Die letzte Mission
Bruch.«
»Hinter meinem Rücken nennt man dich ›Babykiller‹. Sie haben gedacht, ich wüsste das nicht, aber ich habe es gewusst. Es war mir egal. Ich habe sogar darüber gelacht. Ziemlich naiv, nicht wahr, Matt? Wenn man etwas glaubt, und alle anderen glauben etwas anderes, sollte man sich vielleicht einmal Gedanken darüber machen, ob man wirklich Recht hat.«
»Ich weiß es nicht, Elise. Vielleicht haben sie ja Recht. Aber ich will dir sagen, was ich glaube: Die Welt braucht Menschen wie dich, um sie lebenswert zu machen. Aber sie braucht auch Menschen wie mich, um sie sicher zu machen.«
»Indem Menschen getötet werden. Indem man in ein anderes Land geht und Menschen etwas antut, das man den eigenen Bürgern niemals antun würde. Wie hat das der Welt geholfen, Matt? Wie hat das Frieden geschaffen?«
Es war eine gute Frage – eine, die sich fast jeder in seiner Position ein- oder zweimal gestellt hatte.
»Wie viele Menschen hast du getötet, Matt?«
»Elise, bitte. Das, was Fade getan hat …«
»Vergiss Fade. Ich will nichts darüber hören, wie oft du befohlen hast, jemanden zu töten. Ich will wissen, wie viele Menschen du mit deinen eigenen Händen getötet hast.«
Er lehnte sich an die Wand und starrte auf den Boden. »Nein. Das willst du nicht wissen.«
Dann kamen die Tränen. Sie klappte den Koffer zu und rannte an ihm vorbei in die Diele. Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu folgen.
Elise und Kali waren seit einer Stunde weg, aber das Haus fühlte sich an, als würde es schon seit Ewigkeiten leer stehen. Egan wollte nach der Flasche Wodka auf seinem Schreibtisch greifen, doch stattdessen griff er zum Telefon und wählte eine Nummer, die er auswendig konnte.
Es klingelte ein paar Mal, dann wurde eine Ansage abgespielt. »Sie haben die Nummer von Salam al Fayed gewählt. Ich bin zurzeit mit einer Mordorgie in drei Staaten beschäftigt, aber wenn Sie nach dem Piepston eine Nachricht hinterlassen, werde ich mich so bald wie möglich bei Ihnen melden.«
»Es wird dich sicher freuen zu hören, dass Elise mich verlassen hat. Sie glaubt, ich hätte ihr und Kalis Leben aufs Spiel gesetzt, weil ich ihr nichts von dir erzählt habe. Oh, und noch etwas. Wir sind jetzt schon seit vielen Jahren miteinander verheiratet, aber heute hat sie mich zum ersten Mal gefragt, wie viele Menschen ich getötet habe. Vielen Dank, Fade. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich bin zu Hause. Warum kommst du nicht vorbei? Ich mache dir einen Drink, und dann bringen wir diese Sache zu Ende. Ein für allemal.«
EINUNDFÜNFZIG
»Sir, ich …«
»Halten Sie den Mund, und setzen Sie sich«, sagte Darren Crenshaw, der sich keine Mühe gab, zu verbergen, wie empört und wütend er war. »Wissen Sie, was mich heute Morgen geweckt hat, Hillel? Jemand hat mich angerufen und gesagt, die komplette Lebensgeschichte eines unserer CIA-Auftragskiller stehe im Internet. Können Sie sich vorstellen, was ich darauf geantwortet habe?«
Strand schwieg und widerstand dem Drang, den Kopf zu drehen, als Crenshaw sich hinter ihn stellte.
»Ich sagte: ›Dann nehmen Sie die Website eben aus dem Internet‹. Und wissen Sie, welche Antwort ich bekommen habe? Dass wir das nicht können. Dass es neben swatkiller.com noch swatkiller.ir im Iran und swatkiller.sy in Syrien gibt. Und es dürfte Sie auch nicht weiter überraschen, dass wegen des Inhalts dieser Website keines dieser Länder darauf brennt, mit uns zusammenzuarbeiten.«
Das wusste Strand bereits. Er hatte die Site schon Stunden vor Crenshaw gesehen und alles versucht, um sie aus dem Netz zu nehmen.
»Wir werden jetzt Folgendes tun, Hillel. Wir werden den Mist vergessen, den Sie mir bei unserer letzten Besprechung aufgetischt haben, und noch einmal ganz von vorn anfangen.«
»Sir …« Strand musste eine Pause einlegen, da sein Mund zu trocken war, um auch nur ein verständliches Wort herauszubekommen.
»Seien Sie bloß vorsichtig«, warnte ihn Crenshaw. Dann ging er um ihn herum und schaltete ein auf dem Schreibtisch stehendes Aufnahmegerät ein. »Denken Sie daran, dass ich jedes Wort auf swatkiller gelesen habe – wie ein paar Millionen andere auch – und zehn meiner Leute gerade dabei sind, die Fakten zu überprüfen.«
»Ja, Sir. Ich verstehe.«
»Sie wissen, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird?«
»Ja.«
»Reden Sie.«
Strand holte tief Luft und versuchte, die Panik zu unterdrücken, die ihm seit ein paar Stunden die Kehle zuzuschnüren drohte. Es war nicht mehr
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