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Die letzte Nacht der Unschuld

Die letzte Nacht der Unschuld

Titel: Die letzte Nacht der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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auf sie reagiert – vor allem sein Körper. Wusste sein Körper etwas, woran sich sein Gehirn nicht mehr erinnerte?
    Ihm blieben die nächsten achtundvierzig Stunden, um das herauszufinden.
    Noch sechs Wochen bis zum Saisonbeginn. Ausgerechnet jetzt den straff organisierten Trainingsplan zu unterbrechen, war ein riskantes Unterfangen. Der Himmel allein wusste, was Silvio ihm zu sagen hatte, wenn er es herausfand. Doch letztendlich hatte Cristiano keine Wahl. Er würde alles unternehmen, alles aufs Spiel setzen, um sein Leben zurückzubekommen.
    Denn es gab nichts anderes für ihn.
    Mit sechzehn war er auf dem besten Wege gewesen, sich selbst zu zerstören. An einem schwülen Sommerabend hatte er Silvios Auto vor dem Theater in Neapel stehen sehen und es kurzgeschlossen. Hätte Silvio damals nicht das Potenzial in den Augen des Teenagers gesehen, das sowohl seiner Mutter als auch den Nonnen in der Schule völlig entgangen war, wäre Cristiano schon vor langer Zeit hinter Gittern gelandet. Oder tot.
    Autorennen waren nicht nur sein Beruf, sie waren sein Leben. Mit ihnen konnte er der Welt beweisen, dass er nicht der Verlierer war, für den ihn alle gehalten hatten. Die Siege waren seine Wiedergutmachung, dass er das Leben seiner Mutter ruiniert hatte. Und seine Ehrenrettung.
    Der Mond verwandelte die Straße nun in ein silbernes Leuchtband. Schneekristalle glitzerten am Straßenrand wie Berge von Diamanten. Irgendwann kam das Hinweisschild zu dem exklusiven Skiressort in Sicht, in dem Francine Fourniers Chalet lag. Als Cristiano von der Hauptstraße abbog und den schmalen Bergpass hinauffuhr, bewegte sich Colleen im Schlaf, drückte den Rücken durch, so als kämpfe sie gegen den einengenden Sicherheitsgurt an. Sie drehte sich, und ihr Kopf fiel auf Cristianos Schulter.
    Er versteifte sich abrupt. Zu dem dumpfen Pochen in seinem Kopf gesellte sich jetzt viel stärker das Pulsieren in seinen Lenden, das er schon seit vier Stunden zu ignorieren versuchte. Mit gerunzelter Stirn konzentrierte er sich auf die verschneite Straße und suchte nach Francines Hütte …
    Da! Chalet Les Pins. Grazie a Dio .
    Eine Lampe erhellte das Schild am Gatter, im goldenen Schein rieselten dicke Schneeflocken zu Boden. Cristiano kämpfte gegen die Erschöpfung, als er die letzten zweihundert Meter zum Haus zurücklegte und den Motor abstellte.
    Steif stieg er aus dem Wagen aus, achtete darauf, die Tür nicht zu weit zu öffnen, damit Colleen nicht von einem Schwall kalter Luft aufgeweckt wurde. Er holte das Gepäck aus dem Kofferraum und ging zur Hüttentür, schloss auf, schaltete das Licht ein und stellte die Koffer bei der Tür ab. Dann ging er wieder zum Wagen zurück.
    Er zog die Beifahrertür auf. Colleen rührte sich nicht, selbst die Kälte weckte sie nicht auf. Cristiano brachte es nicht über sich, sie aufzuwecken. Vorsichtig hob er sie aus dem Auto und fühlte einen jähen Anflug von Lust, als er ihren warmen Körper sacht an seine Brust drückte. Mit einem Fuß trat er die Wagentür zu.
    Ihre Lider flatterten. „Was …?“
    „Alles in Ordnung.“ Seine Stimme hallte in der stillen Nacht wider. „Wir sind da. Schlaf weiter.“
    Im Haus war es warm. Die Vordertür führte direkt in einen großen Wohnraum. Es gab einen offenen Kamin mit einem Sofa davor, mehrere weiche Teppichläufer auf den Holzbohlen und den heimeligen Duft von Holzfeuer und Tannenharz. Doch das alles nahm Cristiano nur kurz wahr, während er auf die Treppe zusteuerte. Für einen Moment verspürte er Francine Fournier gegenüber endlose Dankbarkeit.
    Oben auf dem Treppenabsatz stieß er die erste Tür auf. Mondlicht erhellte den Raum, in dem ein großes Bett stand. Sanft legte Cristiano Colleen darauf ab und spürte, wie sie sich versteifte, als er sie losließ.
    Sie holte scharf Luft und versuchte, sich aufzusetzen. Enttäuschung flackerte auf ihrem Gesicht auf. „Cristiano …“
    „Ich bin hier.“ Instinktiv hatte er leise gesprochen.
    Sie hob die Lider. Ihre Augen waren angefüllt mit Trauer – und mit Tränen. Für einen Moment starrte sie voller Kummer auf sein Gesicht. Als sie die Lider wieder schloss, liefen die Tränen über ihre Wangen.
    „Colleen …“ Sein Herzschlag stockte. Ohne nachzudenken, legte er sich zu ihr auf das Bett und zog sie in seine Arme, drückte seine Lippen an ihr Haar und murmelte tröstende Worte. Ihr Haar roch sauber und süß, und ihr Körper fühlte sich weich und warm an.
    Im Gegensatz zu seinem eigenen Körper, der

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