Die letzte Mission
einen Schnurrbart aus Schlagsahne und eine verbrannte Zunge ein, weshalb er das Glas erst einmal abstellte und seine Aufmerksamkeit wieder dem Computer widmete.
Am wahrscheinlichsten war, dass Strand ein paar Elitesoldaten zu seinem Schutz angefordert hatte und ab jetzt entweder im Büro wohnte oder sich an einem »geheim gehaltenen Ort« aufhielt. Das ließ Fade nicht viele Möglichkeiten. Er konnte den Sitz des Heimatschutzministeriums observieren, in der Hoffnung, dass Strand noch dort war und irgendwann das Gebäude verließ, doch das schien ihm zu offensichtlich und zu gefährlich.
Dieser Recherchekram war zum Kotzen. Mühsam, zeitraubend und kompliziert. Früher hatte sich immer Matt darum gekümmert. Was auch gut gewesen war. Wenn sich Fade darum gekümmert hätte, wären er und sein Team vermutlich mitten in Syrien gelandet und hätten einheimische Bauern fragen müssen, wo es in den Irak ging.
Fade brauchte nicht lange darüber nachzudenken, was Egan jetzt tun würde. Er würde sich nicht im Büro verstecken. Das war nicht sein Stil. Nein, er war jetzt irgendwo da draußen und heckte einen hinterhältigen Plan aus, um ihn aufzuspüren und in den Rücken zu schießen. Was nicht heißen sollte, dass Fade keinen Respekt vor einer solchen Methode hatte. Es war klug und verlieh dem Ganzen einen zusätzlichen Reiz, den er gut gebrauchen konnte …
Er trank noch einen Schluck Kaffee – dieses Mal etwas vorsichtiger – und rief sich wieder einmal ins Gedächtnis, dass Matt nicht höchste Priorität hatte. Ganz oben auf seiner Liste stand Hillel Strand, und wenn er ihn erwischen wollte, musste er sich konzentrieren.
Was sollte er als Nächstes tun? Es gab mit Sicherheit Leute, die das Internet und öffentliche Archive nutzen konnten, um einschließlich seiner Lieblingsfarbe alles über Strand herauszufinden, aber er gehörte nicht dazu. Vielleicht sollte er einen von diesen Spinnern zurückrufen, die die Nummer seines Mobiltelefons herausgefunden hatten, und ihn um Rat bitten.
Oder vielleicht war es besser, Isidro anzurufen und ihn zu fragen, wie er mit dem Cadillac vorankam …
Nein. Keine Entschuldigung mehr. Es war jetzt schon schwierig genug, aber es würde noch schwieriger werden, wenn Egan und die Polizei ihm auf den Fersen waren. Und an seinen Rücken musste er auch denken. Die Auseinandersetzung mit dem SWAT-Team war nicht gerade gesundheitsfördernd gewesen, und er wartete immer noch darauf, dass das Gefühl in seinem rechten Fuß zurückkehrte. Seine Zielpersonen zu verfolgen würde etwas kompliziert werden, wenn seine Beine nicht mehr funktionierten.
Jemand – vermutlich war es Egan gewesen – hatte ihm einmal gesagt, dass manche Pizzalieferdienste Geheimnummern von Telefonanschlüssen sammelten und dann an private Detekteien verkauften. Vielleicht war das eine Möglichkeit. Er grinste und versuchte sich vorzustellen, wie er einem pickeligen Jungen eine Waffe an den Kopf hielt und Zugang zur Datenbank der Firma verlangte. Oh, und eine Pizza mit Salami und schwarzen Oliven bitte.
Bei Amazon fand er eine Reihe von Büchern, die sich mit Personensuche beschäftigten und Themen wie Grundbucheinträge, Kreditauskünfte und Listen von Highschool-Klassentreffen behandelten, aber diesen Unsinn wollte er sich nicht antun. Schließlich war er ja kein Bibliothekar.
Karen Manning. Sie würde ihm helfen können. In den Nachrichten wurde sie nicht nur als eine Art gut aussehender weiblicher Rambo dargestellt, sondern auch als klug genug, um diesen Versager zu finden, der Virginia unsicher machte und eine junge Frau nach der anderen umbrachte.
In der Zeitung, die neben ihm lag, fand Fade einen sehr unfairen und nicht gerade schmeichelhaften Artikel über sie. Er schüttelte den Kopf. Sie hatte sich für einen Beruf entschieden, bei dem sie ihr Leben aufs Spiel setzte, um anderen zu helfen, und jetzt musste sie sich dafür auch noch beschimpfen lassen. Er fragte sich, wie viele Reporter in die von ihm geschaffene Todeszone gefahren wären, um zu versuchen, ihre Kameraden zu retten.
Er wollte nach seinem Kaffee greifen, doch dann fing er an, darüber nachzudenken, welch sonderbare Wendungen des Schicksals ihn und Karen zusammengewürfelt hatten. Er hätte sich entscheiden können, die »Vergewaltigung« der jungen Araberin zu ignorieren und stattdessen direkt zu seinem Treffpunkt zu gehen. Karen hätte bei der Polizei kündigen und zum Militär gehen können, wo man eine Frau wie sie darin bestärkt hätte,
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