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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Es musste schnell gehen.
    Ich zerrte ihn zur Dachkante. Er taumelte, ich ließ ihn nicht los.
    » Sorry«, sagte ich so leise, dass er es wahrscheinlich gar nicht hörte.
    » Auf den Boden!«, blaffte einer der Cops.
    Jack wehrte sich, schrie, flehte. Wenn ich ihn einfach festhielt und mich mit ihm hinunterstürzte… das könnten die Cops nicht verhindern, dachte ich. Noch drei Meter.
    » Nein, nein!«, schrie Jack.
    » Die bringen sonst meinen Sohn um. Es tut mir leid«, rief ich zurück.
    Wenn wir beide in den Tod stürzten… vielleicht würde Leonie dann Daniel bekommen, zusammen mit ihrer Tochter. Ich kannte sie inzwischen ein bisschen: Sie war im Grunde ein anständiger Mensch.
    Jack wird sterben, es wird in der Zeitung stehen, mein Job wäre erledigt. Mein Sohn wäre frei.
    » Nein! Nein!«, schrie Jack Ming. Meine Hand schloss sich noch fester um seinen Unterarm. Es geht nicht anders.
    Ich stürzte mich mit ihm vom Dach.

53
    Und landete mit einem Fuß… auf einem Gerüst. Diese Seite des Hauses wurde gerade saniert. Jack griff schreiend nach einer Stange, doch ich riss ihn weg, hinderte ihn daran, sich am Leben festzuhalten. Seine Fingerspitzen streiften die Metallstange und verfehlten sie. Ich machte einen Satz nach vorne und hielt seinen Arm fest.
    Die Schwerkraft packte uns erneut. Jacks Schrei schwoll an und dröhnte laut in meinen Ohren.
    Drei Stockwerke. Nicht extrem hoch, doch es genügt. Ich schnappte Bilder aus der Gasse unter uns auf: Sie würden sich nur für einen Moment einprägen, bevor der Tod sie wieder löschte.
    Ich sehe den Asphalt der Gasse nicht.
    Zwischen den Häusern stehen große Kipper.
    Blaue Planen. Noch mehr Gerüste, jetzt hinter uns.
    Die Gasse war voll mit den Gerätschaften für die Sanierungsarbeiten. Wir stürzten auf eine blaue Plane zu, als wäre da plötzlich ein Teich unter uns. Jack riss sich von mir los. Dann krachten wir in die Plane. Sie zerriss, bremste aber unseren Fall, wie das Blatt, auf das der Regen trifft, ehe er zu Boden fällt. Metallstäbe knickten unter der Plane weg, und wir stürzten weiter, auf einen Laster zu, dessen Ladung mit schwarzem Plastik bedeckt war.
    Wir schossen durch das Plastik und landeten auf Sand. Ein jäher Schmerz fuhr durch meinen verletzten Arm. Die Plane legte sich auf mich wie eine Decke. Nach einigen Augenblicken merkte ich, dass ich noch atmete. Jeder Zentimeter meines Körpers schmerzte, doch ich atmete. Ich trat die Plane weg und spürte den Sand über mein Gesicht schleifen.
    » Heiliger Bimbam!«, rief ein Mann aus, der zwei Meter über mir auf einem Gerüst stand. Er blickte auf mich herunter, als könne er nicht glauben, dass ich einfach so vom Himmel gefallen war.
    Wenn ich noch lebe, dann sicher auch …
    Da sah ich Jack, wie er sich am Vorderende der Ladefläche aus dem Sand arbeitete. Sein Gesicht war zerkratzt, er blutete aus den Ohren. Doch er hatte den Sturz vergleichsweise gut überstanden. Er sprang von der Ladefläche, und wenige Augenblicke später spürte ich, wie sich der Laster bewegte, so als wäre die Fahrertür geöffnet und zugeknallt worden.
    » Stopp«, brachte ich mühsam hervor, obwohl ich kaum atmen konnte. Mein Arm– den Jack mit dem schweren Blumentopf erwischt hatte– fühlte sich schrecklich an. » Haltet ihn auf.«
    Der Motor sprang an, und der Truck machte einen Satz nach vorne. Jack lenkte den Laster zwischen dem Baumaterial hindurch, den Gipskartonplatten und hölzernen Absperrungen, die allzu Neugierige fernhalten sollten. Laut hupend steuerte er den Laster in den dichten Verkehr Brooklyns hinaus.
    Ich hielt mich mit meinem gesunden Arm am Rand fest, um nicht von der Ladefläche zu fallen.
    Der Sandlaster schrammte an den Autos am Straßenrand entlang. Metall knirschte, Glas splitterte. Ich versuchte, mich im Sand auf die Knie aufzurichten.
    Und dann öffnete sich die Heckklappe der Ladefläche. Ich wusste nicht, ob eine listige Idee von Jack dahintersteckte– wie schlau er war, hatte er ohnehin schon bewiesen, indem er den Truck stahl, bevor es mir einfiel–, oder ob er einfach den falschen Knopf gedrückt hatte. Vielleicht war aber auch der Kippmechanismus durch unseren Sturz beschädigt worden.
    Der Sand strömte von der Ladefläche wie aus einer zerbrochenen Sanduhr und trug mich mit sich. Die Autos hinter dem Laster bremsten, als die Sandlawine über sie hereinbrach. Ein Glück, denn ich stürzte mit der Flut auf die Straße und landete auf einem Sandhaufen, höchstens einen Meter

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