Die letzte Mission
erschießen würde.
In ein paar Stunden würde Karen in Sicherheit sein und ihn nicht mehr brauchen. Sie würde zu ihrer Familie zurückkehren und versuchen, die Probleme zu lösen, an denen er schuld war. Und daher würde er morgen am späten Nachmittag keinen Grund mehr haben weiterzuatmen.
NEUNUNDVIERZIG
Matt Egan füllte einen Kissenbezug mit Eiswürfeln aus der Eismaschine und ignorierte die erstaunten Blicke einiger Teenager, die mit ihren Koffern in der Hand die Treppe hinunterpolterten. Er ging wieder auf sein Zimmer, ließ sich auf das Bett fallen und presste den nassen Kissenbezug auf sein Gesicht.
Und das war das Ende einer weiteren unrühmlichen Begegnung mit dem inzwischen berüchtigten Salam al Fayed. Er fragte sich nach wie vor, ob er noch atmen würde, wenn Karen Manning nicht eingegriffen hätte. Es hatte keinen Zweck, darüber nachzudenken.
Nach ein paar Minuten rollte er sich vom Bett herunter, ging ins Bad und spülte sich den Mund mit Wasser, das rot gefärbt wieder ins Waschbecken floss. Was jetzt? Es war klar, dass Karen Manning inzwischen einen erheblichen Einfluss auf Fade hatte. Wie sah ihr Plan aus? Wollte sie ihre Fähigkeiten und Ressourcen als Ermittlerin nutzen, um Fade bei der Suche nach Strand zu helfen? Unwahrscheinlich. Wollte sie zur Presse gehen? Sie wusste bestimmt, dass die Medien kontrolliert wurden. Ihr Vater? Vielleicht. Er hatte zwar sehr gute Beziehungen, stand aber ebenfalls unter Beobachtung, und Egan hatte das Gefühl, dass sie zögern würde, ihre Familie in die Sache hineinzuziehen.
Aber irgendwann würde sie etwas unternehmen müssen. Sie schien nicht der Typ zu sein, der weglief oder sich für immer hinter Fades breitem Rücken versteckte.
Er verließ das Bad, wobei er es vermied, sein geschwollenes Gesicht im Spiegel anzusehen, und kroch wieder aufs Bett. Wie sich herausgestellt hatte, war es kein Ersatz für eine friedliche Nacht im Bett, wenn man bewusstlos auf dem Fußboden lag, und er war einfach zu müde, um jetzt noch denken zu können.
Egan streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus, doch dann überlegte er es sich anders und griff nach seinem Mobiltelefon. Er hätte sich längst schon melden müssen. Vermutlich hielt Billy seinen Chef schon für tot.
»Hallo?«
»Hey, Billy. Raten Sie mal, wer dran ist.«
»Matt! O mein Gott! Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Die Verbindung war nicht sehr gut, und Egan zuckte vor Schmerz zusammen, als er das Telefon an sein Ohr pressen musste. »Es ging mir schon mal besser, aber ich werde es überleben. Wo sind Sie? Ich kann Sie kaum hören.«
»Ich bin auf dem Highway und fahre zu al Fayeds Wohnung, wo ich nach Ihnen suchen wollte.«
»Wirklich?« Egan war überrascht, dass sein Assistent tatsächlich ein solches Risiko einging, um ihm zu helfen.
»Ja.«
»Danke, Billy.«
»Danken Sie mir lieber nicht. Ich dachte mir, alles ist besser, als im Büro zu sein. Die Atmosphäre wird langsam ein wenig deprimierend.«
»Auch mein Tag war alles andere als perfekt.«
»Das weiß ich schon. Gut, dass Karen Manning dazwischengegangen ist, nicht wahr?«
Egan ließ den Kissenbezug mit den Eiswürfeln sinken. »Was? Was haben Sie da gesagt?«
»Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten für Sie.« Er zögerte. »Haben Sie gerade Internetzugang?«
FÜNFZIG
Um ein Haar wäre Matt Egan auf den Minivan seiner Frau aufgefahren. Er stieg aus und rannte zum Haus, wobei er sich zu beruhigen versuchte, indem er sich vorstellte, wie sie mit ihren Kopfhörern im Keller saß und alles um sich herum vergaß. Wenn er doch wenigstens dieses eine Mal Glück hatte …
Als er die Haustür aufstieß, sah er als Erstes einen grünen Haarschopf. Großartig.
Die Frau drehte sich um und breitete die Arme aus, sodass ihre Hände die Wände des Flurs berührten. »Sie will nicht mit dir reden.«
»Amy, geh mir aus dem Weg.«
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Du bist hier nicht willkommen!« Es gelang ihr tatsächlich, das Grinsen zu verbergen, das durch die sorgfältig aufgesetzte Wut auf ihrem Gesicht brechen wollte. Vermutlich war das der schönste Tag in ihrem Leben – sie konnte über ihren liebsten Feind in der Welt herfallen und hatte sich zweifellos schon in die Vorstellung hineingesteigert, Elise würde ihren Irrtum einsehen und sich geradewegs in ihre Arme stürzen.
Die Website war ein Kunstwerk, das musste er Fade lassen – oder besser gesagt, Karen Manning. Es war alles da, in gnadenloser Vollständigkeit
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