Die letzte Mission
überleben.«, Strand machte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus. Der Tod hatte so ganz und gar nichts mit der Welt zu tun, in der er lebte, und er konnte sich wohl nicht vorstellen, dass er sterben könnte. Verstand er eigentlich, dass es hier um wesentlich mehr ging als eine nicht zustande gekommene politische Allianz oder die Einstufung in eine niedrigere Gehaltsstufe? Schwer zu sagen.
»Bei … bei unserem letzten Gespräch habe ich mich im Ton vergriffen«, sagte er. »Ich war verärgert und habe nicht nachgedacht. Sie … Sie hatten Recht.«
Egan starrte ihn eine Weile schweigend an und überlegte, was er tun sollte. Strands Sinneswandel war natürlich aus der Not heraus geboren – er war der Sache nicht gewachsen und begriff wohl so langsam, dass er Hilfe brauchte. Doch Egan wusste, dass das, was er tun musste, einfacher sein würde, wenn er Zugang zu den Ressourcen des Heimatschutzes hatte.
»Wer sind die Ramirez-Brüder?«
Strand schaffte es nicht mehr, sein undurchdringliches Pokergesicht beizubehalten, und es war ihm deutlich anzumerken, dass er überrascht war. An die Presse war kein Wort über die Ramirez-Brüder herausgegeben worden. Noch nicht jedenfalls.
»Hillel, ich habe auch meine Quellen.«
»Die Ramirez-Brüder waren nur ein Vorwand«, antwortete Strand schließlich. »Wenn ich der Polizei gesagt hätte, dass al Fayed vor einigen Jahren ein paar Drogendealer in Kolumbien getötet hat, hätte sie das nicht sehr motiviert …«
»Also haben Sie was zusammengeschustert.«
Strand nickte zögernd. »Ich habe Lauren Informationen über die beiden Ramirez’ und al Fayed zusammentragen lassen, an die niemand hätte herankommen können. Und dann habe ich ihnen einen sehr überzeugenden anonymen Tipp geliefert.«
Jetzt war klar, was passiert war. Strand hatte die Polizei manipuliert und ihr einen falschen Tipp gegeben, der ein paar Männer ins Leichenschauhaus gebracht hatte. Wenn herauskam, dass er etwas damit zu tun hatte, musste er eine wasserdichte Verbindung zwischen Fade und den Ramirez’ nachweisen können, die selbst einer größeren FBI-Untersuchung standhalten würde. Andernfalls würden die pseudopatriotischen Entschuldigungen, die er gestern von sich gegeben hatte, einen feuchten Dreck wert sein.
»Es war ein Fehler«, fuhr Strand fort. »Ich bin davon ausgegangen, dass die Polizisten das Haus stürmen und al Fayed festnehmen. Anschließend hätten wir ihn dann mit Informationen, die seine Unschuld beweisen, wieder aus dem Gefängnis geholt …«
»Wenn er damit einverstanden gewesen wäre, für uns zu arbeiten«, ergänzte Egan.
»Ich habe eine große Verantwortung, Matt. Und Sie auch. Wir sind maßgeblich daran beteiligt, die Sicherheit dieses Landes zu gewährleisten, und Sie wissen genauso gut wie ich, dass al Fayed ein Glücksgriff ist. Ich hatte gar keine andere Wahl, als alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihn zu bekommen. Von der Aktion hätten alle Beteiligten profitieren sollen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass so etwas passieren würde …«
Das stimmte vermutlich, war aber jetzt völlig unwichtig.
»So, wie ich das sehe, Matt, stehen wir beide mit dem Rücken an der Wand. Ich habe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eine Hand voll Polizisten in al Fayeds Haus geschickt, und er hat sie getötet. Aber Sie haben seine Aktivitäten in Kolumbien vertuscht. Man wird Ihnen auf keinen Fall abnehmen, dass Sie nichts mit der Sache zu tun haben.«
»Was das angeht, werde ich mich voll und ganz darauf verlassen können, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun werden, um mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
»Lassen wir es nicht zu einem Krieg kommen, bei dem wir beide nur verlieren können, Matt. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich gar nichts sagen muss. Sie wissen, wie eine staatliche Behörde arbeitet. Es gilt das Prinzip der Kollektivschuld.« Strand schwieg einen Moment. »Entscheidend ist, dass wir zusammen daran arbeiten müssen, die Sache aus der Welt zu schaffen. Das ist für alle das Beste.«
»Für alle«, wiederholte Egan leise. Dann drehte er sich um und sah aus dem kleinen Fenster auf Washington hinunter. Er fragte sich, ob Fade wohl auch dieser Meinung sein würde – irgendwo in einem Grab liegend, in die Geschichte eingegangen als durchgeknallter Polizistenmörder und Drogendealer.
Was sollte er tun?
Er konnte zum Direktor gehen und ihm alles erzählen. Wie würde er reagieren? Nicht sehr verständnisvoll. General Crenshaw war ein
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