Die letzte Mission
gleichbedeutend mit Kälte, Nässe und Angst. Und das alles für ein Gehalt, das unter dem eines Tankwarts lag.
Er ließ sich zu Boden fallen und konzentrierte sich auf das zweite Tor rechts von ihm. Es war geschlossen und kein Lichtschein drang nach draußen, aber das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Waren Fade und Karen Manning in dem Gebäude? Oder war es eine Falle? Vielleicht war Fade klar geworden, wie aussichtslos seine Situation war, und er hatte seine Kreditkarte benutzt, um seine Feinde anzulocken. Es war gut möglich, dass er auf dem Dach eines Gebäudes auf der anderen Straßenseite stand, in der Hand eines jener Präzisionsgewehre, die er überall auf der Welt sehr erfolgreich eingesetzt hatte.
Trotz der Dunkelheit und der für die Jahreszeit ungewöhnlich kühlen Temperaturen spürte Egan, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Wenn er realistisch war, blieben nur zwei Möglichkeiten. Er konnte hier warten und hoffen, dass Fade vor Anbruch der Morgendämmerung auftauchte, denn wenn es hell war, würde sich mit Sicherheit jemand fragen, warum ein Mann mit einer Pistole hinter einem Müllcontainer lag. Er konnte aber auch in seinen Wagen steigen, ihn als Rammbock benutzen und damit gegen das Garagentor fahren, in der Hoffnung, seinen alten Freund damit zu überraschen.
Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, kam Egan zu dem Schluss, dass zwar beide Pläne hundsmiserabel schlecht waren, der erste aber etwas weniger als der zweite.
Als seine Schultern zu schmerzen begannen, legte er die Wange auf die Hand ohne Waffe. Ein bisschen Glück. Das war alles, was er brauchte. Nur ein bisschen Glück.
Nach einer halben Stunde, in der sich nichts geregt hatte, begann sein Mobiltelefon zu vibrieren. Nervös warf er einen Blick auf das Display, weil er davon ausging, dass es Fade war, der ihm sagen wollte, er habe ihn im Visier und werde ihm gleich eine Kugel in den Schädel jagen, aber der Anrufer war Billy.
»Was ist denn?«, flüsterte Egan.
»Al Fayed hat seine Kreditkarte wieder benutzt! Vor etwa zwanzig Minuten. In einem Lebensmittelgeschäft, nur ein paar Kilometer von Ihrem Standort entfernt.«
Egans Nervosität legte sich etwas, als ihm klar wurde, dass Fade vermutlich nicht mit einem Gewehr auf ihn zielte. »Was hat er gekauft?«
»Weiß ich nicht. Das verdammte Geschäft hat direkt danach geschlossen. Aber er hat fünfundachtzig Dollar ausgegeben.«
»Okay. Danke.«
»Hillel ist gerade wieder ins Büro gekommen – er sieht aus, als wäre er zusammengeschlagen worden oder so etwas in der Art, aber er sagt nichts, daher habe ich keine Ahnung, was los ist … Seine beiden Schläger sind auch hier, und ihnen scheint nichts passiert zu sein. Soll ich sie Ihnen als Verstärkung schicken?«
Egan atmete leise aus. Theoretisch wäre es natürlich gut gewesen, zwei gut ausgebildete Männer auf den Dächern zu haben, aber nach seiner letzten Begegnung mit Strand hatte er den Verdacht, dass dieser erst Ruhe geben würde, wenn Fade und Karen Manning tot waren. Und vielleicht kam Strand ja auch auf die Idee, dass es doch recht praktisch wäre, wenn Egan auch erschossen wurde. Er wusste mehr, als Strand lieb sein konnte, und würde als Leiche einen erheblich gefügigeren Sündenbock abgeben.
Doch für ihn war der ungünstigste Fall, mit Fade zusammen getötet zu werden. Wenn es ihm tatsächlich bestimmt war, heute Abend hier zu sterben, wollte er das in der Gewissheit tun, dass Fade weiterhin Jagd auf Hillel machte, bis einer von ihnen tot umfiel. War das rachsüchtig? Sicher. Aber schließlich hatte er allen Grund dazu.
»Nein. Ich komme schon zurecht.«
»Sind Sie sicher, Matt? Im Krankenhaus ist es ja gut gegangen, aber als al Fayed das letzte Mal einen Heimvorteil hatte, ist ein komplettes SWAT-Team dabei draufgegangen.«
»Danke, dass Sie mich daran erinnern, Billy. Jetzt fühle ich mich schon viel besser. Wirklich.«
»Ich will nur nicht, dass Ihnen was passiert.«
»In einer Stunde melde ich mich wieder bei Ihnen. Wenn Sie nichts von mir hören … Na ja, so weit dürfte es wohl nicht kommen.«
Er schaltete das Mobiltelefon aus und kroch ein Stück nach rechts, sodass er jetzt nicht mehr Fades Wohnung sah, sondern die einzige Straße, die zum Eingang führte.
Nach einer halben Stunde hörte er ein schrill klingendes, metallisches Klappern. Das Geräusch wurde lauter, als das, was es verursachte, näher kam, und Egan konzentrierte sich darauf, seine Atmung zu verlangsamen und
Weitere Kostenlose Bücher