Die letzte Mission
der Meinung, dass sie wohl nichts dagegen haben würde, wenn er dem Schlag, der seinen Hinterkopf treffen sollte, auswich. Eine kleine Gewichtsverlagerung, und Fades Hand schoss an seinem Ohr vorbei, ohne Schaden anzurichten. Durch den Schwung verlor Fade sein normalerweise unerschütterliches Gleichgewicht und blieb gerade so lange vornübergebeugt stehen, dass Egan sich aufrichten und ihn mit dem Hinterkopf unter dem Kinn erwischen konnte.
»Verdammt noch mal!«, brüllte Karen. »Ich sagte …«
Egan ignorierte sie und stieß Fade gegen die Wand, dessen rechtes Bein kaum in der Lage war, sein Gewicht zu tragen. Er war weder so schnell noch so stark wie früher, was Egan eine reelle Chance verschaffte, diesen Kampf zu gewinnen. Es würde ihn zwar nicht retten, aber wenigstens würde er ihm vorher noch ein paar Schläge verpassen können.
Fades Aufprall an der Wand hatte jedoch nicht ganz die erhoffte Wirkung. Weniger als eine Sekunde später donnerte er Egan beide Hände mit solcher Wucht auf die Schultern, dass dieser in die Knie ging.
Egan gelang es, Fades rechten Arm zu packen, damit er kein zweites Mal zuschlagen konnte. Als er den Arm nach unten riss, gab Fades kaputtes Bein nach. Bevor Fade den Sturz abfangen konnte, drehte er sich halb um sich selbst, sodass Egan direkt hinter ihm stand und sein Rücken ungedeckt war. Egan ballte die Faust und konzentrierte sich auf die Stelle an Fades Wirbelsäule, an der die Kugel saß, doch dann zögerte er. Er sah den Ellbogen erst kommen, als er bereits mit seiner Schläfe kollidierte.
Einen Augenblick später lag er auf dem Rücken, blinzelte mühsam und versuchte, den Nebel vor seine Augen zu vertreiben, während Fade auf seinem Oberkörper hockte und ihm mit der Rechten einen Haken auf die Wange verpasste.
»Wie geht es deiner Frau, Matt?«
Egan hob die Arme und konnte Fades zweiten Schlag teilweise abblocken.
»Bist du nach dem Konzert mit ihr in dein großes Haus gefahren, wo du deiner Tochter einen Gutenachtkuss gegeben hast? Ja?«
Egan streckte die Hand aus und wollte Fades Hemd packen, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu. Der dritte Schlag traf ihn auf die andere Wange, und er stellte fest, dass es nicht einmal mehr wehtat.
»Fade!«, hörte er Karen brüllen. »Ich sagte aufhören!«
Auf Fades Gesicht glänzte etwas. Egan kniff die Augen zusammen und versuchte, etwas zu erkennen. Tränen. Es waren Tränen.
Gleich darauf erschien Karen Manning hinter Fade und schmetterte ihm den Griff ihrer Pistole an den Kopf. Nicht sehr hart, aber so hart, dass er zu Boden fiel und zu benommen war, um aufzustehen.
»Den Mist kann ich heute nicht auch noch gebrauchen«, sagte sie, während sie ihre Waffe in den Hosenbund steckte und ihn am Kragen packte. Egan versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, während sie Fade aus dem Raum zerrte, aber ihm wurde schwarz vor Augen. Schließlich gab er nach, ließ den Kopf auf den Boden sinken und wurde ohnmächtig.
ACHTUNDVIERZIG
» Au … Warum zum Teufel haben Sie das getan?«, sagte Fade, während er sich mit einem beleidigten Ausdruck auf dem Gesicht den Hinterkopf rieb.
Karen riss das braune Papier vom Seitenspiegel und verließ das Industriegebiet in Richtung Highway, wobei sie peinlich darauf achtete, die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Der Cadillac war schon auffallend genug, aber da er zum Lackieren abgeklebt war, wirkte er jetzt wie eine Neonreklame, die »Rufen Sie die Polizei!« blinkte. Zum Glück war es dunkel. »Jetzt hören Sie schon auf. Ich hab Sie ja kaum berührt.«
»Kaum berührt? Ich hab wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.«
»Sind alle SEALs solche Waschlappen wie Sie?«
»Verdammt noch mal, Karen! Ich hatte ihn!«
Als sie ihm einen Blick zuwarf, fing er prompt an, sich wieder den Kopf zu reiben. Offenbar wollte er ihr damit ein schlechtes Gewissen machen. »Sie hatten ihn? Jetzt hören Sie schon auf. Was genau wollten Sie denn mit ihm machen?«
»Sie wissen, was ich mit ihm machen wollte!«, brüllte er laut genug, um das Heulen des Winds zu übertönen, der durch das Cabrio fegte. Seine Wut klang etwas gekünstelt. »Ich habe nie ein Geheimnis aus meinen Plänen gemacht. Und wenn Sie sich einmischen wollen, wäre es vielleicht besser, wenn Sie jetzt den Wagen anhalten und aussteigen.«
Sie wechselte die Fahrspur und warf dabei einen Blick in den Rückspiegel. Die Straße hinter ihnen war leer. »Wen versuchen Sie zu überzeugen, Fade? Mich oder sich selbst? Sie hätten ihn nicht
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