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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Nachrichten, Karen. Sie haben ihn gefasst. Und selbst wenn diese Henrich jetzt stirbt – es wird keine weiteren Opfer mehr geben.«
    »Sind Sie in einem früheren Leben etwa Buchhalter gewesen? Hier geht es nicht um finanzielle Verluste oder verdorbene Waren. Hier geht es um das Leben eines Mädchens.«
    »Ich glaube, wir sollten das Fertiggericht wegwerfen«, schlug er vor, »und uns ein nettes Restaurant suchen. Einige Biere und ein gutes Essen werden Sie schon auf andere Gedanken bringen.«
    »Irgendwo in einem furchtbaren Gefängnis, das dieser Irre für sie gebaut hat, stirbt ganz langsam eine Frau, und Sie wollen essen gehen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Karen, jeden Tag verhungern oder verdursten tausende Menschen. Das hat mich noch nie vom Besuch eines Restaurants abgehalten.«
    Sie ging noch ein Stück auf ihn zu, bis ihre Nasen sich fast berührten. »Wollen Sie damit etwa sagen, dass ich eine Heuchlerin bin? Ist das Ihre Meinung über mich?«
    Er trat einen Schritt zurück. »Ich habe keine Meinung über Sie. Gar keine.«
    Sie wollte ihn anbrüllen, wollte ihm ihre Faust ins Gesicht schlagen, wollte etwas tun, damit ihm das Mädchen nicht egal war. Aber nichts, was sie sagte, würde etwas an dem ändern können, was er gesehen und getan und erlitten hatte.
    »Ich tue, was ich kann, Fade. Aber für jeden gibt es Grenzen …«
    Er ging zurück in seine Ecke, setzte sich auf den Boden und starrte wieder auf die Wand vor sich. »Ich weiß. Mir ist es genauso gegangen.«
    Sie stand einfach nur da, sah zu, wie er wieder in sich selbst versank, und versuchte, die Flut von Empfindungen zu entwirren, die über sie hereinbrach. Müdigkeit, Angst, Wut, Euphorie, Schuldgefühle …
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte er, als würde er mit der Wand reden. »Ich bin nur so fertig, dass mir nicht mehr zu helfen ist. Es ist nicht verrückt, wenn man die Zeit, die einem noch bleibt, genießen will.«
    Sie ging wieder ins Schlafzimmer, weil sie ihn nicht mehr ansehen konnte. Es kam ihr so vor, als würde sein Leben, als würde das, was ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war, einfach so aus ihm herausfließen. Und weder sie noch jemand anders konnte etwas dagegen tun.
    Nachdem sie den Laptop auf ihren Schoß gestellt hatte, versuchte sie, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht. Wenn Fade nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt tot. Sicher, er hatte sie in diese Sache hineingezogen, aber sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie ihm etwas schuldig war.
    »Fade, ich mache Ihnen einen Vorschlag«, rief sie, während sie sich so weit zur Seite beugte, dass sie ihn durch die Tür hindurch sehen konnte. »Sie setzen sich jetzt neben mich und helfen mir dabei, den Text für die Website zu schreiben, und danach gönnen wir uns ein paar Drinks und etwas Anständiges zu essen. Aber hier, einverstanden? Ich halte es für besser, wenn wir uns so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit sehen lassen.«

SIEBENUNDVIERZIG
    Nahezu alle Lampen an den bröckelnden Ziegelmauern der Gebäude waren kaputt, und in dem düsteren, endzeitähnlichen Halbdunkel war es fast unmöglich, nicht über den auf dem Boden verteilten Müll zu stolpern. Egan schlich vorsichtig weiter, bis er nahe genug war, um die Gebäudenummer einer alten Werkstatt zu erkennen, die ihm sagte, dass er noch in der richtigen Richtung unterwegs war.
    Als er eine Querstraße erreichte, holte er tief Luft und rannte dann knapp zehn Meter über freies Gelände bis zu einem Müllcontainer, hinter dem er sich versteckte. Sein Herz raste, was nicht allein an dem kurzen Sprint lag, und er blieb einen Moment stehen, bis es sich wieder beruhigt hatte. Die Gebäude auf beiden Seiten der Straße sahen aus wie kleine Lagereinheiten in Form von Bunkern. Kein einziges von ihnen hatte Fenster oder herkömmliche Türen – nur eine Art Garagentor in der Mitte der Fassade.
    Egan beugte sich vor und suchte nach einer Nummer, dann ging er wieder hinter dem Müllcontainer in Deckung. Billy hatte ihn vor einer Stunde angerufen und ihm die Adresse genannt, die er von Fades Internetprovider erfahren hatte. Es war keine zehn Meter von ihm entfernt.
    Seine Herzfrequenz erhöhte sich wieder, und er fluchte leise. Solche Einsätze hatte er früher schon gehasst. Fade hatte immer gesagt, dass er beim Nahkampf besser denken könne – er vergesse dabei den ganzen Ballast, den die moderne Welt in seinem Gehirn abgelagert habe. Für Egan dagegen war Nahkampf

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