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Die letzte Nacht der Unschuld

Die letzte Nacht der Unschuld

Titel: Die letzte Nacht der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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war im Hotel de Paris verschwunden. Er hatte ihr nachgesehen, wie sie geflohen war. In ihrer Hast wäre sie fast vor ein Auto gerannt.
    Er nickte dem Portier knapp zu, der eilfertig die Eingangstür für ihn aufzog. Sukis Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Die Kleine war überhaupt nicht dein Typ … wirklich farblos und langweilig …
    Mit Ersterem hatte Suki recht. Colleen Edwards war anders als die anderen Frauen, die er sonst in sein Bett geholt hatte. Dennoch … etwas an Colleen Edwards zog ihn an. Als hätte sich eine Angel in seinem Hirn eingehakt, die jetzt eingeholt wurde. Er war sicher, dass er mit ihr geschlafen hatte.
    Und dass es eine erinnerungswürdige Erfahrung gewesen war. Eine wiederholungswürdige. Vor allem, wenn es ihm helfen sollte, sich zu erinnern.
    Die Empfangsdame sah von ihrem Monitor auf und stutzte, als sie erkannte, wer vor ihr stand.
    „Könnten Sie mir bitte die Zimmernummer von Colleen Edwards nennen?“
    Ihr hübscher, pink angemalter Mund stand offen, mit unverhohlener Bewunderung starrte sie ihn an. Es dauerte einen Moment, bevor sie sich gefasst hatte und antworten konnte. „ Pardon , Signor Maresca, aber ich weiß nicht, ob ich …“
    „Ich hoffe, dass Miss Edwards da anderer Meinung ist.“ Er senkte die Stimme, sah ihr in die Augen und lächelte. „Bitte, tun Sie mir den Gefallen.“
    Röte schoss in ihre Wangen, dann flogen ihre Finger über das Keyboard. Für einen kurzen Moment verspürte Cristiano grimmige Zufriedenheit. Es war lange her, seit er zuletzt geflirtet hatte. Offenbar funktionierte es also noch. Hoffentlich war auch Colleen Edwards so leicht zu beeindrucken.
    Denn für ihn war sie die letzte Hoffnung. Damals hatte er mit ihr geschlafen. Wenn er jetzt mit ihr schlief, würde er die verlorenen vierundzwanzig Stunden vor dem Unfall zurückgewinnen.
    Das war’s dann also. Nach vier Jahren des Wartens, Hoffens und Träumens war es nun endgültig vorbei.
    Mit zitternden Fingern schob Colleen die neuen teuren Kosmetika, die Lizzie so sorgfältig ausgesucht hatte, achtlos in die Kulturtasche. Das viele Geld, für nichts und wieder nichts ausgegeben.
    Sie unterdrückte ein Schluchzen. Was war Geld schon im Vergleich zu vier Jahren ihres Lebens?
    Aufgebracht warf Colleen ihren Koffer auf das Bett. Keine Sekunde länger würde sie damit vergeuden, einem Mann hinterherzutrauern, der sich nicht einmal daran erinnerte, mit ihr geschlafen zu haben. Er war nur ein oberflächlicher Playboy, mit Augen wie schwarzes Eis und einem Herzen aus Stein.
    Tränen schnürten ihr die Kehle zu, Tränen, die sie noch nicht weinen konnte. Nicht, solange Erniedrigung, Wut und Bitterkeit noch so frisch waren.
    Und das Verlangen.
    Sie ballte die Fäuste. Ihr Blick fiel auf ihr Abbild im Spiegel. Die Augen standen riesengroß in ihrem Gesicht, das Make-up war verschmiert, ihre Lippen unnatürlich rot und geschwollen.
    Von dem Kuss.
    Colleen presste die Hand auf ihren Mund. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Nicht nur heute Abend, dass sie ihn geküsst hatte, sondern die letzten vier erbärmlichen Jahre! All die einsamen Nächte, in denen sie sich nach ihm gesehnt hatte, sich an seine Küsse, an seine Liebkosungen und Blicke erinnert hatte …
    An seine Worte.
    Es ist nicht vorbei. Letzte Nacht war erst der Anfang. Warte auf mich.
    Nun, sie hatte gewartet. Sie hatte gehofft und sich eingeredet, der Unfall wäre der Grund, weshalb er nicht zu ihr kam. Dass er an sie dachte, so wie sie an ihn dachte, er aber nicht die Möglichkeit hatte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.
    Vier Jahre lang hatte sie einem Mann nachgeweint, der so nicht existierte.
    Wenigstens war der heutige Abend nicht völlig umsonst gewesen. Jetzt wusste sie, dass Cristiano Maresca nicht der Mann war, den sie ihrem Sohn als Vater wünschte. Nur gut, dass sie ihm den Brief nicht übergeben hatte. Alexander würde es ohne ihn besser ergehen.
    Eine Träne hing eine Sekunde an Colleens Wimpern und tropfte schließlich auf den Teppich. Cristiano verdiente es nicht, Alexander kennenzulernen. Es brauchte mehr als eine Nacht voller leidenschaftlichem Sex, mehr als Gene und Chromosomen, um Vater zu sein, nämlich Liebe, Selbstlosigkeit und Hingabe. Einfach … da sein.
    Cristiano Maresca hatte nichts davon vorzuweisen.
    Colleen zog ihre Sachen aus dem Schrank, um den Koffer zu packen. Das Klopfen an der Tür ließ sie leicht zusammenzucken. Das musste der Empfangschef mit den Informationen über ihren Rückflug sein.

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