Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Tisch weit hinten setzen. Sie sollen für mich einen Martini mit drei Oliven bestellen und einen Platz für mich freihalten. Wenn mir irgendwas in der Bar nicht gefällt, lasse ich das Treffen platzen, und es gibt kein Baby.«
» Ich sag’s ihnen.«
» Also gut«, sagte Anna. » Dann bis bald.«
Er beendete das Gespräch und ließ das Handy fallen. Zitternd erwartete er offenbar, dass ich ihn umbringen würde.
Mila ging in die Knie und schaute ihm in die Augen. » Du wirst nicht sterben. Du wirst reden. Du sagst mir jetzt alles, was du über Novem Soles weißt.«
» Über wen?«
» Novem Soles, auch Neun Sonnen genannt.«
» Was? Ich hab keine Ahnung, was Sie meinen.«
» Ich meine den Verbrecherring, für den Anna arbeitet.«
» Ich kenne nur Anna. Und ich glaube nicht, dass sie für irgendjemanden arbeitet.«
Ich zog seine Hemdsärmel hoch. Er trug nicht die typische Tätowierung: eine Neun, deren oberer Teil als leuchtende Sonne gestaltet war. Das Kennzeichen von Novem Soles, das ich in den Niederlanden an vielen Armen gesehen hatte. Ich checkte die Arme der beiden Schläger. Einer war tätowiert, doch es war nur das chinesische Symbol für Glück. Hatte nicht funktioniert.
» Sie arbeitet für eine extrem gefährliche Organisation«, sagte ich. » Vor einem Monat hatten sie ein Attentat auf fünfzig Leute geplant. Wer ihnen in die Quere kommt, der stirbt.«
Mr. Bells Lippe zitterte. Er versuchte vergeblich, tapfer zu bleiben.
» Siehst du die zwei da?« Mila zeigte auf die Toten.
Er nickte.
» Solange du uns keinen Ärger machst, musst du nicht so enden. Wir werden dich in ein Zimmer sperren, dort wartest du, bis wir Anna getroffen haben, und erzählst meinen Leuten alles, was du über Anna Tremaine und ihre Machenschaften weißt«, sagte Mila. » Alles. Wenn du das getan hast, darfst du zu deiner Familie zurück und lässt in Zukunft die Finger von illegalen Geschäften.«
Er nickte.
» Ruf deine Frau an. Sag ihr, du musst für ein paar Tage auf Geschäftsreise. Dann rufst du im Büro an.«
Er nickte eifrig angesichts der Perspektive, am Leben zu bleiben.
Nachdem er die Anrufe erledigt hatte, gab er ihr das Telefon zurück. Sie nahm die Handschellen, die einer der Toten bei sich getragen hatte, und fesselte Bell. Er zitterte fast vor Erleichterung. Wenn sie ihm Handschellen anlegte, würde sie ihn nicht umbringen.
Ich hatte die Information, die ich brauchte, endlich. Ich würde meinen Sohn finden.
2
Bahamas
Es war ein Bruch der Regeln, der mit dem Tod bestraft werden konnte. Es war sein Projekt, deshalb trug er für das Scheitern die Verantwortung. Seine einzige Hoffnung waren die vielen Geheimnisse, die er kannte und von denen die Organisation profitierte. Er strich sich über den dünnen Streifen blonden Haares, der in einem kurzen Irokesenschnitt über die Mitte des Schädels verlief, und rückte das Jackett seines Armani-Anzugs zurecht. Er stand auf der Veranda seines Hauses und wartete in der abendlichen Dunkelheit auf die Ankunft der acht anderen.
Der Regen trommelte auf den Strand herab, der Wind peitschte die Wellen. Das Donnergrollen kam immer näher, und die Welt sah aus wie mit grauer Farbe übermalt. Ein Schild auf der Straße entlang des Strandes zeigte an, dass sie wegen Reparaturarbeiten gesperrt sei. Im Laufe der nächsten zwei Stunden rollten acht Autos über den regennassen Asphalt, ohne sich von dem vom Wind verdrehten Schild aufhalten zu lassen. Jeder der acht Lincoln Navigators mit den getönten Scheiben war bei einer lokalen Firma gemietet worden, die sich darauf spezialisiert hatte, Filmschauspieler und Rockstars um die Insel zu kutschieren.
In diesem Fall waren die Passagiere keine Berühmtheiten, ja sie legten größten Wert auf ihre Anonymität.
Das Haus stand in einer privaten Bucht. Die Fahrer halfen ihren Passagieren ins Haus. Sie hatten nur leichtes Gepäck bei sich, jeder nur eine Tasche. Die Fahrer– alle ehemalige Soldaten, die nun als Sicherheitskräfte tätig waren und die aus verschiedenen englischsprachigen Ländern stammten– nahmen anschließend ihre Posten rund um das Haus ein, um zu verhindern, dass sich irgendjemand per Boot, Auto oder Hubschrauber näherte. Kurz nachdem der letzte Gast eingetroffen war, rissen die Wolken auf, als würde der Vorhang auf einer Bühne hochgehen, und die ersten Sterne kamen zum Vorschein.
Im Haus duftete es nach italienischer Küche: eine anregende Mischung aus Oregano, Knoblauch, köchelndem Rindfleisch und
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