf einen der harten Plastiksitze sinken. Er zitterte: Der Schock saß ihm immer noch in den Knochen. Niemand setzte sich neben ihn, was ihn nicht überraschte, so wie er aussah nach seinem Sturz. Sein Handgelenk schmerzte, wo Capra ihn festgehalten hatte, als dieser durchgeknallte Irre ihn vom Dach mitgerissen hatte.
    Er beugte sich vor und umklammerte seine Ellbogen mit den Händen. Die Pistole aus der Wohnung seiner Mutter war weg. Er hatte sie auf dem Dach verloren, doch das Magazin war ohnehin leer. Er hätte den Kerl erschießen sollen, als sich die Chance geboten hatte, doch er wusste nicht, ob er es fertigbrachte, einem Menschen aus nächster Nähe eine Kugel ins Gesicht zu jagen, also hatte er sein Heil in der Flucht gesucht. Dieser verfluchte Sam Capra war wahnsinnig.
    Er hatte sich mit ihm vom Dach gestürzt.
    Das Notizbuch. Kalter Schrecken packte ihn. Falls es weg war, hatte er nichts mehr, das er gegen sein Überleben eintauschen konnte. Aber er spürte das kühle Gewicht des Buches im