Die letzte Mission
darum kümmern würden.«
»In Ordnung, Sir.«
»Gut. Wir ziehen alle an einem Strang, nicht wahr? Und damit eines klar ist: Ich versuche nicht, Matt zu isolieren, ich sage nur, dass alles, was hereinkommt, von mehreren Augen gesehen werden muss – wir können es uns nicht leisten, etwas zu übersehen. Ist das klar? Bill?«
»Alles klar.«
»Aber stimmen Sie mir auch zu? Denn wenn Sie eine andere Meinung dazu haben oder etwas anderes zu diesem Thema zu sagen haben, möchte ich es wissen. Deshalb sind wir hier.«
»Nein, Sir. Ich habe nichts dazu zu sagen. Ich glaube, Sie haben Recht – wir können es uns nicht leisten, etwas zu übersehen.«
ZWEIUNDZWANZIG
Fade setzte das Headset auf und hörte sich die zwölf Nachrichten auf der Mailbox seines Mobiltelefons an. Die Tatsache, dass seine Nummer in keinem Verzeichnis stand, hatte seine etwas einfallsreicheren Bewunderer nicht abhalten können.
Er trank den Rest seines Kaffees aus und lächelte, während ein Mann mit zitternder Stimme eine komplizierte Theorie erläuterte, nach der die Polizei von Außerirdischen unterwandert worden sei, und dann fragte, welche Farbe das Blut der von ihm getöteten Männer hatte. Die zweite Nachricht ging eher in die Richtung »Nieder mit den Cops!«, und er löschte sie sofort, nachdem er sich ein paar Sekunden davon angehört hatte. Nummer drei war ein Reporter: »Mr al Fayed, mein Name ist Kevin Swale. Ich bin von der Washington Post und würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Ich weiß, dass Sie das vermutlich nur höchst ungern tun, aber wenn Sie sich einige meiner Artikel ansehen, werden Sie feststellen, dass ich für eine sehr ausgewogene Berichterstattung bekannt bin. Es würde Ihnen sicher nicht schaden, wenn die Öffentlichkeit Ihre Version des Vorfalls …«
Fade löschte die Nachricht und übersprang einige andere, bis er die beruhigende Stimme eines Polizeipsychologen hörte, der eigentlich nicht viel zu sagen hatte. Dann noch ein paar Polizistenhasser. Das war alles.
Am Morgen hatte er eine Nachricht erhalten, nach der er einer der vier apokalyptischen Reiter sei und der Tod der Polizisten in der Offenbarung des Johannes vorhergesagt worden sei. Oder war es Nostradamus gewesen? Einer von beiden.
»Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«
Fade nahm die Hörkapsel aus dem Ohr und sah die Kellnerin an. Es war Samstag, und er war der einzige Gast in dem kleinen Internetcafé, das er in der Nähe der Columbia University gefunden hatte. Seine Tarnung war recht gut, aber er sah ziemlich dämlich aus. Vor dem Kunststudenten mit dem fotografischen Gedächtnis für Gesichter, der mit dem Finger auf einen zeigte und zu schreien anfing, war er allerdings nicht gefeit.
»Der war nicht schlecht«, sagte er, während er auf die leere Kaffeetasse wies. »Aber ich hätte gern etwas Stimmungsvolleres. Eines von diesen Latte-Mocha-Irgendwas-Dingern.«
Sie sah etwas verdutzt aus.
»Bringen Sie mir einfach etwas, das furchtbar aufwändig und teuer ist.«
Sie zuckte mit den Achseln und ging zur Theke, sodass er sich wieder dem Computerbildschirm vor sich widmen konnte. Das Internet hatte sich als herbe Enttäuschung herausgestellt. Nach dem ganzen Rummel, den man darum gemacht hatte, war er davon ausgegangen, dass er lediglich Strands Namen in eine Suchmaschine eingeben musste und dafür den größten Teil seiner Lebensgeschichte bekam. Die traurige Wahrheit war, dass seine Suche lediglich eine kurze Biografie von ihm aufstöberte, auf der Webseite einer Konferenz, bei der Strand einmal einen Vortrag gehalten hatte.
Jetzt wusste er immerhin, dass Strand neunundvierzig Jahre alt war, unverheiratet, in Harvard studiert hatte und zurzeit Vorlesungen an der Georgetown University besuchte. Er war bei der NASA gewesen und dann zum Heimatschutz gewechselt, wo er an »Geheimprojekten« arbeitete. Geboren worden war er im Großraum Chicago, wo es zahllose Strands gab, die vielleicht mit ihm verwandt waren – oder auch nicht. In Washington und Umgebung wohnten noch mehr Strands, aber Fade konnte keinen einzigen Hillel finden. Eigentlich spielte es auch keine Rolle. Es war sehr unwahrscheinlich, dass Strand zu Hause darauf wartete, erschossen zu werden.
Der Anruf bei ihm war dumm gewesen. Er hatte ihn gewarnt. Doch Fade bereute es nicht. Er wollte, dass Strand Angst hatte. Dass er davon verzehrt wurde.
Die Kellnerin stellte ein großes Glas mit einem kunstvoll verwirbelten Getränk auf den Tisch neben ihm. Ein großer Schluck brachte ihm
Weitere Kostenlose Bücher