Die letzte Mission
für seinen Sold tun. Sie schickten ihn nach Jordanien, und dort musste er einen Mann töten. Genau genommen waren es sechs Männer. Das war das Ende seiner Begeisterung für die Special Forces. Kaum war er wieder in den Vereinigten Staaten gelandet, hatte er seine Kündigung getippt. Sein befehlshabender Offizier hatte das Blatt zerrissen und ihm gesagt, er solle in zwei Tage wiederkommen. Als er genau achtundvierzig Stunden später erneut im Büro seines Vorgesetzten stand, wartete dort jemand von West Point auf ihn. Plötzlich war er auf dem College.
Da seine Arbeitsmoral zu wünschen übrig ließ, wenn es um etwas ging, das ihn nicht interessierte, machte er sich nicht viel aus der Universitätsatmosphäre. Nach kurzer Zeit hatte er die schlechte Angewohnheit entwickelt, sich in ein Thema hineinzuwühlen und dann heftig mit seinen Dozenten zu diskutieren, was ihn bei der Fakultät nicht gerade beliebt machte. Allein die Vorstellung, dass jemand vor den Studenten stand und ihnen sagte, was sie zu denken hatten, behagte ihm ganz und gar nicht.
Es lief darauf hinaus, dass er ein Problem mit Autoritätsfiguren hatte, was bei einem Soldaten natürlich nicht so gern gesehen wurde. Und daher war er auch wie vom Donner gerührt, als der militärische Nachrichtendienst auf Empfehlung von einigen seiner Ausbilder Kontakt mit ihm aufnahm.
Plötzlich war er ein Spion. Und ein recht guter dazu. Doch sein Privatleben war immer noch eine Katastrophe. Seine Frau hätte es vermutlich eine Identitätskrise genannt. Etwas gefühlsduselig, aber es traf die Sache. Er musste jede Menge Ballast aus seiner Kindheit und Jugend abwerfen, bevor er die Möglichkeiten sah, die seine Freunde von West Point für selbstverständlich hielten.
Als er dann zur liberaleren CIA wechselte und Elise kennen lernte, trug all das Früchte. Erst zu dieser Zeit wurde ihm klar, dass er langsam in den Wahnsinn getrieben wurde, weil er immer versuchte, einen viereckigen Pflock in ein rundes Loch zu hämmern.
Inzwischen war er achtunddreißig und endlich mit sich selbst im Reinen. Er hatte Dinge erreicht, von denen er in seiner Kindheit nicht einmal geträumt hatte. Und jetzt würde er alles verlieren.
FÜNFZEHN
Der Wagen hatte ein paar Dellen und zog stark nach links, aber ansonsten war er perfekt. Mit einem himmelblauen Cadillac Deville Cabrio Baujahr 65 konnte man nicht viel falsch machen. Es war geräumig, hatte eine flotte Beschleunigung und bot Fade jede Menge Gelegenheit, sich den Wind durch sein gerade geschnittenes Haar wehen zu lassen. Er nahm die Bierflasche aus dem Getränkehalter an der Tür und warf einen Blick auf den Tachometer, um sich zu vergewissern, dass er knapp unter der Geschwindigkeitsbegrenzung blieb, während er auf der Interstate 95 nach Norden fuhr.
Aus irgendeinem Grund, den er nicht definieren konnte, fühlte er sich niedergeschlagen. Der Himmel war blau und wolkenlos, der Kofferraum seines schicken neuen Wagens enthielt jede Menge Bargeld, Waffen und Alkohol, und seine Probleme waren so unüberwindbar, dass es gar keinen Sinn hatte, darüber nachzudenken. Was also lag ihm im Magen? Nachdem er noch eine Weile darüber nachgedacht hatte, wusste er es. Matt Egan.
Selbst nach allem, was passiert war, konnte er ihre Freundschaft nicht völlig ignorieren. Egan hatte ihm mehr als einmal die Haut gerettet – zwar nicht dadurch, dass er in einer spektakulären Aktion seinen verletzten Körper durch ein Minenfeld geschleppt hatte, aber es war genauso real gewesen. Für Matt hatte die Sicherheit seiner Männer immer an erster Stelle gestanden. Wenn es einmal brenzlig wurde, gab es nichts Beruhigenderes als Matts Stimme im Kopfhörer. Und wenn man dann genau das tat, was er sagte, schaffte man es auch.
Und dann war da noch Mary Jane.
Fade hatte etwa ein Jahr mit Egan zusammengearbeitet, als erzählt wurde, dass sein Vater im Sterben liege. Außerdem hieß es, er wolle ihn nicht sehen, weil es zwischen den beiden angeblich böses Blut gebe. Fade verstand sich sehr gut mit Egan, und ihm war klar, dass sein Freund diese Entscheidung irgendwann einmal bereuen würde. Also hatte Fade eines Morgens den Rücksitz seiner schrottreifen Corvette mit vier Kisten Bier beladen, war zu Matt Egans Haus gefahren und hatte ihn unter heftigem Protestgeschrei nach Kentucky befördert.
Für einen Fünfundzwanzigjährigen arabischer Abstammung aus Brooklyn war es ein bizarrer Trip gewesen. Egans Familie wirkte auf ihn wie eine Horde zahnloser,
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