Die letzte Nacht der Unschuld
steif und angespannt war.
Cristiano biss die Zähne zusammen, als die Welle der Lust über ihn schwappte. Er brauchte jede Unze der eisernen Selbstdisziplin, die er sich in den letzten vier Jahren anerzogen hatte. Vorsichtig schob er Colleen von sich weg.
Sie schaute direkt in sein Gesicht. „Du bist wirklich hier …“, hauchte sie. Und dann berührten sich plötzlich ihre Lippen.
Colleen befand sich in einem Schwebezustand zwischen Wachen und Träumen. Nur verschwommen nahm sie das Zimmer, das Bett, den Duft des Holzfeuers und das silberne Mondlicht wahr. Die unbegreifliche Empfindung des Kusses überwältigte sie. Noch immer steckte die Angst in ihr, dass alles nur ein Traum sein könnte. Es trieb sie an, dieses Gefühl festzuhalten und so lange wie nur möglich auszukosten. Sie schob die Finger in sein Haar, strich fiebrig über seinen Rücken, spürte, wie seine Muskeln unter ihren Handflächen zuckten …
Er riss sich von ihr los und sah sie mit glühenden Augen an. „Colleen …?“
Tausend Fragen, enthalten in diesem einzigen Wort. Wie oft hatte sie von ihm geträumt und war dann allein aufgewacht? Doch jetzt war er hier, und dieses Wunder verlieh ihr eine für sie völlig untypische Forschheit. Sie wollte ihn. Sie hatte ihn schon so lange gewollt, dass ihr Körper vor Verlangen schrie. Der Schrei würde erst verklingen, wenn Cristiano endlich ihr Innerstes erfüllte.
Ihr Blick haftete auf seinem Gesicht. Es wirkte wie aus Stein gemeißelt, kühl und ausdruckslos. Doch sie konnte das dunkle Glühen in seinen Augen erkennen. Dieses Glühen ließ ihr das Blut wild durch ihre Adern rauschen. Sie hob die Hände und begann mit bebenden Fingern, an den Knöpfen seines Hemdes zu nesteln und legte dann die samtene Haut seines Oberkörpers frei.
Mit einem unterdrückten Fluch fasste er nach ihren Fingern. „Ist es das, was du willst?“, knurrte er rau.
„Ja“, flüsterte sie atemlos. „Ich will dich.“ Sie zog ihre Hände zurück, um sie um sein Gesicht zu legen und ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich will, dass du dich erinnerst.“
Einen Moment lang blickten sie einander stumm an, dann presste Cristiano mit einem Stöhnen seinen Mund auf ihren. Der stille Raum füllte sich mit den Geräuschen ihres Atems, mit dem Rascheln von Satin und Colleens leisen Seufzern, als sie Cristianos Hand an ihren Schenkeln fühlte.
Das Bett war groß und weich, die silbrige Nacht um sie herum hatte längst aufgehört zu existieren. Ihre Finger begegneten sich, als sie beide nach der Schnalle von Cristianos Gürtel fassten. Colleen hob ihre Hüften, wollte sich verzweifelt von der Barriere befreien lassen, die ihr winziger Seidenslip darstellte. Nackt streckte sie sich auf dem Federbett aus, ihre Haut sehnte sich danach, von seinen Händen berührt zu werden – jeder Zentimeter, überall. Sie wollte ihn, wollte alles von ihm, mit einer nie gekannten Dringlichkeit.
Und er verstand. Mit seinen Fingern berührte er die Innenseiten ihrer Schenkel. Große Hände, starke Hände … erfahrene Hände, die sie vor Lust erzittern ließen. Sein Gesicht war direkt vor ihr. Ihre Lippen trafen sich gierig, bevor er den Kopf wieder hob und in ihre Augen schaute, während er in sie eindrang.
Endlich! Gleißende Erleichterung, erschütternde Euphorie und grenzenlose Erregung vertrieben jeden Gedanken aus Colleens Kopf. Sie krallte die Finger in Cristianos Haar, als der Rhythmus ihres Liebesspiels immer stürmischer wurde.
Immer weiter trieben sie ihre Leidenschaft voran. Colleen fühlte Cristiano innehalten, während auch für sie die Zeit für einen endlosen Moment stehen blieb. Dann stürzte sie sich mit einem Lustschrei zusammen mit ihm erneut in die Ekstase.
5. KAPITEL
Der Morgen graute, das erste Licht färbte den Himmel mit einem sanften Hauch von Rosa. Colleen sah zu, wie die letzten Sterne verschwanden und der Mond mehr und mehr verblasste, bis er nur noch wie ein verwischter Fingerabdruck am Himmel hing.
Sie hatte wenig geschlafen, war noch im Dunkeln aufgewacht und hatte zugesehen, wie der Raum sich langsam zu einem Bild zusammensetzte – eine niedrige offene Decke mit schweren Holzbalken, holzvertäfelte Wände, rustikale Möbel.
Cristianos Arm lag über ihrer Hüfte, eine Hand auf ihrer Brust. An ihrem Rücken spürte sie die Wärme seines Körpers. Colleen fühlte sich matt und zufrieden, so als hätte sich ihr Verstand von der sinnlichen Erfahrung der letzten Nacht zurückgezogen und den Empfindungen freien
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