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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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neben der vorderen Stoßstange. Er stellte sich an das Spülbecken, drehte den Hahn auf, wartete einige Sekunden, bis das Wasser klar wurde, und füllte zwei Gläser. Als er sich umdrehte, um eines davon Karen anzubieten, sah er, dass sie wie erstarrt in der Tür stand und auf das Klebeband starrte, das immer noch an dem mitten im Raum stehenden Stuhl hing.
    »Was hätten Sie getan?«, fragte sie. »Was hätten Sie getan, wenn Sie nicht den Fernseher eingeschaltet und herausgefunden hätten, dass ich Polizistin bin?«
    Er drehte den Stuhl herum, setzte sich und bewegte vorsichtig sein rechtes Bein. Es funktionierte zwar etwas besser als vor einer Stunde, aber der Fortschritt war nicht gerade gewaltig. Buckners Fußtritt hatte offenbar einen bleibenden Schaden verursacht.
    »Ich hätte Ihnen eine Heidenangst eingejagt und Sie dann gehen lassen.«
    Offenbar hegte sie noch gewisse Zweifel, die sie daran hinderten, über die Schwelle zu treten.
    »Karen, sehen Sie mich nicht so an. Ich bin kein Tier, sondern ein Soldat.«
    »Haben Sie es wirklich gesagt?«
    »Was?«
    ›»Hoppla‹. Als Sie die Familie getötet haben.«
    Er sah auf seinen Knöchel hinunter und beschrieb geistesabwesend einen Kreis mit seinem Fuß. »Ist unsere Beziehung denn schon so weit fortgeschritten, dass ich diese Frage beantworten muss?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Soll ich jetzt eine von diesen gnadenlos schlechten Filmszenen nachspielen, in denen ein Soldat davon erzählt, dass er einen Menschen zu viel getötet hat, und ganz plötzlich Schuldgefühle bekommt?«
    »Ich weiß es nicht. Ist das etwa passiert?«
    »Ja«, sagte er, während er aufstand. »Genau das ist passiert.«
    Sie überraschte ihn, indem sie auf ihn zuging und erst stehen blieb, als ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. »Nein. Das reicht mir nicht. Ich will die Wahrheit wissen.«
    »Die Wahrheit …«
    Sie nickte, obwohl ihr ein leichtes Zögern anzumerken war.
    »Wissen Sie, was mich ankotzt, Karen? Dass ein Pilot der Navy auf einen Knopf drücken und tausend Frauen und Kinder in Stücke reißen kann und niemand etwas dazu zu sagen hat. Aber wenn jemand wie ich nur einen Bruchteil dieser Anzahl tötet – von denen noch dazu fast alle durchgeknallte Sadisten waren, die es verdient hatten –, glauben alle, wir sind nicht ganz normal. Die Antwort lautet nein. Ich habe keine Schuldgefühle, weil ich getötet habe. Glauben Sie etwa, dass man mit diesen Leuten verhandeln kann? Genauso gut könnten Sie versuchen, mit einer verwundeten Zibetkatze zu diskutieren. Ich habe es getan, weil ich geglaubt habe, dass ich im Recht bin. Dass ich die Welt zu einem besseren Ort mache.«
    »Und jetzt?«
    Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. »Und jetzt denke ich, dass es vielleicht nie darum gegangen ist. Vielleicht war ich ja nur da draußen, damit sich ein Haufen blasser Bürokraten für harte Burschen halten und den Wählern die Illusion vorgaukeln konnte, dass man sie beschützt. Oder schlimmer noch, vielleicht haben mich die Politiker nur benutzt, um Unruhen zu provozieren, damit sie das amerikanische Volk dazu bringen konnten, ihnen noch mehr Macht zu geben. Bestenfalls hat mein Leben gar nichts bedeutet. Schlimmstenfalls …« Seine Stimme verlor sich, und er trank einen Schluck Wasser. »Aber es hat ja keinen Sinn, auf dem Schlimmsten herumzureiten, nicht wahr?«
    Darauf schien Karen keine Antwort zu haben. Sie stand auf und starrte ihn an. Wenigstens sah sie jetzt nicht mehr so aus, als hätte sie Angst. Er war es langsam leid, dass alle nur Angst vor ihm hatten.
    »Wir sollten den Wagen loswerden«, sagte sie schließlich.
    »Was?«
    »Wenn ich Strand wäre, würde ich bei der Polizei anrufen, eine Beschreibung des Wagens durchgeben und behaupten, Sie wären ein Terrorismusverdächtiger. Und sie bitten, sich umgehend mit dem Heimatschutz in Verbindung zu setzen, wenn jemand den Wagen sieht. Der Cadillac ist nicht gerade unauffällig.«
    »Auf keinen Fall. Das Cabrio ist zurzeit der einzige Lichtblick in meinem Leben. Bevor ich mich davon trenne, sterbe ich lieber darin.«
    »Verdammt noch mal!«, brüllte sie. Er war so überrascht, dass er einen Schritt zurückwich. »Wie wäre es, wenn Sie mir in dieser Hinsicht etwas entgegenkommen würden? Mein Leben ist zurzeit auch nicht gerade der Hit. Vor ein paar Wochen ging es mir noch sehr gut. Sicher, ein paar von den Jungs bei der Polizei waren chauvinistische Schweine, aber ich habe meine Arbeit

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